Wenn Buchstaben tanzen
und Farben begeistern

Ausstellung „Plakate aus Paris“ der Designerin Anette Lenz im PAN

EMMERICH. Kräftige Farben, die fast schon plastisch wirken, und eine hohe Qualität – das zeichnet für Anette Lenz den Siebdruck aus. „Es entsteht ein Objekt, das seine Funktion erfüllt, aber auch die Jahre überdauert“, sagt die Grafikdesignerin, die seit vielen Jahren mit einer Druckerei in Strasbourg zusammenarbeitet und laut Christiane van Haaren, Kuratorin des PAN in Emmerich, zu den „ganz Großen der Newcomer-Szene der Plakatgestalter“ gehört. Am Donnerstag wurde nun im PAN Kunstforum Nieder­rhein die neue Ausstellung „A–Z Anette Lenz: Plakate aus Paris“ eröffnet.

Fast schon plastisch wirken die Farben der Plakate von Anette Lenz dank der Siebdruck-Technik. NN-Foto: MB
Fast schon plastisch wirken die Farben der Plakate von Anette Lenz dank der Siebdruck-Technik.
NN-Foto: MB

90 Werke zeigt die in Paris lebende Designerin im PAN, davon rund 60 Cityliner mit einer Größe von 1,18 mal 1,76 Meter. „Es ist ein typisch französisches Format“, erläutert Lenz, das auf großformatige Werbeflächen eines französischen Unternehmens zurückgeht, deren Rückseiten die Städte dafür nutzen, um auf kulturelle Veranstaltungen hinzuweisen. „So hat sich eine eigene Plakatkultur entwickelt“, sagt Lenz.
In ihren Plakaten vermischen und verstärken sich Typographie und Fotos, Textelemente weben sich ins Plakat ein. „Das ist wie ein roter Faden“, sagt Lenz und ergänzt: „Es gibt aber auch Elemente, die ohne funktionalen Sinn sind, sondern pures plastisches Vergnügen.“ Der Siebdruck ist für sie dabei Teil der Komposition des Plakats.

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In jedem Fall trägt Lenz bei ihrer Arbeit dem Umstand Rechnung, dass sie nicht im freien Raum stattfindet, sondern in einen bestimmten Kontext gestellt wird. Beispiel: die Plakate für das Théâtre de Chaumont, das unter dem Namen „Le Nouveau Relax“ firmiert. Einst Kino und Bowlingbahn, sollte es in ein Theater umgewandelt werden. „Die Bevölkerung war allerdings dagegen“, erinnert sich Lenz. Um dies zu ändern, arbeitete sie mit lokalen Fotografen zusammen, die zunächst Menschen an öffentlichen Orten fotografierten. „So haben wir das Theater an diese Orte transportiert“, sagt Lenz. Später folgten Aufnahmen von Gruppen und einzelnen Personen. „Es ging über Theaterkommunikation hinaus, auf den Plakaten fand sich die Bevölkerung von Chaumont selbst wieder.“ So wuchs auch die Akzeptanz für das neue Theater.

Ähnlich erfolgreich war Lenz mit ihren Plakaten in Mulhouse, wo eine ehemalige Spinnerei in das Tanzhaus „Le Filature“ umgewandelt wurde, und in Le Havre, wo sie für das Theatergebäude „Le Phare“ (Der Leuchtturm) warb. Hier spielt die Kommunikation mit Licht, beginnen die Buchstaben zu tanzen. Oft spiegelt sich in den Plakaten von Anette Lenz der öffentliche Dialog rund um ein Projekt wieder. „Ich bin Teil dessen, nicht nur Zulieferer“, freut sich die Designerin. Plakate zeigen für sie „das gesellschaftliche Geschehen in gewissen Momenten“.

[quote_box_left]Die Ausstellung
„A–Z: Anette Lenz – Plakate aus Frankreich“, zu sehen im PAN bis 15. Februar 2017.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 16 Uhr.[/quote_box_left]Nachdem sie in München Grafikdesign studiert hatte, zog Lenz nach Paris und schloss sich einem Künstlerkollektiv. Heute arbeitet sie in ihrem eigenen Atelier in Paris und unterrichtet an der University of Art and Design in Genf. Werke von ihr sind vertreten in Sammlungen renommierter Museen wie dem Centre Georges Pompidou, Museum fu?r Gestaltung Zu?rich, Deutsches Plakatmuseum Essen und Hong Kong Heritage Museum. Der Kontakt nach Emmerich entstand 2013 im Zuge einer Ausstellung anlässlich des zehnten Jubiläums des PAN-Gebäudes. „Damals haben wir auch Plakate von Anette Lenz gezeigt, die uns alle fasziniert haben“, erinnert sich PAN-Vorsitzender Reimund Sluyterman. „Danach habe ich hartnäckig daran gearbeitet, dass sie auch einmal mit einer eigenen Ausstellung nach Emmerich kommt.“ Ihr erster Eindruck des PAN: „Ein tolles Museum“, sagt Lenz, „so riesige Räumlichkeiten für eine Plakat-Ausstellung hat man nicht oft.“

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