Luyvens „Linearismus“ ist keine Kunst für Eilige

Stefan Luyven zeigt am Wochenende seine „Bilder ‘06 bis ‘16“ im Alten Kloster

WACHTENDONK. Zehn Jahre sind ‘rum. Für Stefan Luyven  heißt das: Bilder einpacken und in den Ausstellungsraum bringen. Knapp 300 Meter, Luftlinie, liegen zwischen seiner Wohnung und dem Bürgerhaus „Altes Kloster“ in Wachtendonk. Hier zeigt Luyven am Wochenende, 26. und 27. November, mehr als 100 Arbeiten aus den Jahren 2006 bis 2016. Den Zehn-Jahres-Rhythmus für die Bilderschauen in seiner Heimatstadt hält Luyven seit 1986 bei. „Damit die Leute sehen, was ich hier eigentlich mache“, sagt er.

Seit mehr als 30 Jahren hat Stefan Luyven seinen Stil gefunden. Und der ist einzigartig. „Linearismus“ kann man dazu sagen. Und er funktioniert immer nach dem selben Prinzip: Auf einem monochromen Untergrund aus Acrylfarbe „fängt“ der Maler mit unzähligen haarfeinen weißen und schwarzen Strichen in Ölfarbe seine Motive ein. Häufig sind dies geometrische Formen – Kreuze, Quadrate, Rauten, Kreise –, immer öfter aber auch Figuratives wie Kühe und Kängurus, ebenso verarbeitet Luyven Schrift und Piktogramme. Daraus entstehen durch die feinen Linien Vexierbilder, die mit der wechselnden Perspektive ihre Aussage verändern. Da wird aus „Yes“ das Wort „No“ oder aus „Angela“ wird „Merkel“. Das Geheimnis und die Faszination der Bilder stecken im Wechselspiel zwischen Vorder- und Hintergrund. Oft erschließt sich die Struktur erst bei ganz genauer Betrachtung. Und durch das feine Linienraster bleiben die Motive trotzdem ungreifbar und dreidimensional zugleich. „Der Reichtum der Formen und Farben ist unendlich, darum macht es so viel Spaß“, sagt Stefan Luy­ven. Immer verwendet er klare Farben, Primärfarben wie rot, blau, gelb. Ganz neu hat er fluoreszierende Neonfarben für sich entdeckt. Häufig verarbeitet er auch Blattmetall wie Kupfer oder Aluminium. Die hauchfeinen Blättchen werden mittels einer Emulsion aufgetragen und liefern die gleichmäßigen, silbern und golden glänzenden Farbflächen. Darauf legt Luyven dann immer erst die dunklen Führungslinien, dicht daneben die weißen Linien. „An einem 30-mal-30-Zentimeter-Bild arbeite ich eine Woche“, beschreibt er sein Werk. Der Mann braucht Geduld und eine ruhige Hand. „Einmal wollte ich auch etwas Expressives machen“, verrät er. Den Beweis – drei kraftvolle rote Pinselstriche auf dunklem Grund – hat er in den kleinen Nebenflur gehängt. Seine Technik ist auf jeden Fall nichts für Eilige. „Für mich ist das wie Meditiation. Und beim Malen weiß ich schon, was ich als nächstes mache“, erzählt der 1956 geborene Wachtendonker.

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12894716wadostefanluyven_internetDrei Stunden am Stück sei die Arbeit mit dem feinen Haarpinsel machbar, am Jugendstil-Schreibtisch oder auf der Staffelei am Fenster, je nach Größe der Leinwand. In den Pausen bleibt dann immer noch genug zu tun. Denn Luyven stellt seine Malgründe – Leinwand auf Spanplatten – und seine schwarzen Rahmen mit der charakteristischen Schattenfuge selbst her. „Das ist das Beste, so bleibt man unabhängig“, lautet seine Überzeugung. Überhaupt ist Stefan Luyven ein Mensch, der in sich selber ruht. „Klar freue ich mich, wenn meine Bilder den Menschen gefallen“, sagt er. Aber etwas machen, um anderen zu gefallen, das ist nicht sein Ding. Stattdessen legt er einen feinen, doppelbödigen Humor in seine Kunst. Luyven spielt gerne augenzwinkernd mit Gegensätzen, so zum Beispiel bei der amerikanischen und sowjetischen Flagge, friedlich in einem Bild vereint.
Überhaupt hinaus ist Stefan Luyven, der bis zum ersten Staatsexamen Kunst und Pädagogik studiert hat, ein genügsamer Typ: „Ich sitze am liebsten da, male meine Sachen und fertig.“ So entsteht ein Bild nach dem anderen, Hunderte wurden es im Laufe der Jahrzehnte.
Einen kleinen Einblick gibt der Meister jetzt im Wachtendonker Bürgerhaus. Die Ausstellung „Bilder ‘06 bis ‘16“ im „Alten Kloster“ am Kirchplatz 3 ist am Samstag, 26., und Sonntag, 27. November, jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausstellungseröffnung übernimmt Bürgermeister Hans-Josef Aengenent am Freitagabend, 25. November, um 19 Uhr.

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