Im Gespräch mit den NN äußert sichChristoph Gerwers zur verpassten Bundestagskandidatur und zu weiteren aktuellen Themen in Rees. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

REES. Berlin wird es also nicht, es bleibt bei Rees. Für Christoph Gerwers kein Problem: „Ich fühle mich hier wohl, der Job macht mir große Freude“, betont der Reeser Bürgermeister. Im Gespräch mit den NN äußert er sich zur verpassten Bundestagskandidatur und zu weiteren aktuellen Themen in Rees.
Bundestagskandidatur

Der Reeser Bürgermeister unterlag bei der Aufstellungsversammlung des Bundestagskandidaten des CDU-Verbandes Kreis Kleve. Gerwers sagt dazu: „Ich bin zwar enttäuscht, aber nicht am Boden zerstört. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich es in die Stichwahl schaffe, dann wäre es ein offenes Rennen geworden.“ Zu den Gründen sagt er: „Leider ist es mir nicht gelungen, ausreichend Leute in den anderen Stadtverbänden zu mobilisieren, die mich unterstützen – die Reeser selbst waren so stark vertreten wie nie. Wichtig war mir aber, dass ich mich gut präsentiere; das ist mir auch gelungen, wie man mir bestätigt hat.“ Das Ergebnis habe er schnell abgehakt: „Ich habe 25 Jahre lang Fußball gespielt, da lernt man, mit Niederlagen umzugehen. Ich freue mich, dass wir mit Stephan Rouenhoff einen Kandidaten gefunden haben und hoffe, dass er den Wahlkreis direkt holt.“ Erleichtert zeigt er sich, dass nun die Doppelbelastung wegfällt: „Ich habe in den vergangenen drei Monaten bis zum Anschlag gearbeitet, um meine Aufgaben als Reeser Bürgermeister nicht zu vernachlässigen. Es war eine anstregende Zeit, aber diese zusätzliche Belastung fällt nun weg – so habe ich wieder etwas mehr Zeit für meine Familie.“

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Sparkassen-Fusion

Der Reeser Stadtrat hatte sich dagegen entschieden, Geld für die Aufstockung des Eigenkapitals der Sparkasse Emmerich-Rees zu geben. Gerwers verteidigt die Ratsentscheidung: „Wir sind dafür angegriffen worden, dass wir ein Tabu gebrochen haben, indem wir kein Geld an eine Stadtsparkasse geben. Wir sind aber der Auffassung, dass es nicht unsere Aufgabe ist, ein nicht systemrelevantes Geldinstitut mit Steuergeldern zu unterstützen. Außerdem wären wir sofort in die Haushaltssicherung gerutscht, hätten wir die 4,62 Millionen Euro für die Eigenkapital-Aufstockung gezahlt. Entsprechend ist der Ratsbeschluss absolut richtig.“ Rees blockierte die Fusion aber nicht, der Rat stimmte ihr am vergangenen Donnerstag zu: „Die Fusion ist der richtige Schritt – wir waren eben nur nicht bereit, Geld reinzustecken. Über die Kreisumlage sind wir ja ohnehin am Anteil des Kreises beteiligt“, sagt Gerwers. Er betont: „Die Fusionsgespräche hätte man allerdings schon viel früher führen müssen. Erst jetzt ist passiert, was wir bereits vor vier Jahren gefordert haben. Damals wäre uns auch das Thema Eigenkapital-Aufstockung wahrscheinlich erspart geblieben.“

Glasfaser-Ausbau

Die Deutsche Glasfaser plant den Ausbau in den Reeser Ortschaften. Gerwers sagt dazu: „Für uns als Stadt ist es eine einmalige Chance. Jeder Bürger, der bislang noch zögert, sollte sich überlegen, ob er nicht doch für seine Nachbarschaft und den ganzen Ort mitmacht. Denn in drei Jahren werden die mit Glasfaser erzielten Geschwindigkeiten Standard sein. Dann werden sich alle ärgern, die sich nicht dafür entschieden haben.“ Schwierig könnte das Vorhaben im Bereich Queckvoor werden, ansonsten sagt Gerwers: „Für Bienen, Esserden und Millingen sind wir sehr zuversichtlich und gehen davon aus, dass der Ausbau kommt. Ich hoffe, dass wir auch in der Innenstadt Glasfaser bekommen. Für uns im Rathaus wäre das sehr wichtig, ebenso für das Schulzentrum. Im Jugendausschuss gab es bereits Anfragen von Schülern, wann es denn endlich soweit ist.“

