Die Erinnerung an Leni Valk und ihr kurzes Leben in Goch wird durch die Gedenktafel wach gehalten.Foto: privat

GOCH. „Wir sind die diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass so etwas nicht erneut vorkommt“, erklärte Carina Winnands, Schülerin der Klasse 10b, in ihrer Rede zu Beginn einer ergreifenden Einweihungsfeier, um die Namensgeberin der Realschule Goch zu würdigen und das neue Erinnerungsschild vor der Schule der Öffentlichkeit zu übergeben.

Initiiert und entwickelt wurde das Erinnerungsschild zum 50-jährigen Bestehen der Leni-Valk-Realschule durch die beiden Geschichtslehrer Sabine Cvetreznik und Hendrik Suelmann. „Der Name ,Leni-Valk-Realschule‘ beinhaltet eine Verpflichtung: Die Verpflichtung, eine kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Vergangenheit im Unterricht und im Schulleben zu integrieren“, begründete Suelmann die Erstellung des Schildes und fügte hinzu, dass die Erinnerung an Leni Valk durch die Gedenktafel weiterlebt.

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Sie zeigt ein Kinderfoto der Namensgeberin jüdischer Herkunft, mit Informationen über ihr kurzes Leben in Goch und die Verfolgung während des Nationalsozialismus. Das war Anlass genug für die Schüler der Klasse 10b, sich im Geschichtsunterricht mit Leni Valk, Opfern und Überlebenden des Holocaust, Menschenrettern und Widerstandskämpfern auseinanderzusetzen. In kurzen Vorträgen, visualisiert mit Plakaten, berichteten die Jugendlichen über die Geschwister Scholl und ihre Widerstandsgruppe, die Weiße Rose; über Georg Elser, der versuchte, Deutschland 1938 vor einer größeren Katastrophe zu bewahren, Berthold Beitz und Oskar Schindler, die ihr Leben riskierten, um viele jüdische Menschenleben zu retten und Renate Lasker-Harpprecht und ihre Ausgrenzung als Kind in der NS-Zeit.

Im Anschluss an die Vorträge der Einweihungsfeier hielten die Schüler andächtig weiße Tafeln hoch, auf denen selbst gewählte, ihren Empfindungen entsprechende, Statements wie „Widersetzen“ und „Freiheit“ standen. In die bewegende Runde sprach Diakon Werner Kühle über seine Gedanken, die er mit dem Erinnerungsschild verbindet. „Mit Leben müsste man eure Einstellungen füllen, denn heutzutage gibt es viele Leni Valks, deren Pech es ist, nicht hier geboren zu sein“ und richtete an die Schüler einen Aufruf, frei nach dem Motto der Kölner Kampagne gegen rechte Gewalt, „Arsch huh, Zäng ussenander“, sich für Menschen einzusetzen und Zivilcourage zu zeigen. Kühle äußerte, dass man spüre, dass man nicht aus der Geschichte lerne und rezitiert einen Songtext einer österreichischen Band gegen Fremdenfeindlichkeit „Es fängt genauso an“.

Zum Ende der Feier zeigt die Klassenlehrerin Frau Cvetreznik ihren Schülern deutlich auf, dass in der heutigen Welt Demokratie nicht selbstverständlich ist, Fremdenhass schon einmal zur Tragödie in unserem Land wurde, und forderte sie auf, sich vehement entgegenzustellen und nicht zu schweigen. „Seid nicht politikverdrossen und wacht über die Entscheidungen der Politiker, denn es geht um eure Zukunft und euer Leben“.

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in Wachtendonk