„Was ist aus ihm geworden?“

Jürgen Beck rettete vor 45 Jahren im Wisseler See einen Jungen vor dem Ertrinken

KREIS KLEVE. Es passierte im Frühsommer Anfang der 1970er Jahre: Im Wisseler See in Kalkar drohte ein Kind zu ertrinken. Dank Jürgen Beck aus Kleve überlebte der Junge den Vorfall. Wie es ihm heute geht? – das würde Beck gerne wissen.

Jürgen Beck würde gerne wissen, wie es dem Jungen, den er vor rund 45 Jahren gerettet hat, seither ergangen ist. NN-Foto: Anastasia Borstnik
Jürgen Beck würde gerne wissen, wie es dem Jungen, den er vor rund 45 Jahren gerettet hat, seither ergangen ist. NN-Foto: Anastasia Borstnik

„Ich hatte gerade das Abitur hinter mir und bin mit meinen Freunden zum See gefahren“, erzählt der 65-jährige Rentner und erinnert sich an den Tag im Frühsommer 1971/72, als wäre er erst gestern gewesen: „Ich trug eine weiße Badehose mit den deutschen Nationalfarben, hatte noch keinen Bart und war braungebrannt.“

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Zwei seiner Freunde segelten zum Zeitpunkt des Vorfalls auf dem See, während ein weiterer Freund, heute Rechtsanwalt in Kleve, neben ihm faulenzte. Plötzlich rief eine etwa 30-jährige Frau in der Nähe: „Mein Kind ertrinkt!“ und Becks Freund sagte aus dem Impuls heraus: „Jürgen, spring du!“
Und Jürgen sprang in den See. „Ich bin abgetaucht und suchte ihn, sah ihn aber nicht und wollte gerade wieder auftauchen, weil mir die Luft ausging, da berührte ich den Jungen mit meinem Fuß“, erzählt er. „Noch im selben Luftzug drehte ich also um und zog den bewusstlosen sechs- bis siebenjährigen Jungen nach oben an die Wasseroberfläche.“

Anschließend griff er den Arm des Bewusstlosen und zog ihn bis zum 20 Meter entfernten Steg in der Nähe des Segelclubs, wo die Mutter die beiden bereits erwartete. „Da ich kein Rettungsschwimmer war und auch keine Erfahrung in solchen Sachen hatte, hatte ich der Mutter geraten, den Jungen an den Füßen zu packen und ihn kopfüber hängen zu lassen, damit das Wasser aus ihm fließt.“ Und weil die Mutter und ihre Freundin, die dabei stand, genauso unerfahren waren, nahm die Mutter den Rat an und nach etwa 15 Sekunden fing der bewusstlose, schmächtige Junge mit den dunklen Haaren an zu husten. „Er war wieder da“, freute Jürgen Beck.

Soweit die Geschichte, die sich vor rund 45 Jahren zugetragen hat. Doch warum entschließt sich der Retter erst heute, auf den Vorfall aufmerksam zu machen? „Ich möchte einfach alte Geschehnisse aufarbeiten und Antworten auf die Fragen haben, die ich seither mit mir trage“, sagt der gebürtige Klever, der nach dem Abitur nach Veert zog. „Bereits vor fünf Jahren habe ich die ersten Versuche gestartet, etwas über den Geretteten herauszufinden. Das misslang“, weiß er noch und versucht es diesmal auf diesem Wege.
„Es ist kein Heroismus. Es interessiert mich einfach, was aus dem Jungen geworden ist. Ist er dankbar, das Leben zum zweiten Mal geschenkt bekommen zu haben? Und wie hat die Mutter den Vorfall aufgenommen?“, fragt sich der pensionierte Apotheker. Kurz nach dem Badeunglück sei sie mit ihrem Kind verschwunden und Jürgen Beck blieb mit seinen Fragen zurück, auf die er bis heute keine Antwort bekommen hat.

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