Mit Tante Leni fing alles an

Erste Spargelernte für Huchels Leistungsauslese in Walbeck fast beendet

WALBECK. „Eigentlich fing ja alles mit meiner Großtante an“, erinnert sich Norbert Deckers. Weil der „Berkerbur“ den leckersten Spargel hatte, nämlich die alte Sorte, den Huchelspargel. Das war 2006 und Helene Beckers feste Überzeugung. Und damit war die Neugierde von Gastronom Norbert Deckers geweckt: Was hat es auf sich mit diesem Huchelspargel? 2007 nahm er das seltene Gemüse in die Speisekarte seines Restaurants auf. Nussig, zart, leicht süß – mit der butterigen Note und seinem besonders feinen Geschmack begeistert diese Sorte nicht nur Großtanten. Seit 2015 hat sie sogar einen ausgewiesenen „Freundeskreis“.
Denn 2015 war der Huchel-Spargel für ein Jahr in Walbeck ausgestorben. Die alten Pflanzen auf dem Berkerhof wurden 2014 ein letztes Mal gestochen. Norbert Deckers fand Gleichgesinnte, um diese Entwicklung rückgängig zu machen.

Jetzt werden die letzten Stangen geerntet: Für den Huchelspargel, die alte ursprüngliche Walbecker Sorte, endet die Saison bereits in der kommenden Woche, um die noch jungen Pflanzen zu schonen. Zusammen mit Spargelbauer Thomas Drecks will der Verein Walbecker Huchelspargel 2015 das seltene Gemüse vor dem Aussterben retten.NN-Foto: Theo Leie
Jetzt werden die letzten Stangen geerntet: Für den Huchelspargel, die alte ursprüngliche Walbecker Sorte, endet die Saison bereits in der kommenden Woche, um die noch jungen Pflanzen zu schonen. Zusammen mit Spargelbauer Thomas Drecks will der Verein Walbecker Huchelspargel 2015 das seltene Gemüse vor dem Aussterben retten.
NN-Fotos: Theo Leie

Unterstützung kam von Bärbel Beerden und Hans-Peter Gooren. Die beiden hatten bereits 2013 zusammen mit Klaus Heynen und Erich Naus an einer Huchel-Verkostung teilgenommen. „Alle waren gespannt, ob es einen Geschmacksunterschied zwischen dem Huchel und den gängigen modernen Sorten geben würde“, erzählt Norbert Deckers. Und ja,  Tante Leni sollte Recht behalten. Das Ergebnis war eindeutig und es gründete sich die Ini­tiative Huchelfreunde, die sich für die Erhaltung der alten Sorte einsetzt. In der Gründung befindet sich zurzeit der Verein Walbecker Huchelspargel 2015, zu dem auch noch Matthias Bremkens und das Ehepaar Melanie und Thomas Dercks gehören. Norbert Deckers: „Unser Vereinsziel ist es, den Spargel nicht aussterben zu lassen.“ Zudem esse er ihn selbst am liebsten. Auf Anregung der Tochter von August Huchel fanden die Mitglieder in Mölln den Spargelzüchter Aloys Rosen, der den Huchel noch anbietet. Die Initiative holte Spargelbauer Thomas Dercks mit ins Boot, der sich auf das Experiment Huchel einlassen wollte. Die Walbecker Familie hatte den Spargel früher auf dem Hof. „Aber ich musste mich auch erst wieder ein bisschen einarbeiten“, erzählt Thomas Dercks. Denn der Huchel, der in den 80er Jahren weiterentwickelt und in „Alpha“ umbenannt worden war, liefert durchschnittlich 34 Prozent weniger Ertrag pro Saison. Auf einem Hektar sind das maximal 3.300 Kilo. Und mit 181 Gramm pro Spargelpflanze ist er eher ein „Leichtgewicht“.

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Die Huchelfreunde (vorn v. l. ) Andreas und Thomas Derks, (hinten v. l. ) Norbert Deckers, Klaus Heynen, Hans-Peter Gooren, Matthias Bremkens und Bärbel Beerden begutachteten 2015 die Jungpflanzen. NN-Foto (Archiv): T. Leie
Die Huchelfreunde (vorn v. l. ) Andreas und Thomas Derks, (hinten v. l. ) Norbert Deckers, Klaus Heynen, Hans-Peter Gooren, Matthias Bremkens und Bärbel Beerden begutachteten 2015 die Jungpflanzen.
NN-Foto (Archiv): T. Leie

2015 konnten dann die ersten Spargelpflanzen auf dem 2,5 Hektar großen Feld gesetzt werden. Der Name „Alpha“ wurde der Tradition wegen wieder in „Leistungsauslese“ zurück benannt. Und Norbert Deckers versichert: „Die Weiterentwicklung fand mit den ertragreichsten Pflanzen statt, als Auslese der Auslese, aber ohne genetische Veränderung, so dass wir hier immer noch die ursprüngliche Sorte haben.“ Die traditionsreiche alte Sorte „Huchels Leistungsauslese“ war eigens für die Anbaubedingungen auf dem Walbecker Sandboden gezüchtet worden. Züchter und Namensgeber war August Huchel, der in den 50er Jahren aus der ehemaligen DDR  nach Walbeck kam und hier den neuen Sitz der 1929 in Osterburg  gegründeten Deutschen Spargelzuchtstation etablierte. Der Huchel wurde früher ausschließlich in Walbeck angebaut, bis ihn nach und nach ertragreichere, frühere und unempfindlichere Sorten verdrängten.
Jetzt, im zweiten Standjahr, kann der neue Huchel zum ersten Mal geerntet werden. Nicht länger als zwei Wochen, nicht mehr als zwei oder drei Stangen pro Pflanze und mit viel Gefühl, um die jungen Pflanzen nicht zu sehr zu schwächen. „Maximal 50 bis 80 Kilo holen wir jeden Tag vom Feld“, erklärt Thomas Dercks. Und spätestens Mitte dieser Woche ist schon wieder Schluss. Weiter geht es dann 2017. Denn Walbeck hat „seinen“ Huchel wieder. Und die Huchelfreunde sind „ein bisschen stolz, dass es so weit geklappt hat“, verrät Norbert Deckers.

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