Vorausschauendes Planen für älter werdende Gesellschaft

Sozialverband VdK im Gespräch mit allen Kommunen in den Kreisen Kleve/ Wesel und Duisburg

NIEDERRHEIN. Der Sozialverband VdK am Niederrhein ist der  größte im Rheinland und in den Kreisen Kleve und Wesel und Duisburg  fast flächendeckend in jeder Ortschaft vertreten (es fehlt ein eigener Ortsverein inStraelen). Der Vorsitzende Horst Vöge möchte nicht von einer „Macht“ sprechen, aber angesichts der 24.500 Mitglieder habe der VdK eine große „Beratungsmacht“ in der Sozialpolitik.

VdK am Niederrhein mit (v.l.) Kreisvorsitzender Horst Vöge, Beauftragter für Kommunalpolitik Volker Markus und Kreisgeschäftsführer Robert Walter. NN-Foto: Lorelies Christian
VdK am Niederrhein mit (v.l.) Kreisvorsitzender Horst Vöge, Beauftragter für Kommunalpolitik Volker Markus und Kreisgeschäftsführer Robert Walter.
NN-Foto: Lorelies Christian

In den letzten zehn Jahren haben sich die Mitgliederzahlen verdoppelt, der Altersdurchschnitt liegt bei gut 61 Jahren. Aus einer Interessenvertretung für „Kriegsversehrte“ ist ein Verband geworden, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt und alle Bürger berät im Arbeitslosen-, Renten- Schwerbehinderten-, Pflegeversicherungs-, gesetzlichem Unfallversicherungs- und sozialem Entschädigungsrecht und mit großem Erfolg Rechte gegenüber Behörden und Sozialversicherungsträgern gerichtlich erstreitet. Fünf Juristen und zwei Sozialbetreuer bieten regelmäßige  Sprechstunden vor Ort an. Alleine in diesem Jahr haben sie schon 1.675 neue Anträge angenommen, rund 80 Prozent kommen aus dem Schwerbehinderten- und Rentenrecht. Davon wurden 735 Widersprüche geschrieben, 373 Klagen oder Berufungen formuliert und 345 Anträge gestellt.
„Der Beratungsbedarf steigt“, stellt Horst Vöge fest, doch viele Mitglieder nutzen auch das aktive  Vereinsleben mit geselligen Zusammenkünften, Austausch über aktuelle Themen und kommen zu Fachvorträgen. Mehr als 800 ehrenamtliche Helfer organisieren diese Veranstaltungen vor Ort. Darüber hinaus legt Horst Vöge großen Wert darauf, dass der VdK in der Sozialpolitik „mitmischt“.

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VdK als politischer Partner

100 VdK-Mitglieder sind aktiv in der Kommunalpolitik, ihr Sprecher ist Volker Markus aus Xanten. Sie bringen sich ein in Ausschüssen und Gremien, die  sich um Barrierefreiheit, Mobilität und ärztliche Versorgung in den Städten und Gemeinden einsetzen. Angesichts der demografischen Entwicklung ein sehr drängendes Thema. Für den Kreis Wesel wird vorausgesagt, dass der Anteil der Menschen von 65 Jahren und älter in 2030 bei rund 31 Prozent der Gesamtbevölkerung liegt, für den Kreis Kleve wird prognostiziert, dass die Zahlen der 65- bis 80-Jährigen von 2011 bis 2030  um 45 Prozent steigen, bei den über 80-Jährigen soll sogar eine 57-prozentige Steigerung bis 2030 eintreten.
Mit einem Brief  wandte sich der VdK an Bürgermeister und Landräte mit der Bitte um Antwort zu Planungen hinsichtlich dieses gravierenden Strukturwandels. „Bereits 2009 waren wir im Gespräch mit Bürgermeistern und Landräten“, berichtet Horst Vöge und stellt fest, dass „Die Empfindlichkeit der Kommunen hinsichtlich Barrierefreiheit gestiegen sei“.

VdK, Berater von Kommunen

Der Kreis Wesel lässt sich beispielsweise von der Uni Bochum beraten. Volker Markus ergänzt, dass die Stadt Xanten Sandra Bree mit dem Thema der demografischen Entwicklung beauftragt hat und Michael Verhalen als Behindertenbeauftragten einsetzt. Es gibt einen Ausschuss für Soziales und Generationen und ein Inklusionsbeirat soll installiert werden.
Der VdK wurde gebeten, bei der Beratung über den öffentlichen Nahverkehrsplan im Kreis Wesel  mit zu beraten. Auch auf Landesebene hat der VdK mitgewirkt bei  der großen Pflegereform und bei dem Bundesteilhabegesetz für bessere Umsetzung von Inklusion.
Kreisgeschäftsführer Robert Walter wirkt auch im Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Berlin mit. Dort wird zum Beispiel geregelt, wie viele Ärzte sich für jeweils bestimmte Einwohnerzahlen niederlassen dürfen. „Es erstaunt schon, dass bundesweit gilt für jeweils 1.671 Personen einen Hausarztplatz zu schaffen, fürs Ruhrgebiet gilt die Zahl von 2.300 Einwohnern. Denkt man dabei an den Ballungsraum, mag man das akzeptieren. Doch zum Verbandsgebiet Ruhrgebiet gehört zum Beispiel auch Sonsbeck. Und für den ländlichen Raum müssten andere Zahlen gelten. Hier sind auch die Kommunen gefordert, ihre Interessen zu vertreten.“
Horst Vöge fasst zusammen: „Die Menschen werden immer älter. Sie brauchen barrierefreien bezahlbaren Wohnraum, eine Gesundheitsversorgung vor Ort, eine gute Erreichbartkeit von Versorgungsstrukturen und Mobilität  gewährleistet durch den Öffentlichen Nahverkehr.“
Der VdK drängt seit Jahren auf Weitblick und bietet immer wieder Gespräche an, da sich vieles auch mit geringen Kosten regeln lässt. Die vielen Mitglieder wissen meist, woran es mangelt und wünschen sich eine vorsorgende Kommunalpolitik, um in gewohnter Umgebung alt werden zu können.

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