Leerstehenden Ladenlokalen wieder Leben „einhauchen“

Mit „Kill“-Projekt soll das Gebäude-Leerstandsmanagement beflügelt werden

ALPEN. Wer versucht, hinter ein Schild mit der Aufschrift „Ladenlokal zu vermieten“ ins Innere des Lokals zu blicken, sieht in den meisten Fällen gähnende Leere, nackte Wände und dunkle, verlassene Räume. Nicht gerade das, womit sich eine Stadt vor potentiellen Interessenten präsentieren möchte. Doch was kann man dagegen tun? Ortrud Hein aus Alpen hat die Antwort: „KILL“.

Hereinspaziert! Ortrud Hein freut sich über Besuch im normalerweise leerstehenden Ladenlokal. „Mir ist an einem netten Gespräch mehr gelegen als am Verkauf meiner Kunstwerke“, sagt sie, die sich mit ihren Projekt „Kill“ für die Attraktivität von Städten und Gemeinden einsetzt. NN-Foto: Anastasia Borstnik
Hereinspaziert! Ortrud Hein freut sich über Besuch im normalerweise leerstehenden Ladenlokal. „Mir ist an einem netten Gespräch mehr gelegen als am Verkauf meiner Kunstwerke“, sagt sie, die sich mit ihren Projekt „Kill“ für die Attraktivität von Städten und Gemeinden einsetzt. NN-Foto: Anastasia Borstnik

„Ich weiß, dass das Wort provozierend wirkt“, sagt die Alpener Künstlerin. Und das ist auch gewollt. „Eigentlich steht es für ,Kunst in leerstehenden Ladenlokalen‘, aber man kann es auch im übertragenden Sinne verstehen“, sagt sie, die die Aktion vor acht Jahren ins Leben gerufen hat. In Moers, wo sie im ehemaligen Spaethe-Haus rund viereinhalb Jahren ihre Werke ausstellte, kam das Projekt bereits sehr gut an. Nun stellt sie ihre Werke seit nunmehr zehn Wochen an der Lindenallee in Alpen, wo vorher eine Tanzschule gewesen ist, aus, um auf eine bestimmte Problematik hinzuweisen: Leerstehende Ladenlokale tun keiner Stadt oder Gemeinde gut, vielmehr senken sie deren Attraktivität. Mit ihrem Konzept soll diese Verödung „getötet“ werden. Wie das geht? „Leere und dunkle Ladenlokale verscheuen potenzielle Kunden. Brennt Licht im Ladenlokal und es gibt was zu sehen, lockt es Neugierige direkt an“, erklärt sie. Und die Idee geht auf: Innerhalb von wenigen Minuten bleiben mehrere Personen vor dem Schaufenster stehen und begutachten die darin ausgestellten Sachen.
„Ich finde, dass ist ein interessanter Ansatz, um in Gegenden wie Alpen, aber auch Rheinberg und Xanten und auch Veen, das Gebäude-Leerstandsmanagement zu beflügeln“, äußert CDU-Ratsmitglied Herbert Oymann und meint: „Zur Nachahmung empfohlen!“
Das sieht Hein genauso: „Sinn der Aktion ist es nicht, dass ich in erster Linie meine Werke verkaufe, sondern das das Lokal so schnell wie möglich wieder vermietet wird, denn Leerstand ist nicht nur in Alpen ein Problem.“ Der Verkauf ist vielmehr ein schöner Nebeneffekt für sie. Es kommen zwar deutlich weniger Interessierte in das Alpener Ladenlokal als in Moers, aber Hein weiß: „Wer einmal hier war, kommt auch ein zweites Mal.“ Doch sie stelle fest, dass die Hemmschwelle noch sehr groß ist, um den Laden zu betreten. „Die Neugier passiert draußen“, sagt die Ausstellerin. Deshalb freut sie es umso mehr, wenn jemand den Schritt ins Lokal wagt und sich „nur umschauen möchte“. Ihm werden unter anderem gefaltete Buchkunst, Objektkunst, modische Seidenstoffe und individueller Schmuck geboten – alles Unikate, wie Hein betont.
Gerne kann man mit ihr auch über ihre Kunst und das Projekt sprechen, ohne etwas zu kaufen. „Oft frage ich die Leute, was hier reinkommen sollte und die meisten antworten, eine Bäckerei“, erzählt sie. Das sieht sie kritisch: Schließlich gebe es schon rund neun Bäckereien in der Nähe. „Ich weiß nicht, was hier rein sollte, aber ich finde, Alpen muss sich mit etwas abheben von den anderen und mit Sachen punkten, die die Stadt ausmacht“, ist Heins Meinung zum Gebäude-Leerstandsmanagement.
Und solange sich kein neuer Mieter ankündigt, bleibt sie im leerstehenden Lokal und kann zu bestimmten Öffnungszeiten (montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, außer Mittwoch, und nach Vereinbarung) persönlich vor Ort angetroffen werden.

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