Licht ins Dunkel bringen

    I.S.A.R. Germany und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt vereinbaren Zusammenarbeit

    NIEDERRHEIN. Ein weltweit einzigartiges Kamerasystem soll das Katastrophenmanagement in Zukunft revolutionieren. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany eine neue Technik zur Verfügung, die es erlaubt, innerhalb kürzester Zeit Luftaufnahmen von Schadensgebieten zu machen und detailliert auf einer Landkarte abzubilden und  erleichtert die Koordination der Einsatzkräfte damit erheblich. I.S.A.R.-Geschäftsführer Michael Lesmeister spricht von einem „Meilenstein“.

    Auf der Trainig Base am Flughafen Weeze unterzeichneten Dr. Dennis Göge (DLR), Dr. Daniela Lesmeister (I.S.A.R.) und Michael Lesmeister (I.S.A.R.) die Kooperationsvereinbarung. NN-Foto: Nina Meyer
    Auf der Trainig Base am Flughafen Weeze unterzeichneten Dr. Dennis Göge (DLR), Dr. Daniela Lesmeister (I.S.A.R.) und Michael Lesmeister (I.S.A.R.) die Kooperationsvereinbarung.
    NN-Foto: Nina Meyer

    Zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen DLR und I.S.A.R. kamen in der Training Base am Weezer Flughafen DLR-Programmkoordinator Dr. Dennis Göge, I.S.A.R.-Geschäftsführer Michael Lesmeister und Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister zusammen. „Wir freuen uns sehr. Bereits seit 2010 arbeiten wir mit dem DLR zusammen und haben schon auf Haiti Kartenmaterial des DLR genutzt“, so Daniela Lesmeister. Das DLR und die Hilfsorganisation entwickeln jetzt gemeinsam ein Gerät, das die Detailaufnahmen auch ins UN-System eingespeist und sämtlichen Hilfsorganisationen in Krisengebieten zur Verfügung stellt. Michael Lesmeister: „Dadurch kann den Opfern noch effizienter geholfen werden. Bisher tappen wir im Dunkeln, wenn wir in ein Schadensgebiet kommen, weil wir nicht wissen, ob beispielsweise Straßen passierbar sind, wo sich Hotspots befinden oder viele Häuser zusammen gestürzt sind.“ Die neue Technik bringt Licht ins Dunkel. Sie kann die aktuelle Lage aufdecken und führt Lesmeister und sein Team so direkt zu den Opfern. Weil die Bilder alle Informationen zu Position, Ausrichtung, Höhe und Blickrichtung der Kamera mitliefern, kann die neue Software ein großes Überblicksbild wie ein Mosaik zusammensetzen. Auf dem Tablet nehmen die Retter diese Karten mit in den Einsatz. Neu ist, dass die Technik nun für unbemannte Flugobjekte, sprich Drohnen, zur Verfügung steht. Dr. Dennis Göge: „Fünf bis zehn Minuten nach der Landung stehen den Teams die Bilder zur Verfügung.“ Denn ein weiterer Vorteil der neuen Technik ist ihre Mobilität. Sie funktioniert bereits in einer Drohne, die weniger als zehn Kilo wiegt, und kann so leicht in die Katastrophengebiete gebracht werden. Gleichzeitig hat das Fluggerät eine große Reichweite und kann beispielsweise problemlos ein fünf Quadratmeter großes Gebiet überfliegen. Seinen Jungfernflug erlebte das System am Donnerstag auf dem Weezer Flughafengelände. Ursprünglich kommt die Technik aus der Vermessung und nutzt Knowhow aus der Raumfahrt. Göge: „Die Software kam bereits bei der Marsmission zum Einsatz und soll nun am Boden nutzbar gemacht werden.“ Für I.S.A.R. entstehen dadurch keine Kosten. Denn das DLR „nutzt“ die Organisation für den Praxistest, um die technische Entwicklung des Gerätes zu verbessern. Das soll voraussichtlich schon im März während einer internen Übung passieren, spätestens aber im Mai bei einer großen 36-Stunden-Übung in der Schweiz. „Technisch ist schon alles möglich, jetzt geht es in die Anwendungserprobung, um das System den Einsatzzwecken von I.S.A.R. anzupassen“, fasst es DLR-Mitarbeiter Thomas Kraft zusammen. Sobald die Kamera im Ernstfall zum Einsatz kommt, begleitet er gemeinsam mit seinem Kollegen Steven Bayer die I.S.A.R.-Teams vor Ort.
    Unentbehrlich ist die neue Kamera nicht nur in internationalen Katastrophenfällen sondern auch lokal, beispielsweise bei Hochwasser, nach schweren Stürmen oder Industriekatastrophen. Seit 2015 unterstützt I.S.A.R. den Kreis Kleve und die Stadt Duisburg bei der Bewältigung größerer Schadenslagen und stellt dem Kreis Rettungshunde und Ortungstechnik zur Verfügung.

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