Lebendiges Mittelalter mit Musik, Handwerk, Gaumenfreude

Fest des Fördervereins Stiftsmuseum Xanten zum 20-jährigen Bestehen am 1. September

XANTEN. Wie eine Vision erschienen Petra Frank-Diebels  die Pläne  für das Stiftsmuseum Xanten, die ihr vor vielen Jahren erläutert wurden, als man sie  um Unterstützung bat. Inzwischen besteht der Förderverein Stiftsmuseum Xanten bereits seit 20 Jahren. Petra Frank-Diebels ist erste Vorsitzende des Vereins, dessen Vision tatsächlich wahr geworden ist: Das Museum im ehemaligen Kanonikerstift am Dom ist 2010 eröffnet worden. Am 1. September wird das Vereinsjubiläum mit einem Mittelalter-Fest begangen, zu dem alle Bürger und Freunde geladen sind.

Mit Unterstützung des Fördervereins konnte das Stiftsmuseum Xanten seine Grafiksammlung mit Werken internationaler Künstler aus dem 16. bis 18. Jahrhundert ergänzen. (v.l.). Dr. Udo Grote, Elisabeth Maas vom Stiftsmuseum, Petra Frank-Diebels und Heinz Trauten vom Förderverein. NN-Foto: Lorelies Christian
Mit Unterstützung des Fördervereins konnte das Stiftsmuseum Xanten seine Grafiksammlung mit Werken internationaler Künstler aus dem 16. bis 18. Jahrhundert ergänzen. (v.l.). Dr. Udo Grote, Elisabeth Maas vom Stiftsmuseum, Petra Frank-Diebels und Heinz Trauten vom Förderverein.
NN-Foto: Lorelies Christian

„Wir wollen das Mittelalter lebendig machen“, verspricht Petra Frank-Diebels und macht neugierig auf Musik, Handwerkskunst und kulinarische Genüsse.
17 Uhr beginnt das Fest am 1. September im Kapitelsaal im Kreuzgang des Domes. Dort hält der Mittelalterexperte Prof. Dr. Dieter Scheler von der Uni Bochum einen interessanten Vortrag über die Kegelgilde, dies war der Förderverein der Stiftsherren im Mittelalter.
Anschließend wird das Programm fortgesetzt im Vortragsraum, im Kreuzgang und auf dem Hof des Museums und der Dombauhütte, selbstverständlich ist das Museum an diesem Abend geöffnet.
Dr. Udo Grote, Leiter des Museums, freut sich, mit dem Duo „Töttchen und Pumpernickel“ eine Gruppe gewonnen zu haben, die Lieder aus dem Münsterland präsentieren in Begleitung von historischen Instrumenten.
Gold- und Silberschmied Herbert Cürvers aus Kevelaer wird Filigranarbeiten aus Gold vorführen und dabei Erläuterungen zu dieser alten Handwerkskunst geben.
Ebenso ist die Kunst des Papierschöpfens fast schon in Vergessenheit geraten, Restauratorin Ines Krupp wird mit den Besuchern Papier auf alte Art und Weise herstellen. Restauratorin Claudia Kienzle übernimmt dann den nächsten Part und zeigt die Kunst der Buchherstellung, vom Heften, Binden bis zur Gold- und Blindprägung.
Mitarbeiter der Dombauhütte demonstireren die Kunst der Steinbearbeitung und der Bildhauerei, die sie immer noch perfekt beherrschen. Außerdem setzen sie ein Lastenrad ein, das man sich wie ein Hamsterrad vorstellen kann, nur dass Menschen den Antrieb übernehmen mussten, damit der Steintransport funktionierte.
Ins Schwärmen gerät Dr. Grote bei der Aufzählung der kulinarischen Genüsse: Gulasch, Bratwurst, Käsekrapfen, Beerenpfannkuchen – dazu Wein aus dem ehemaligen Weingut des Xantener Stifts in Guntersblum (Rheinhessen) oder Bier oder Rhabarbersaft.
Fotoaufnahmen aus 20 Jahren Förderverein dokumentieren die Arbeit der Menschen, die sich seit Jahren für den Erhalt der Kulturgüter einsetzen und immer auf Sponsorensuche sind. Waren es in den Anfängen gerade mal 30 Fördermitglieder, so ist die Zahl inzwischen auf 221 angewachsen.
Die Frage, ob denn mit dem Bau des Museums die Aufgaben der Förderer nicht abgeschlossen seien, beantwortet Petra Frank-Diebels mit einem Lächeln: „Wir sind jetzt für das Sahnehäubchen zuständig“ und sie erläutert: „Wir unterstützen zum Beispiel bei Ankäufen von Kunstwerken, Archivalien und historischen Büchern.“