Flüchtlinge

Rees baut derzeit ein neues Übergangsheim mit drei Gebäuden. Auch eine zweite Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) entsteht im ehemaligen Bundeswehrdepot in Haldern. Gerwers: „Derzeit gibt es für Rees keine neuen Zuweisungen, da wir mit unserer Quote noch über 100 Prozent liegen. Auch mit den Arbeiten der ZUE Rees II kommen wir gut voran. Dort muss nun die Bezirksregierung vor allem einen Betreiber finden. Unsere Präferenz wären die Malteser, mit denen wir in der ZUE Rees I, der ehemaligen Horizont-Klinik, sehr gut zusammenarbeiten.“ Zur aktuellen Lage sagt der Bürgermeister: „Insgesamt ist die Situation im Moment entspannt – und mit den beiden ZUEs sowie den neuen Übergangsheimen, die wir derzeit am Melatenweg errichten, sind wir auch gut vorbereitet.“

Niag- und Post-Gelände

Dort soll „Das neue Quartier“ entstehen. Gerwers versichert: „Es wird mit Hochdruck an den Plänen gearbeitet. Wir sind zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres die planungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Dann sollten wir auch bald Baurecht bekommen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir 2017 mit den ersten Arbeiten beginnen können, etwa mit dem Abriss des ehemaligen Postgebäudes.“ Zu den Plänen sagt Gerwers: „An dem Vorhaben, auf dem Areal eine Mischung aus Wohnen, Büros und Gewerbe zu realisieren, hat sich nichts geändert. Wir planen in einem Bürogebäude unser Jobcenter anzusiedeln. Das wäre nicht nur ein großer Vorteil für die Kunden, die das Jobcenter dort viel besser erreichen könnten als den derzeitigen Standort an der Rudolf-Diesel-Straße, eine solche ‚Nebenstelle‘ der Verwaltung wäre auch eine Aufwertung des ganzen Objektes.“

Betuwe-Ausbau

Dabei erwartet Gerwers endlich Bewegung. „Im Herbst steht hier die nächste Erörterung für den Abschnitt Empel/ Millingenan. Ich bin sehr gespannt, wie das ausgeht.“ Er kritisiert: „Es ist zwar ein kompliziertes Verfahren, trotzdem muss es endlich vorangehen. Es ist unerträglich, wie da herumgehampelt wird. Die Niederländer sind uns da um Jahre voraus.“ Seine Forderung: „Wichtig ist, dass die Sicherheitskonzepte gemäß den Forderungen der Feuerwehren umgesetzt werden und dass städtebaulich attraktive Lösungen in den Ortslagen gefunden werden, nämlich mit Lärmschutzwänden aus Glas.“ Dies gelte vor allem für Millingen, wo die neuen Gleise den Ort in zwei Teile zerschneiden.

Weitere Themen

Beim Ausbau der B67 gibt es laut Gerwers keinerlei Bewegung, „es werden nur Gespräche hinter den Kulissen geführt. Dabei wäre es für Rees eine wichtige Verbindung zwischen der A3 und der A57, über die sich nicht nur unsere Logistiker freuen würden.“
Die Flutmulde habe sich bewährt, „sie nimmt den Druck von der Stadtmauer“, erläutert Gerwers. Die Maßnahmen am Deich in Bienen schreiten voran, weitere werden folgen: Da arbeiten wir eng mit dem Deichverband zusammen. Bis 2025 wollen wir komplett mit den Sanierungen fertig sein.“
Die „Reeser Welle“ ist derzeit kein Thema, sagt Gerwers, „wir haben unsere Stellungnahme abgegeben. Der Rat hat deutlich gesagt, dass wir keine weiteren Abgrabungen mehr wollen. Auch der Landschaftsbeirat beim Kreis Kleve hat sich ja gegen das Vorhaben ausgesprochen. Jetzt muss der Kreis Kleve entscheiden.“
Gerwers‘ Fazit

„Mit der Entwicklung unserer Stadt bin ich sehr zufrieden, auch in finanzieller Hinsicht stehen wir gut da.“
Michael Bühs

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