Reeser heißen Flüchtlinge herzlich willkommen

Betreuungsangebote der ZUE in Kooperation mit Vereinen und Organisationen

REES. Elf Menschen kamen als Erstbewohner am 5. März 2015 in die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) nach Rees. Inzwischen haben 2.109 Flüchtlinge aus 39 unterschiedlichen Ländern hier „Zwischenstation“ gemacht. Zeit für  Leiterin Saskia Klose vom Malteser Hilfsdienst nach dem ersten Jahr ein Resümee zu ziehen.    

Ein hochmotiviertes Team, das sehr gerne in der ZUE Rees arbeitet: (vorne v.l.): Benjamin Kobs, Ilda Merdan, Sarah Bauhaus, Daniela Schlutz (hinten v.l.) Bewohner Obay Aljaber, Saskia Klose, Chris Terhart und Jutta Neuhaus-Gondis. NN-Foto: Lorelies Christian
Ein hochmotiviertes Team, das sehr gerne in der ZUE Rees arbeitet: (vorne v.l.): Benjamin Kobs, Ilda Merdan, Sarah Bauhaus, Daniela Schlutz (hinten v.l.) Bewohner Obay Aljaber, Saskia Klose, Chris Terhart und Jutta Neuhaus-Gondis.
NN-Foto: Lorelies Christian

20 Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Betreuung der Bewohner, weitere 18 sind  für Küche, Reinigung, Verwaltung und Haustechnik zuständig. Sie alle wirken hochmotiviert, berichten von positiven Erfahrungen mit den Flüchtlingen, von guter Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen, Unternehmern, der Stadt Rees, Vereinen und Organisationen und sind beeindruckt von der „überwältigenden“ Spendenbereitschaft der Reeser.
Der 21-jährige Obay Aljaber ist schon etwas länger in Deutschland und seit drei Monaten in der ZUE Rees. Seine Familie musste er in Syrien zurücklassen. Er kann sich nicht vorstellen, dass seine Heimat sich in absehbarer Zukunft vom Krieg erholt und hofft daher, hier in Deutschland eine neue Heimat zu finden, Maschinenbau zu studieren und zu arbeiten. Doch zunächst muss er sich in Geduld üben. „Ich schlafe, esse, sitze rum, spreche mit den anderen Mitbewohnern, spiele Gitarre, gehe ab und zu zum Einkaufen in die Stadt, schaue mir Filme an und lerne Deutsch“, berichtet er von seinem Alltag. Die Sprache beherrscht er schon sehr gut, er ist dankbar für jede Abwechslung.
Freizeitpädagogin Daniela Schlutz sieht in der Beschäftigung  der Menschen einen wichtigen Schritt zur Integration und gleichzeitig für Deutsche, durch den  Kontakt kulturelle Vielfalt als Bereicherung zu erleben. „Wir haben Kooperationen mit dem TV Rees, wo unsere Bewohner bei  verschiedenen Sportangeboten mitmachen dürfen. Am 11.April wird uns Bäckerei Gerads ermöglichen einen interkulturellen Backkurs durchzuführen. Außerdem ist gemeinsames Kochen geplant sowie Musik- und Kunstprojekte.“ stellt sie in Aussicht.
Ilda Merdan, die in der Betreuung tätig ist, ergänzt: „Es gibt zahlreiche Schulen, Kindergärten, Sport- und Schützenvereine, die unsere Arbeit unterstützen. Sie haben schon Spielenachmittage hier veranstaltet und uns zum Kinderschützenfest eingeladen.“
Jutta Neuhaus-Gondis arbeitet mit einer Kollegin in der „Kinderstube“, die zur Zeit von 22 bis 24 Kindern tagtäglich besucht wird. Sie freut sich über die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Remix, deren Räumlichkeiten und Freizeitangebote  auch den Flüchtlingskindern immer offen stehen.
Der stellvertretende Leiter Benjamin Kobs erinnert an das Miteinander bei Brauchtumsfesten. „Wir haben am Martinsumzug teilgenommen. Dank der großen Spendenbereitschaft konnten wir unseren 160 Bewohnern zu Weihnachten Präsente überreichen.“
Sach- und Kleiderspenden sind immer willkommen, besonders Schuhe und Herrenbekleidung in kleinen Größen werden stark nachgefragt. Wer etwas abzugeben hat, kann sich in der ZUE am Groiner Kirchweg 4 melden. Gebrauchte Sachen werden von den Mitarbeitern sortiert und übersichtlich in der Kleiderkammer aufbewahrt, so dass jeder Neuankömmling ausgestattet werden kann.
Zwei Mal in der Woche kommt Lia Brockmeyer ins Haus, um Deutschunterricht zu geben. „Unsere Bewohner sind sehr willig und interessiert am Unterricht“, berichtet  Leiterin Saskia Klose und ist glücklich über die Unterstützung von Ehrenamtlichen.

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Dank vieler Spenden und guter Kooperation mit dem SV Rees kann Chris Terhart sein internationales Fußballteam gut ausstatten. NN-Foto: Lorelies Christian
Dank vieler Spenden und guter Kooperation mit dem SV Rees kann Chris Terhart sein internationales Fußballteam gut ausstatten.
NN-Foto: Lorelies Christian

Freizeitpädagoge Chris Terhart  ist Mitarbeiter und Ehrenamtler zugleich, denn die Beschäftigung mit jungen Männern der ZUE hat ihn auf eine ambitionierte Idee gebracht: „Ich wollte nicht nur mit denen ein bisschen rumkicken, sondern habe wahre Fußballtalente entdeckt, die bereits in ihrer Heimat höherklassig gespielt haben. Dank einer Kooperation mit dem SV Rees haben wir nun    die Mannschaft FC Horizont International aufgestellt, die ab August sogar am Liga-Betrieb teilnimmt.“ Bei den bisherigen Freundschaftsspielen haben sich die jungen Männer aus Nigeria, Ghana, Guinea, Syrien, Albanien, Afghanistan und Deutschland  schon sehr wacker geschlagen. Sogar ein Nigerianer aus Neuss konnte als Torhüter angeworben werden. Trainer Chris Terhardt, der selbst früher bei Fortuna Düsseldorf gespielt hat, gerät ins Schwärmen, wenn er von den Fähigkeiten seiner Mannschaft spricht. Da jedoch jederzeit auch mit Abgängen aufgrund von Abschiebungen zu rechnen ist, möchte er den Kader vergrößern. „Die jungen Männer kommen aus der ganzen Region, wir können noch Verstärkung gebrauchen und würden uns natürlich auch über weitere deutsche Mitspieler freuen“, wirbt er für sein internationales Team, das sicherlich demnächst in der Kreisliga oben mitmischen wird.

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