Aus für die Geburtshilfe

Abteilung des Emmericher Spitals wird nach Wesel verlagert. Pro Homine versichert: Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen.

EMMERICH. Es ist eine „gewichtige Entscheidung“, die der Aufsichtsrat am Dienstagabend getroffen hat, befand auch der neue Pro-Homine-Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock. Die Krankenhaus-Holding schließt zum 1. Juli 2017 die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im St.-Willibrord-Spital in Emmerich – sie wird mit der Fachabteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien-Hospitals in Wesel zusammengeführt. Grund sind die zu niedrigen Geburtenzahlen in Emmerich und das daraus resultierende jährliche Defizit von rund einer dreiviertel Million Euro.

Geburtsort: Emmerich. Diesen Eintrag wird es auf Personalausweisen ab Sommer nächsten Jahres nicht mehr geben. „Es ist eine beliebte, historisch gewachsene Abteilung mit einem engagierten Mitarbeiterstab“, sagte Morlock über die Geburtshilfe. Doch um das Willibrord-Spital zu stärken und dessen Zukunft zu sichern, sei dieser Schritt unumgänglich. Denn erst ab einer Fallzahl von 1.000 Geburten im Jahr könne eine Abteilung kostendeckend betrieben werden. In Emmerich ist dies schon länger nicht mehr der Fall, die Zahl der Geburten sank von 502 im Jahr 2014 auf 475 in 2015 und liegt aktuell (Stand 5. Dezember) bei 422. „Die Krankenkassen haben ganz offen gesagt, dass ein Haus mit unter 500 Geburten im Krankenhausplan nichts mehr zu suchen hat“, berichtete Morlock. „Diesem Urteil müssen wir uns beugen“. Anders im Weseler Hospital: Dort stieg die Geburtenzahl im vergangenen um 33 auf 912 – eine Entwicklung gegen den bundesweiten Trend.

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[quote_box_left]Personal
Betroffen von der Zusammenführung sind neun Ärzte, 27 Mitarbeiter im Pflegedienst, zwei Arzthelferinnen und eine Mitarbeiterin im Wirtschafts- und Versorgungsdienst. Auch 17 selbstständige Hebammen sind für das Spital tätig. Ihnen könne man ebenfalls Angebote machen, sagte Dr. Dieter Morlock. In jedem Fall können die Vorbereitungskurse auch nach dem 30. Juni 2017 in Emmerich angeboten werden – Geburten sind dann aber nicht mehr möglich.[/quote_box_left]Morlock und Holger Hagemann, stellvertretender Geschäftsführer des Willibrord-Spitals, betonten, dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen werde. Die Mitarbeiter wurden am Mittwoch darüber informiert. „Sie waren insgesamt gefasst. Die Information, dass dieser Schritt der Standortsicherung dient, hat sie beruhigt“, berichtete Sabine Seegers, Personalleiterin bei Pro Homine. „Wir werden allen betroffenen Mitarbeitern alternative Arbeitsplätze anbieten“, ergänzte Hagemann.

Das Aus der Abteilung hängt auch mit geänderten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen zusammen genauer mit der Vergütung für Geburtshilfe, erläuterte Morlock. Weitere Schließungen von Abteilungen seien in Emmerich nicht vorgesehen. Vielmehr werde man ein Sanierungskonzept erstellen, um im Willibrord-Spital „eine attraktive Unterbringung der Patienten“ zu gewährleisten, sagte Morlock. „Derzeit haben wir einen Sanierungsstau.“ Bereiche, die nicht gebraucht werden, würden zurückgebaut. Morlock: „Wir wollen das Haus offener, transparenter und moderner gestalten.“

Nach der Zusammenführung soll Antoni Wallner, seit 1997 Chefarzt der Emmericher Geburtshilfe, in Wesel die Leitung der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe übernehmen, sobald Dr. Matthias Imach dort altersbedingt ausscheidet.

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