KLEVE. „Eine prozessmäßige, bildhafte Untersuchung auf der Grenze zwischen Malerei und Skultpur“, so beschreibt Leon Riekwell seine Arbeiten. Er ist einer von der Künstlern, deren Arbeiten vom 16. Juli (Eröffnung 16 Uhr) bis zum 7. August im Projektraum-Bahnof 25, Bahnhofstraße 25, Kleve) zu sehen sind.

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Betritt man den Projektraum, fällt eine Wand mit 15 Arbeiten (siehe Foto) auf, bei der man sich erst beim zweiten Blick fragt, ob es sich nun um eine Arbeit oder um 15 Arbeiten handelt. Sieht man die 15 Bilder als einen Gesamtkomplex, wird die Wand zum Objektträger und was zu sehen ist, kratzt nicht nur an der Grenze von Malerei und Skulptur – es entsteht auch der Eindruck einer grafischen  Gestaltung. Was da an der Wand hängt, könnte auch die Illustraiton eines binären Codes sein.
Quimu Casalprims Kurzfilm „Hausen“ lief bei den Oberhausener Kurzfilmtagen und dauert 9 Minuten 30 Sekunden. In einem Text zum Film heißt es: „In der Übertragung des zugrunde liegenden Gedichtes v on Christoph Wenzel mit dem Titel ‚Im Nichts Hausen‘ ist eine eigenständige Fassung entstanden, die die Grundstimmung überträgt, über eine filmische Gedichtinterpretation jedoch weit hinausreicht.“ Ein Kunstwerk löst ein anderes aus.
Am Ende allerdings ist der Auslöser verschwunden – es bleibt die „Reaktion“, stark genug, ein eigenes Leben zu führen. Wer Casalprims Kurzfilm anschaut, muss von der Existenz eines Gedichtes nichts wissen. Der Film verweist auf nichts als sich selbst, auch, wenn an einer Stelle Teile des Gedichtes von einer spanischen Frau gesprochen werden, die  anscheinend nur die Laute hervorbringt, ohne den Text zu verstehen. So entsteht eine Art absurder Verweis auf die textliche Basis des Films, die noch dadurch verstärkt wird, dass die Worte der Frau – obwohl sie ja Deutsch spricht – untertitelt werden, weil niemand den Text verstehen würde. Da steht man vor dem Bild und die Sinne weichen auf, denn was man hört ist was man sieht, aber es ist eben auch etwas Fremdes. Im Prinzip ist das, was Casalprim tut, das einzig Richtige: Er reagiert mit Kunst auf Kunst. Es geht nicht darum, die mögliche Intention eines Autors abzufilmen. „Hausen“ würde auch funktionieren, wenn man um den gedanklichen Ursprung nicht wüsste. Im Text zum Film heißt es: „Der Film überzeugt durch den Spannungsbogen, der von archaischer Symbolik über nachdenkliche Melancholie bis hin zu tiefer Religiosität erzählt.“
Während die Rezeption eines Gedichtes in erster Linie eine intime Angelegenheit ist (ein Autor trifft auf einen Leser, in dessen Kopf die Worte zu Bildern werden), geht Casalprim einen extrovertierten Weg, in dem er gleich bei den Bildern ansetzt und sie „veröffentlicht“. Eigentlich sollte man sich „Hausen“ allein ansehen und in „privater Atmosphäre“ die Bilder wieder zu Worten werden lassen. Oscar Lourens Treppenobjekte  gehören in das Reich der äußersten Reduktion und sind dadurch gleichzeitig leise und geräuschvoll. Das Wenige, das sich hier in Wiederholung präsentiert, dröhnt irgendwie im Schädel und lässt Fragezeichen zurück. In einem Text verweist Lourens auf Le Corbusier.
Sucht man nach dem gemeinsamen Nenner der Arbeiten im 40. Ausstellungsprojekt, könnte man beim Begriff „Auslöser“ ankommen, denn in den Arbeiten der drei Künstler schwingen „Auslöser“ mit und über Einflüsse aus. So schreibt Leon Riekwell, dass seine ersten Bilder im Angesicht einer Chlorfabrik enstanden, die „qua Form, aber nicht qua Auftrag“ schön gewesen sei. Natürlich: Kunst reflektiert immer Ursachen und Wirkungen, alles Schaffen beginnt mit Kopieren – in der Ausstellung wird deutlich, wie sich das Denken vom Gedachten emanzipiert und (hier mehr, dort weniger) zu einem eigenständigen Produkt wird.
Zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 16. Juli, um 16 Uhr spricht Steffen Fischer vom Museum Goch. Die Ausstellung ist bis zum 7. August jeweils samstags und sonntags zwischen 13 und 17 Uhr zu sehen.

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