-Anzeige-

„Wir möchten in unserer Ausstellung Lokales und Regionales im internationalen Zusammenhang stellen.“
Dr. Udo Grote, Leiter des Stiftsmuseums Xanten über den Anspruch an Museum

Das ist das Stichwort für Dr. Grote. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Elisabeth Maas studiert er seit vielen Jahren Kataloge von internalionen Kunstauk­tionshäuser. Einige Neuerwerbungen, absolute Raritäten mit Bezug zum Xantener Stift, stellt er vor: „Ein Mann von absoluter Bedeutung für die Gründung des Stifts Xanten war Karl der Große. Wir konnten nun eine Originalmünze mit seinem Namen ,Carolus‘ erwerben“, erläutert er den Denar, der demnächst in der Daueraussttellung zu sehen ist.
Die wertvollste Neuerwerbung ist wohl ein Kupferstich von Albrecht Dürer, der Erasmus von Rotterdam als Gelehrten darstellt. Es war der letzte Stich aus dem Jahr 1526, den Dürer anfertigte. Erasmus von Rotterdam stand in enger Verbindung mit Herzog Wilhelm der Reiche (von ihm gibt es ebenfalls eine Darstellung), er regierte am Klever Hof und setzte sich mit Erasmus von Rotterdam  zu Zeiten der Reformation über den „3. Weg“ auseinander, mit dem eine Spaltung der Kirche hätte verhindert werden können.
Sechs Blätter aus dem Jahr 1620 zeigen drastische Darstellungen von Hans Ulrich Franck, die er am Rande des 30-jährigen Krieges festhielt, um die Ausmaße der Gewalt außerhalb des Schlachtfeldes zu zeigen. „Auf diese Erwerbung sind wir sehr stolz“, äußert Dr. Grote und auch auf das Bild vom Friedenseid am Ende des 30-jährigen Krieges, den sich Spanier und Niederländer beim Westfälischen Frieden in Münster gaben.
Cornelius des Pauw ist in Xanten kein Unbekannter (ihm ist eine Statue auf dem Domvorplatz gewidmet), er stand in Kontakt mit Voltaire, dessen Portrait vom Künstler Alix als Farbkupferstich für die Ewigkeit festgehalten wurde und nun ebenfalls im Stiftsmuseum zu sehen ist.
Während der franzöischen Revolution wurde der Xantener Stift aufgelöst und auch hierzu gibt es ein passendes Bild vom Sturm auf die Bastille.
Mit viel Herzblut gestalten die Experten die Dauerausstellung des Stiftsmuseums und machen sie durch wechselnde Präsentationen interessant. Eilsabeth Maas  hofft, dass viele Menschen das Mittelalterfest am 1. September nutzen zu einem Besuch und sie ist sicher, dass Leute, die erstmals kommen, anschließend angetan sind und sagen: „Das haben wir nicht erwartet.“

Vorheriger ArtikelEin See als Mittelpunkt für den neuen Gocher Stadttteil
Nächster ArtikelSparkasse Rhein-Maas mit erstem Geschäftstag