Das Foto ist zwar gestellt, doch Bürgermeister Tomas Görtz (l.) betont, dass sein Praktikum beim Baubetriebshof keine Showveranstaltung gewesen sei, sondern er den ganz normalen Tagesablauf der Straßenwärter einmal mitmachen wollte. NN-Foto: Lorelies Christian

XANTEN. Für einen Tag tauschte Bürgermeister Thomas Görtz seinen Bürostuhl gegen einen Arbeitsplatz im Freien: Er absolvierte ein Praxistag beim Bauhof.

Statt Hemd, Krawatte, Anzug und blank geputzte Schuhen gilt beim Bauhof natürlich eine andere Kleiderordnung, hier hat die Sicherheit Vorrang: reflektierende orange Hose und Sicherheitsschuhe sind schon Pflicht, auch bei sommerlichen 25 Grad. 7 Uhr ist Treffen im Versammlungsraum: Der Arbeitsplan wird festgelegt, die Kolonnen eingeteilt. Heute mit dabei: Praktikant Thomas Görtz. Erster Einsatzort für ihn der Parkplatz an der Hagenbuschstraße, noch ist er nicht zu sehr belegt mit Fahrzeugen, viel freie Flächen zum „schuffeln“. Ja natürlich kennt Thomas Görtz eine Schuffel, man muss ihm nur noch zeigen, wie sie richtig gehalten werden muss, um effektiv damit zu arbeiten. Mit gekrümmten Rücken geht‘s ans Werk, die Handschuhe sollen Blasen verhindern. Aufmunternde Worte von den Passanten: „Seid Ihr wieder fleißig?!“ Und dann rieben sich die Bürger doch noch mal die Augen: „Das war doch unser Bürgermeister.“
Die Schweißperlen rollen langsam, die ersten zwei Stunden geschafft, weiter geht‘s mit Heckenschneiden an der Schützenhalle in Birten. „Ich habe mir einen abgebrochen“, gibt Görtz im Rückblick zu, obwohl ihm seine „Kollegen“ bescheinigen, er habe sich schon recht gut angestellt.

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Mittagspause: Heute hat sich der Bürgermeister ein Brötchen mehr verdient!

Die nächste „Halbzeit“ sollte noch anstrengender werden: Bauschutt, der wild entsorgt wurde, aufladen und abfahren, Bankett am Fürstenberg mit Schotter auffüllen (2,4 Tonnen, aber nicht ganz alleine) und zum Schluss den Zaun am Deichweg in Wardt begutachten. Allwöchentlich muss er repariert werden, weil Spaziergänger ihn schlichtweg als Absperrung ignorieren, ihn durchtrennen, um ihren Weg fortsetzen zu können.

Geschafft – zurück zum Baubetriebshof, wo er von Chefin Ulrike Berg in Empfang genommen wird. Erste Erkenntnis: „Durch körperliche Arbeit kann man Stress abbauen und sich super abreagieren“, empfiehlt Görtz und auch: „Jeder Entscheidungsträger sollte einmal den Perspektivwechsel machen, denn er lernt die Arbeit bei einem Praktikum aus ganz anderer Sicht kennen.“ Und sogleich folgt das Lob in Richtung „Kollegen“: „Was hier die 25 Mitarbeiter leisten ist enorm. Ich habe eine ganz neue Einschätzung zu dieser Arbeit bekommen und vor allem zolle ich allen meine Wertschätzung, mit wie wenig Personal hier die städtischen Flächen in Ordnung gehalten werden.“

Ulrike Berg als zuständige Leiterin des Baubetriebshofes ergänzt: „Wir hatten tolle Hilfe  durch Asylbewerber, die hier gerne einen 1 Euro-Job gemacht haben. Zurzeit sind sie durch ihre Sprachkurse nichtfür uns verfügbar. Das ist wirklich schade.“

Görtz ist angetan von den Gesprächen mit den Mitarbeitern, die die Gelegenheit genutzt hatten, dem Bürgermeister mal ihre Sicht der Dinge darzustellen. „Vom Schreibtisch aus sieht manches anders aus“, gibt Görtz zu und verspricht, in Zukunft Hinweise zwar weiterzugeben, sich aber zurückzuhalten mit Erwartungen, dass „Missstände“ umgehend behoben werden.

Besonders hebt Thomas Görtz das positive Echo der Bevölkerung hervor, immer wieder habe es freundliche Bemerkungen von den Bürgern gegeben, die ihre Wertschätzung den Straßenwärtern gegenüber zum Ausdruck bringen.

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