“Für uns ist die Bühne
wie unser Wohnzimmer”

Elf närrische Fragen an das neue Emmericher Prinzenpaar Simon I. (Terhorst) und Sandra II. (Winnig).

EMMERICH. Sie sind beide Vollblutkarnevalisten – nun steht das bislang größte Abenteuer in ihrem jecken Leben bevor. Als Prinz Simon I. „mit sauvielen Titeln zum Tennisstar, heut mit Sandra ein Prinzenpaar“ und Prinzessin Sandra II. „vom Camping mit Zelten zur Prinzessin aus Elten“ führen Simon Terhorst (34) und Sandra (32) Winnig die Emmericher Narren durch die Session. Die Begeisterung für den Karneval geben sie auch an ihren dreijährigen Sohn Kilian weiter. Im NN-Interview werfen sie in elf närrischen Fragen einen Blick auf die kommenden Wochen.

Prinz Simon, Prinzessin Sandra, wie fühlt es sich an, die neuen Tollitäten von Emmerich zu sein?
Sandra II. (Winnig): Wir können es erst jetzt richtig wahrnehmen. Bei der Proklamation waren so viele Leute, die uns gratulierten. Viele haben gesagt: „Ihr habt so gestrahlt.“
Simon I. (Terhorst): Ich bin immer noch geflasht, wir haben einen enormen Zuspruch erfahren. Seitdem werden wir auch in der Stadt, etwa im Supermarkt, immer wieder angesprochen: „Hallo, helau!“

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Noch einmal Kraft tanken vor dem Sitzungskarneval können Prinz Simon I. und seine Prinzessin Sandra II. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Noch einmal Kraft tanken vor dem Sitzungskarneval können Prinz Simon I. und seine Prinzessin Sandra II.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Wann stand für euch fest, dass ihr Prinzenpaar werden wollt?
Simon: Vor drei Jahren haben wir uns beworben, während der Session, als ich zur Garde von Prinz Marco Jonkhans gehörte. Für mich war immer klar, dass ich mal Prinz Karneval werden möchte – es war mir quasi in die Wiege gelegt. Ich wartete nur auf die richtige Frau an meiner Seite. Und ein Jahr zuvor hatte ich sie kennengelernt. Also haben wir uns für diese Session beworben – da passte vieles: Vor 22 Jahren war mein Vater Hans-Georg selbst Prinz, zudem ist es eine lange Session, die man auch genießen kann.
Sandra: Wir können auf vielen Sitzungen bis zum Schluss bleiben, haben nicht drei oder vier Auftritte an einem Abend; da heißt es ja nur: Rein in den Bus, raus auf dem Bus.

Seid ihr beide mit dem Karneval groß geworden?
Sandra: Meine Eltern haben immer gerne Karneval gefeiert, waren aber selbst nicht aktiv. Ich habe mich also „aus freien Stücken“ dafür entschieden. 1998 habe ich in Elten als Funkemariechen angefangen, bin 2000 ins Ballett gewechselt und habe im Februar diesen Jahres abgedankt. Denn jetzt steht ja das absolute Highlight für mich an.
Simon: Mein Vater Hans-Georg ist seit fast 40 Jahren im Karneval aktiv, ist eines der Gründungsmitglieder des VCK. Mit sieben Jahren habe ich selbst im Kinderkarneval als Tänzer angefangen, nur ein Jahr später war ich schon Sitzungspräsident. Das war ein echter Glücksfall, so habe ich schon früh Rhetoriktraining genossen und schnell den Sprung zu den Erwachsenen geschafft. Erst bin ich mit meinem Vater zusammen aufgetreten, mit 15 Jahren bin ich dann allein in die Bütt gegangen. Mit 22 Jahren habe ich das Amt des Vizepräsidenten von meinem Vater übernommen, und 2015 wurde ich dann Präsident des VCK.

Wann haben für euch die Vorbereitungen auf die Session 2016/17 begonnen?
Simon: Nachdem uns der GECK-Vorstand im Juni 2015 gesagt: „Okay, legt los!“, haben wir uns im August erstmals mit der künftigen Garde getroffen. Am 1. April hat das Tanztraining begonnen. Bis dahin hatten wir uns schon im die Kostüme und die Musikauswahl gekümmert. Da haben Sandra und ich die Richtung vorgegeben: eine Mischung aus traditioneller Karnevalsmusik und modernen Songs. Wichtig ist: Alles muss einen Rhythmus haben, damit man durchklatschen kann. Manchmal war es etwas schwierig, die verschiedenen Vorstellungen unter einen Hut zu bringen.
Sandra: Eigentlich war es aber sehr harmonisch, auch beim Tanztraining. Die Männer sind sehr engagiert, nehmen teilweise Einzel-Coaching, denn sie müssen ja auch mal in die erste Reihe. Den Tanz haben wir selbst erstellt und einstudiert.

