Mehr Transparenz für mehr Verbraucherakzeptanz

Über 130 Landwirte beim 5. Forum Landwirtschaft der Volksbank Niederrhein

SONSBECK. Bereits zum fünften Mal hatte die Volksbank Niederrhein zum „Forum Landwirtschaft“, bei dem aktuelle landwirtschaftliche Fachthemen ebenso im Vordergrund stehen wie der offene Meinungs- und Erfahrungsaustausch, in das Sonsbecker Waldrestaurant „Höfer“ eingeladen. Vorstandsvorsitzender Guido Lohmann konnte bei seiner Begrüßung über 130 anwesende Landwirte begrüßen.

Freuten sich über die rege Teilnahme am Forum: Prof. Dr. Ulrich Nöhle und Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein. Foto: privat
Freuten sich über die rege Teilnahme am Forum: Prof. Dr. Ulrich Nöhle und Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein. Foto: privat

Nach wie vor habe die Landwirtschaft in Deutschland eine sehr hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Doch: „Die reinen Produktionswerte der Landwirtschaft werden in der weiteren Wertschöpfungskette über die Verarbeitung bis zum Handel um ein Vielfaches gesteigert – allerdings weitestgehend am Portemonnaie der Landwirte vorbei“, so Guido Lohmann. Das wirtschaftliche Umfeld sei in den letzten Jahren von einem rasanten Verfall bei den Ferkel- und Schlachtschweinepreisen, wie auch bei der Milch geprägt gewesen. Die sich jetzt andeutende Erholung bei den Milchpreisen sollte unbedingt genutzt werden, Liquidität aufzubauen und damit die Krisensubstanz zu stärken.

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So lägen die Unternehmensergebnisse in der Landwirtschaft im Durchschnitt bei nur noch 43.000 Euro pro Betrieb, wovon fast 60 Prozent aus EU-Direktzahlungen resultierten – es müssten jedoch mindestens 60.000 Euro erzielt werden. In Anbetracht dieser Situation appellierte Guido Lohmann auch an die Bereitschaft der Verbraucher, mehr Geld für gute Produkte auszugeben. „Wenn jeder von uns bereit wäre, nur einige Cent mehr auszugeben, würden nicht so viele junge Betriebsleiter vor der Entscheidung stehen, den Familienbetrieb weiterzuführen oder der Landwirtschaft den Rücken zuzukehren.“

Doch zwischen den Verbrauchern mit ihren steigenden Anforderungen an die Landwirte und der Akzeptanz der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit klaffe ein großes Loch. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe sind nicht nur Produzenten qualitativ hochwertiger Lebensmittel. Für sie stehen auch Nachhaltigkeit, Energieerzeugung, Erhalt von Kulturlandschaften und Umweltschutz im Fokus. Forderungen nach vermehrter Transparenz, Rückverfolgbarkeit und steigendem Tierwohl seien selbstverständlich nachvollziehbar und absolut erstrebenswert, müssten sich aber auch für die Landwirte lohnen“, so Lohmann.

Als Gastreferenten hatte die Volksbank Professor Dr. Ulrich Nölle eingeladen. Er referierte zum Thema „Tier wohl – Menschenwohl – doppelte Moral: Kommunikation in der medialen Überflussgesellschaft“ und führte dabei den aufmerksamen Zuhörern vor Augen, wie schnell Lebensmittelskandale entstehen können und wie kritisch die Verbraucher darauf reagieren. „Massentierhaltung ist in der modernen Landwirtschaft der Normalfall! Das müssen Landwirte offensiv kommunizieren. Dem Verbraucher muss klar werden, dass das Werbefernseh-Idylle von der Kuh auf der grünen Wiese nicht mehr der Realität entspricht“, so Nölle. Und im Bezug auf das Tierwohl betont er: „Wer Fleisch essen will, für den müssen Tiere getötet werden. Und ihm muss auch gezeigt werden, wie das heute in den Schlachthöfen geschieht.“

Weiterhin kritisierte er aber auch die Verbraucher, denen er eine doppelte Moral vorwarf. „Der Verbraucher will Bio, aber kauft Billigware beim Discounter; er beschwert sich über Massentierhaltung und erwartet gleichzeitig das Sonderangebot an der Fleischtheke“, so Nöhles Erkenntnis. Deshalb sei seiner Meinung nach Transparenz der Arbeitsabläufe bei der Produktion und Herstellung von Lebensmitteln und die daraus resultierende Kommunikation für mehr Verbraucherakzeptanz zwingend notwendig.

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