Maren Haukes-Kammann (2. vr) unterstützt seit dem 1. Dezember ihre Kolleginnen von der Frauenberatungsstelle Impuls: Maria Peeters, Hildegard Wolff und Marion Claaßen (vl). NN-Foto: CDS

GOCH. Die Ereignisse der Silves­ternacht in Köln haben vieles verändert; sexualisierte Gewalt rückte stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit und mehr Frauen fassten den Mut, über solche Vorfälle zu sprechen.
Diese Erfahrung hat die Frauenberatungsstelle Impuls gemacht, die Hilfesuchende in Goch, Kleve, Emmerich und Geldern berät: „Im Januar und Februar haben wir eine ,Welle‘ gespürt“, erzählt Maria Peeters. Bis Ende November haben aktuell 37 Frauen die Beratung in Anspruch genommen, 18 von ihnen sind vergewaltigt worden.

Seit dem 1. Dezember wird das Team nun von Maren Haukes-Kammann unterstützt. Das Land Nordrhein-Westfalen hat der FBS Impuls Mittel für die Einrichtung einer zusätzlichen halben Stelle zur Verfügung gestellt. Zusammen mit Marion Claaßen gibt es jetzt eine ganze Stelle für den Bereich sexualisierte Gewalt. Maren Haukes-Kammann wird für Impuls hauptsächlich in Emmerich tätig sein. Die 40-Jährige ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin und war zuvor bei der Caritas in Kleve angestellt. Ihr Schwerpunkt war die Arbeit mit Familien, jungen Frauen und alleinerziehenden Müttern. Vier Jahre lang hat sie zudem beim Verein „Zukunft ohne Zoff“ eine Männergruppe geleitet, bei der es um häusliche Gewalt ging. „Überwiegend werden uns die Männer von der Justiz zugewiesen, es gibt aber auch ,Selbstmelder‘“, berichtet sie.

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Das Tabu bei sexualisierter Gewalt sei immer noch sehr groß, berichten die Beraterinnen. „Viele Frauen versuchen, es mit sich selbst auszumachen“, weiß Hildegard Wolff. Oft komme der Täter aus dem näheren Umfeld; der „Klassiker“ seien Beziehungstaten, zum Beispiel nach Trennungen. Wichtig sei es, den Frauen Bewältigungsstrategien zu vermitteln. „Die Geschichte brauchen wir nicht zu kennen; wir klären auf, wie der Körper in traumatischen Situationen reagiert, dass es zu ,Flashbacks‘ kommen kann und wir zeigen auf, wie Frauen die Verunsicherung wieder überwinden können“, beschreibt Hildegard Wolff den Ablauf der Beratung.
Intensiv wird mit den Betroffenen auch darüber gesprochen, ob sie Anzeige erstatten wollen. Denn liegt die Tat schon länger zurück und fehlen verwertbare Spuren und/oder Zeugen, ist ein Verfahren sehr schwierig. „Wenn Frauen die Tat anzeigen, passiert das meist ziemlich direkt“, so Marion Claaßen. Die FBS Impuls will sich deshalb auch weiterhin für die Möglichkeit der anonymen Spurensicherung im Kreis Kleve einsetzen. Bei dieser Vorgehensweise können Frauen im Krankenhaus gerichtlich verwertbare Spuren sichern lassen, die dann zehn Jahre lang aufbewahrt werden. Dazu muss die Polizei zunächst nicht eingeschaltet werden. Eine Anzeige wäre aber innerhalb dieser zehn Jahre noch möglich.

Ein anderes „Dauerbrenner“-Thema ist die Finanzierung der Beratungsarbeit. Theoretisch hätte Impuls sogar eine ganze neue Stelle einrichten können, doch das hätte den finanziellen Rahmen gesprengt.
Denn: 85 Prozent der Personalkosten und eine Sachkostenpauschale trägt das Land; dazu kommen noch kommunale Zuschüsse. Die fehlenden Mittel muss die FBS Impuls selber aufbringen. Für 2017 sind das 8.500 Euro, die zusätzlich erwirtschaftet werden müssen. Eine Möglichkeit, die Arbeit zu unterstützen, ist die Aktion „1 Quadratmeter Mut“. Sponsoren können durch Raumpatenschaften symbolisch Mietkostenanteile für die FBS Impuls übernehmen. Ab 1,5 Quadratmetern (90 Euro pro Jahr) können Sponsoren auf der Homepage namentlich genannt werden. Viele weitere Informationen gibt es unter www.fb-impuls.de.

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