Was ist das Besondere daran, als Prinzenpaar – und nicht allein – aufzutreten?
Simon: Ich finde es schön, dass man etwas teilen kann. Es gehört in die heutige Zeit, dass Mann und Frau etwas gemeinsam machen können. So ist es am harmonischsten, eine gewisse Chemie ist da.
Sandra: In Emmerich gibt es schon immer ein Prinzenpaar. Es sieht auf der Bühne einfach schöner aus: ein schmucker Prinz und eine schmucke Prinzessin. Es ist auch toll, dass man so ein Hobby gemeinsam ausleben kann. Für uns beide ist die Bühne wie ein Wohnzimmer. Es ist wie ein Dankeschön für die bisherige Zeit, die man auf der Bühne stand.

Wer begleitet euch durch die Session?
Simon: Unsere Garde umfasst 26 Leute, die immer mitreisen und -singen, zehn Funken und 16 Gardisten. Es sind Freunde, Vereinskameraden und Kollegen von Sandra und mir. Wir haben uns hingesetzt und überlegt, wer – auch charakterlich – passt. Sandra hat vorwiegend die Mädels ausgesucht, ich die Jungs. Das hat auch nicht lange gedauert. Zur Garde gehören unser Hauptmann, Michael „Sitting“ Verhey, und unser Standartenträger, mein Vater Hans-Georg „Schimmel“ Terhorst.
Sandra: 26 in der Garde und wir als Prinzenpaar, das ist eigentlich das Limit, auch für die teilweise kleinen Bühnen, auf denen wir auftreten, und den Prinzenwagen.

[pull_quote_left]Ich finde es schön, dass man als Prinzenpaar im Karneval etwas teilen kann.[/pull_quote_left]Welche Herausforderungen seht ihr auf euch zukommen?
Sandra: Das Publikum zu begeistern, die Leute so abzuholen, dass es ihnen gefällt.
Simon: Eigentlich mache ich mir relativ wenig Sorgen um die Session, unser erster Auftritt bei der Proklamation kam gut an. Vor den Heimsitzungen wird es sicherlich kribbeln, aber das ist reine Vorfreude. Eine Herausforderung dürfte es für mich sein, mit Absätzen zu laufen und vor allem zu tanzen. Da muss ich schon aufpassen.
Sandra: Wir haben außerdem eine sehr feierwütige Garde – da könnte es eine Herausforderung werden, sonntags immer frisch zu den Sitzungen zu kommen.
Simon: Ansonsten gilt wie immer: nicht krank werden. Da helfen gesundes Essen und viele Vitamine. Aber da ist es ja von Vorteil, dass wir ein Prinzenpaar sind: Wenn ich mal heiser bin, kann die Prinzessin reden.

Eine Besonderheit ist das Poster, das euch und die Garde zeigt.
Simon: Stimmt. Statt Kusskarten gibt es in dieser Session Kleberbilder. Dazu haben wir ein Wendeposter entwickelt. Auf der einen Seite ist ein Gruppenfoto der Garde mit uns als Prinzenpaar zu sehen, die andere Seite unseres Posters zeigt kurze Steckbriefe der Garde, neben denen die Bilder aufgeklebt werden. Die Poster gibt es zu jeder Karte für eine der großen Emmericher Sitzungen, die Klebebilder kann man sich bei den Gardisten gegen ein Getränk oder ein Bützchen abholen. Insgesamt haben wir 3.000 Poster und 5.000 Bilder.

Was macht ihr in der Zeit bis zu den ersten Sitzungen?
Sandra: In den Wochen bis zum Sitzungskarneval können wir noch einmal durchschnaufen und Kräfte tanken. Und in unserer Garde müssen auch ein paar Blessuren ausheilen.
Simon: Trotzdem werden wir einmal wöchentlich für unseren Gardetanz proben und uns auf die Session einschwören, zudem steht im Dezember der Wagenbau an.
Sandra: Aber die Wochenenden sind frei, da können wir das Familienleben mit unserem Sohn Kilian genießen.

Für Hobbys bleibt wenig Zeit?
Simon: Das VCK-Präsidentenamt übernehmen meine beiden Stellvertreter. Tennis ruht im Winter ohnehin, da wir nicht am Spielbetrieb in der Halle teilnehmen. Und das Schützenwesen ruht ebenfalls.
Sandra: Wie auch unser gemeinsames Hobby, das Camping mit dem Wohnwagen. Vieles aber ist wie sonst auch, Tanzen und Karneval ist ja alles da.

Und Aschermittwoch?
Simon: Da ist alles vorbei. Wir haben nichts geplant. Auf jeden Fall werden wir den Keller aufräumen müssen, wo jetzt das ganze Werbematerial lagert und sich die Truppe vor Auftritten versammelt.
Sandra: Ich werde vielleicht noch mal alles Revue passieren lassen, mir Bilder und Videos von den Auftritten anschauen – und vor allem ausspannen.

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