Zuhause für Legehennen gesucht

Verein „Rettet das Huhn“ vermittelt „ausgediente“ Tiere aus Massenhaltungen an Privatleute

NIEDERRHEIN. Zu alt zum Eierlegen? – Wie alt ist dann eine Henne, die normalerweise eine Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren hat? Gerade einmal 18 Monate. „Ausgediente“ Legehennen aus Massentierhaltungen werden – nach einer Legeperiode – ausgestallt, sprich im Schlachthof entsorgt. Der Verein „Rettet das Huhn“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Teil dieser Tiere zu übernehmen und an tierliebe Privatpersonen zu vermitteln, die ihnen ein artgerechtes Zuhause bieten.

Barbara Blass mit den „geretteten“ und ihren eigenen Hühnern in ihrem Freilaufgehege in Bönning-Rill. NN-Foto: Theo Leie
Barbara Blass mit den „geretteten“ und ihren eigenen Hühnern in ihrem Freilaufgehege in Bönning-Rill.
NN-Foto: Theo Leie

Barbara Blass aus Bönning-Rill ist so eine Tiernärrin, die jetzt drei Hennen in ihren eigenen Hühnerstall aufnahm und sie aufpäppelt. „Ich halte sie nicht als Nutztiere, sondern sehe in ihnen die Kuschelhühner, die vor dem Tod gerettet werden konnten“, beschreibt sie ihre Motivation. Sie zeigt, dass den Hühner bereits nach kurzem Aufenthalt im großzügigen Freilaufgehege in Bönning-Rill die Federn nachwachsen. „Zuerst  waren sie total scheu“, berichtet sie und erklärt: „Sie stammen aus einem sogenannten Bodenhaltungsbetrieb, wo die Hennen zu neunt auf einem Quadratmeter Gitterrosten stehen.“ Die Gittersysteme sind oftmals mit zwei Etagen versehen, so dass 27 Hennen pro Quadratmer Grundbodenfläche untergebracht werden können. Scharren geht dann nicht mehr für das Federvieh, sondern nur Sitzen oder Stehen auf den Gittern und Stangen.
In Freilandhaltungen sind zusätzlich vier Quadratmeter Freilauffläche pro Huhn vorgeschrieben. Durch den extremen Stress, dem die Hennen durch die fehlende Rangordnung und die Enge ausgesetzt sind, wagen sich viele gar nicht durch die Klappen in unbekanntes Terrain, sondern verbringen das gesamte Jahr im Stall.

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Ein artgerechtes Zuhause sieht anders aus. Foto: nno.de
Ein artgerechtes Zuhause sieht anders aus.
Foto: nno.de

In Biohaltungen ist die Besatzdichte im Stall auf sechs Hennen pro Quadratmeter begrenzt. Die Auslaufbedingungen entsprechen der Freilandhaltung und auch die Ausstallung und Tötung nach einem Jahr ist hier nicht anders. Die Betriebe erhalten vom Schlachthof nur wenige Cent pro Huhn, damit übersteigen die Kosten für Ausstallung und Transport in der Regel diesen „Schlachtwert“. Jährlich werden so allein in Deutschland circa 45 Millionen Legehennen getötet und anschließend durch neue Junghennen ersetzt. Die ausgedienten Hennen landen überwiegend in Tierfutter, werden als billige Suppenhühner vermarktet oder bei zu geringem Schlachtgewicht in Fertiggerichten oder zu Brühwürfeln verarbeitet.
Der Verein „Rettet das Huhn“ kooperiert mit Freiland- und Bodenhaltungsbetrieben in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Die Betreiber geben die Tiere kostenlos ab, der Verein übernimmt dafür die Verladung in Geflügeltansportboxen und bringt sie an bundesweite Übergabepunkte, wo sie direkt von den neuen „Hühnereltern“ in Empfang genommen werden.
Sie werden in kleineren Gruppen von mindestens zwei bis maximal 25 Tieren gegen eine freiwillige Spende mit Schutzvertrag an tierliebe Privatpersonen abgegeben. Neben einem raubtiersicheren, geschützten Stall muss eine ausreichend große Freilauffläche von mindestens 10 Quadratmetern pro Huhn vorhanden sein.
Die Hennen haben nach ihrer Rettung noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. Durch die Qualzucht, um die es sich bei den Legehybridhühnern handelt, und die extreme Legeleistung sind die Lebensressourcen dieser Hühner wesentlich schneller aufgebraucht. Rettet das Huhn e.V. hat seit 2008 über 37.000 Hennen aus der Massentierhaltung befreit und in ein glückliches Zuhause vermittelt (Stand 4/2016). Jährlich kommen rund 8.000 weitere hinzu. Wer Tiere aufnehmen möchte oder sich für den Verein interessiert, findet mehr Infos unter www.rettet-das-huhn.de

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