Das Handwerk des Besenbinders war oft mühsam. Foto: privat

GOCH. Von der Tradition her sind die Gocher die Weberstädter, Uedem wird als die Schusterstadt beschrieben und Weeze als Schreinerstadt. Aus der Zeit um die Jahrhundertwende wurden und waren in dieser Grenzregion auch die Besenbinder bekannt. Die Heidelandschaften entlang der Grenze waren der Ursprung dieses fast ausgestorbenen Handwerkes.

Der Gocher Nachtwächter und „Schmuggler“ Rob Miesen hat nun eine 40-seitige Broschüre zu diesem Thema zusammengestellt. Der gebürtige Gocher und  Wahlniederländer beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit der Geschichte seines Wohnortes Siebengewald. War es im vergangenen Jahr das Thema „Evakuierung“ der Grenzregion, so ist es nun eine geschichtliche Zusammenstellung vom Leben und Arbeiten der „Bessembiender“ aus dem benachbarten Siebengewald. Der Name Besenbinder findet sich heute noch in der Namensgebung einer Nachbarschaft  und der Karnevalverein aus dem Grenzdorf trägt noch den traditionellen Namen.

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Mancher Besenbinder zog mit dutzenden Heidebesen auf seinem Fahrrad bis ins Ruhrgebiet, um seine Ware an die großen Stahlfirmen zu verkaufen. Foto: privat
Mancher Besenbinder zog mit dutzenden Heidebesen auf seinem Fahrrad bis ins Ruhrgebiet, um seine Ware an die großen Stahlfirmen zu verkaufen. Foto: privat

Nachdem Rob Miesen im vergangenen Jahr eine Dokumentation zur Evakuierung der Grenzregion publizierte, hat er nun im vergangenen Jahr das Thema des fast ausgestorbenen Handwerkes in seinem Wohnort Siebengewald bearbeitet und zusammengestellt. „Es war eine beschwerliche und ärmliche Arbeit, von der die Besenbinder ihre Familien nur schwer ernähren konnten und somit auch dem Schmuggel und Wildern in der Heide nicht abgeneigt waren“, schmunzelt der Autor. Man lebte und wohnte in Hütten aus Heideplaggen und Sträuchern. Mancher Besenbinder zog mit dutzenden Heidebesen auf seinem Fahrrad bis ins Ruhrgebiet, um seine Ware an die großen Stahlfirmen zu verkaufen.

In der Fotoreportage zur Arbeit des Besenbinders wird deutlich, welches Geschick und Können zur Herstellung des Heide- oder auch Birkenbesens benötigt wurde. Mit dreigespaltenen Weiden wurden die Besen zusammengebunden. Es war eine undankbare Aufgabe, in der Heide bei unterschiedlichsten Temperaturen Heide- und Birkenscheide zu sammeln und zu verarbeiten. Wind und Wetter, so wie Insekten aller Art behinderten die Arbeit in der offenen Heidelandschaft. Die Broschüre gewährt einen Einblick in die fast vergessen Geschichte der Besenbinder. Das erste Exemplar wurde bereits dem Loco-Bürgermeister von Bergen, Lia Roefs, offiziell überreicht. Beim großen Bienders-bej-en-Festival im kulturellen Centrum „De Klaproos“ in Siebengewald, am 25. und 26 Juni, ist die 40-seitige Broschüre erhältlich und gleichzeitig wird ein echter Besenbinder das Handwerk vorführen.

Die Broschüre wurde in niederländischer Sprache herausgegeben und ist in Goch ab Mittwoch, 29. Juni, in der Buchhandlung am Markt zum Preis von 7,50 Euro erhältlich.

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