Güterzug passiert Übergang
trotz geöffneter Schranke

MILLINGEN. Für den einen oder anderen Anwohner an der Anholter Straße ist es wie ein Déjà-vu. Ein Güterzug mit Kesselwagen rumpelt über den gleichnamigen Bahnübergang in Millingen – die Schranken bleiben jedoch oben. Ein Anwohner filmt das Ganze, veröffentlicht das Video im Internet, auch das WDR-Fernsehen berichtet. Die Bahn sagt: kein Defekt, eine Ausnahmeregelung. Bereits im April gab es einen ähnlichen Vorfall.

Der Hinweis auf der Anzeigetafel am Bahnhof von Millingen ist deutlich: „Kein Zugverkehr – Bauarbeiten bis 4. September 2016“, ist dort zu lesen. Die Schranken sind entsprechend geöffnet. So war es auch zwischen dem 12. und 25. Juli, als die Bahnstrecke zwischen Emmerich und Rees-Empel voll gesperrt war. Das Problem: Plötzlich herrscht eben doch Verkehr auf dem Gleis. Anwohner und auch Autofahrer staunen nicht schlecht, als ein Güterzug mit Kesselwagen den Bahnübergang passiert – bei geöffneten Schranken.

Dreimal soll sich ein solcher Vorfall innerhalb einer Woche ereignet haben, berichten Anwohner. Bei der Deutschen Bahn sieht man dies gelassen: Im fraglichen Zeitraum „war die Strecke voll gesperrt. Eigentlich sollten in dieser Zeit gar keine Züge fahren. Es gibt allerdings einen Gleisanschließer, mit dem eine Sondervereinbarung getroffen wurde, dass er die Strecke mit Kesselwagen befahren durfte“, erläutert ein Bahnsprecher und betont: „Aber nur mit einem Rangierbegleiter, der den Verkehr vor dem Bahnübergang angehalten hat.“ Dies entspreche den Sicherheitsbestimmungen und Richtlinien. Es habe daher auch keinerlei Gefährdung der Straßenverkehrsteilnehmer bestanden.

[quote_box_left]Züge fallen aus
Aufgrund von Bauarbeiten fallen derzeit alle Züge der RB- und RE-Linien zwischen Emmerich und Rees-Empel aus. Allerdings teilt die Bahn mit: „Die wichtigsten Güterzüge/ICE fahren durch.“[/quote_box_left]In Millingen sieht man dies ein wenig anders. Von einem mulmigen Gefühl sprechen viele Anwohner, wenn sie den Bahnübergang passieren; das Vertrauen in die Schrankenanlage sei verloren. Ein Anwohner, der den jüngsten Vorfall gefilmt hat, berichtet, er habe auch keinen Bahnmitarbeiter gesehen.
Bereits im April hatte es einen ähnlichen Zwischenfall am Bahnübergang Anholter Straße gegeben. Damals öffneten sich die Schranken, obwohl der Zug sie noch nicht vollständig passiert hatte. „Man kann diese beiden Ereignisse nicht miteinander in Verbindung bringen“, sagt der Bahnsprecher. Während der jüngste Vorfall sich durch die Vollsperrung und die Ausnahmegenehmigung erklären lasse, habe im April wohl ein besonders langer Güterzug den Kontakt hinter dem Bahnübergang zum Öffnen der Schranken ausgelöst, obwohl einige Waggons diesen noch nicht passiert hatten. Auch damals habe zu keinen Zeitpunkt eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer bestanden, immerhin seien die Schranken zuvor geschlossen gewesen, und der Straßenverkehr hatte ja auch gestoppt.

Letztlich verweist der Bahnsprecher noch auf das Andreaskreuz an der Schranke. Dies bedeute schließlich, dass man sich dem Übergang nur mit mäßiger Geschwindigkeit nähern soll und der Schienenverkehr zudem Vorrang hat.