Ein Weihnachtsmann
im Klever Knast

Wie ein ausgedienter Weihnachtsmann den Weg in die JVA fand

KLEVE. (HF) Was spielt es für eine Rolle, wo einer herkommt? Dass der Weihnachtsmann in der Besuchsabteilung der JVA Kleve eigentlich zur finalen Entsorgung vorgesehen war, ist unwichtig. Es macht sein Vorhandensein nicht besser und nicht schlechter.

Weihnachtsmann im Klever Knast – der Mann mit weißem Bart und roter Jacke steht in der Besuchsabteilung. NN-Foto: HF
Weihnachtsmann im Klever Knast – der Mann mit weißem Bart und roter Jacke steht in der Besuchsabteilung. NN-Foto: HF

Es gibt glückliche Fügungen. Der Weihnachtsmann war geplanter Teil einer endgültigen Vergangenheitsbeseitigung. Das Ende einer Kneipe – die Entsorgung von Sachen, die sich so ansammeln über die Jahre. Vielleicht versah der Weihnachtsmann seinen Dienst bei Firmenfeiern im Advent. Für einen Weihnachtsmann besteht die Welt aus warmem Licht und Kerzenschein, leckerem Essen, Glühwein und anderen Kostbarkeiten. Der Weihnachtsmann der Besuchsabteilung jedenfalls hatte eigentlich die Rente durch und war auf dem Weg alles Endlichen: Freigesetzt für immer.

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Dann kam Herr Krüger ins Spiel. Herr Krüger ist Chef der Besuchsabteilung der Klever JVA. Ach ja – JVA steht für Justizvollzugsanstalt. Knast. Herr Krüger also sah den Weihnachtsmann an der Straße stehen. Dabei war weder Weihnachten noch Advent. Herr Krüger dachte sich: Das könnte was sein für die Besuchsabteilung. Zu Weihnachten kommen Mütter mit ihren Kindern, um die Väter zu besuchen. Es gibt nicht viel Traurigeres als einen Weihnachtsbesuch im Knast. Vielleicht, dachte sich Krüger – vielleicht könnte der Weihnachtsmann die Stimmung ein bisschen heben. Ein bisschen. Also fragte er mal nach – beim künftigen Ex-Besitzer des Weihnachtsmannes. Der hatte nichts gegen eine Ent- und Weiterverwendung. Bedingung:  Der ausgemusterte Weihnachtsmann sollte in gute Hände kommen. Das, versicherte ihm Herr Krüger, ließe sich wohl machen und erzählte von der geplanten Neuheimat für den Mann mit roter Jacke und weißem Bart. Krüger transportierte den Weißroten im Auto nach Kleve und … da steht er jetzt: Auf dem Gang der Besuchsabteilung.

Zu seinen Füßen: Ein paar Geschenkkartons, nett eingepackt in Weihnachtsgeschenkpapier.  Natürlich sind die Geschenkeschachteln Potemkinsche Dörfer: Nette Hülle mit ohne was drin.  Der Knast macht keine Geschenke. Oder vielleicht doch? Vielleicht ließe sich ja mit Hilfe des Fördervereins etwas machen. Die Kinder der Inhaftierten Papas würden sich freuen.

Knast muss nicht immer herzlos sein. Zu Weihnachten schon gar nicht. Ob die Sache mit den Geschenken klappen wird, ist noch nicht raus. Schön wärs natürlich. Den Mann mit roter Jacke und weißem Bart würde es freuen. Er kommt vom Abstellgleis – von da, wo sich niemand  mehr für ihn interessierte. Er weiß jetzt, wie sich das anfühlt und irgendwie fühlt es sich an, als hätte er sich diesen Platz gesucht und Herrn Krüger gefunden. Krüger ist – wie soll man sagen – Wiederholungstäter. Das passt in die Umgebung. Krüger hat schon die Biene Maja in den Knast geholt. Als Bild hängt sie im Vater-Kind-Raum und stiftet ein Lächeln hinter Gittern. Jetzt hat die Biene bis zum Dreikönigsfest, einen netten Kollegen. Dass sie mal hinter Gittern landen, hätten sich beide nicht träumen lassen.

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