Die Studenten der Uni Köln sammeln im APX erste Grabungserfahrungen. NN-Foto: Lorelies Christian

XANTEN. Besucher des Archäologischen Parks Xanten (APX)  wissen, dort wo die Zelte stehen, wird gebuddelt. Wer wissen möchte, ob es dort auch was zu entdecken gibt, muss näher rantreten. Gerne gibt das Grabungsteam Auskunft. Das APX-Grabungsteam hat in diesem Sommer Verstärkung: die jungen Archäologen der Sommerakademie und in diesen Wochen ganz neu die Studenten der Uni Köln nutzen das Gelände der ehemaligen Colonia Ulpia Traiana zu Lehrgrabungen.

Die Sommerakademie fand in diesem Jahr bereits zum 28. Mal statt, die Kooperation mit der Universität Köln ist jedoch ganz neu und gilt erst mal für fünf Jahre. Professor Michael Heinzelmann und Professor Eckhard Deschler-Erb sind froh, ganz in der Nähe ideale Grabungsbedingungen für ihre Studenten gefunden zu haben. Den Vorschlag von Dr. Norbert Zieling (stellvertretenden Leiter des APX und Leiter der Bodendenkmalpflege), eine Grabung in der Nähe des römischen Stadttors (Burgimatiumtor) durchzuführen, nahmen die Kölner gerne an. „82 Prozent der  Colonia sind noch nicht erforscht“, stellt Zieling in Aussicht und erklärt, warum es gerade dort spannend ist zu graben: „Aufgrund von Georadar-Untersuchungen wissen wir, dass hier ein Gebäude mit Doppelpfeilerherstellung gestanden haben muss, das für diese Gegend ungewöhnlich ist.“ Ein Punkt ist ihm allerdings wichtig bei der Zusammenarbeit: „Jeder, der hier gräbt, muss sich an unser Dokumentations-System halten. Das ist notwendig für die weiteren Forschungsarbeiten.“

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Prof. Eckhard Deschler-Erb von der Uni Köln (r.) zeigt einige Fundstücke, die Grabungsleiter Stefan Pircher (l.) und sein Team ausgegraben haben. Dr. Norbert Zieling (2.v.r.) , stellvertretender Leiter des APX freut sich über die gute Zusammenarbeit. NN-Foto: Lorelies Christian
Prof. Eckhard Deschler-Erb von der Uni Köln (r.) zeigt einige Fundstücke, die Grabungsleiter Stefan Pircher (l.) und sein Team ausgegraben haben. Dr. Norbert Zieling (2.v.r.) , stellvertretender Leiter des APX freut sich über die gute Zusammenarbeit. NN-Foto: Lorelies Christian

Professor Eckhard Deschler-Erb von der Uni Köln hat für diese Vorgabe großes Verständnis, ihm geht es zwar darum, dass Studenten hier Grabungserfahrungen machen können und dabei die Methodik erlernen, doch natürlich ist auch wichtig, Erkenntnisse der Nachwuchsarchäologen für die weitere Forschung nutzen zu können. „Köln hat die einzige Professur in Nordrheinwestfalen für Archäologie der römischen Provinzen“, berichtet Deschler-Erb mit Stolz und ist glücklich, dass die Xantener nicht nur die Möglichkeiten zu Lehrgrabungen bieten, sondern bereits sehr viel Hintergrundwissen zu bieten haben. Zieling und Deschler-Erb sehen übereinstimmend die Zusammenarbeit als fruchtbar an.

Mit voller Begeisterung hat Stefan Pircher von der Uni Köln die Leitung der vierwöchigen Ausgrabung übernommen und diese Begeisterung scheint sich auf die 21 Studenten zu übertragen, die bei Wind und Wetter buddeln, freilegen, fegen und sich sorgsam an die Grundmauern der ehemaligen Gebäudes rantasten. Alles wird dokumentiert mit Zeichnungen und Fotos, die Fundstücke gewaschen, nummeriert und in weiterer akribischer Arbeit später der Zeittafel und dem Zweck zugeordnet. Durch eine weitere Kooperation mit der Universität Basel kamen zehn Studenten für eine Woche hinzu. Deschler-Erb berichtet: „Die Schweizer Spezialisten haben eine Schlämm-Anlage aufgebaut und die Erde mehrmals gesiebt, um Pflanzen- und Tierreste herauszufiltern und zu anlaysieren.“ Zu ihrer Abschlusspräsentation waren auch die „Kollegen“ des APX-Grabungsteams und der Sommerakademie geladen. Mit Staunen erfuhren sie, dass die Römer auch Flussbarsch und Aal gegessen haben, also niederrheinische Kost statt römischer Küche.

Experten der Tarnungskunst

Das römische Gebäude muss rund 16 mal 16 Meter groß gewesen sein, die Fundamentmauern haben die Studenten in diesem Jahr teilweise freigelegt. Erste Erkenntnisse führen zu der Annahme, dass das Gebäude bereits in der Frühzeit der Kolonie im 1. Drittel des 1. Jahrhunderts errichtet wurde. „Es handelt sich  auf jeden Fall um ein besseres zweigeschossiges Wohngebäude“, stellt Grabungsleiter Pirchler fest und schmunzelt: „Die Römer waren Experten  der Tarnungskunst“, damit meint er, dass die Vorderseite des Gebäudes mit wertvolleren Baustoffen  konstruiert wurde als nach hinten hin.

Als Sensationsfund bezeichnet er eine graue Trachyplatte, die glattpoliert als Deckenverkleidung gedient haben mag an  einem Wasserbecken. Diese Platte sei der größte Fund in Xanten, das macht die Studenten natürlich sehr stolz.

Im nächsten Jahr werden die jungen Archäologen wieder kommen. Die Finanzierung der Lehrgrabung übernimmt die Unitversität Köln mit Unterstützung durch den LVR-Archäologischen Park Xanten.

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