Wie sie die beiden Täter aus Issum geschnappt haben, erzählten (v.l.) Peter Baumgarten, Technischer Berater und Opferschützer, Pressesprecher Manfred Jakobi, Christian Steinke-Schmickler, Leiter der EK Wohnung und Beate Kleinkes von der Pressestelle bei einer Pressekonferenz. NN-Fotos (2): Anastasia Borstnik

KREIS KLEVE. Bei Wohnungseinbrüchen bietet sich den Geschädigten und der Polizei oftmals das gleiche Bild: Die Rolläden sind hochgeschoben und mit einem Holzstück blockiert, die Fensterscheibe ist eingeschlagen und das Fenster geöffnet, die Schränke wurden durchsucht und wertvolle Gegenstände wie Schmuck und Bargeld gestohlen. Nun klärte die Kreispolizeibehörde Kleve eine Serie von insgesamt 85 Wohnungseinbrüchen auf.

„Im November begann eine Serie von Wohnungseinbrüchen, die die Gocher Bürger verunsichert hat“, beginnt Christian Steinke-Schmickler, Leiter der EK Wohnung. „Die Täter haben Steine vor Ort aufgenommen, durch eine Scheibe geworfen und so den Hebelmechanismus des Fensters betätigt.“

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Tathergang und Festnahme

Trotz eines Maßnahmenpakets, der Sensibilisierung der Bürger, der Polizeipräsenz vor Ort und der Observation, ist es den Beamten nicht gelungen, die Täter ausfindig zu machen. Erst der Anruf eines 22-jährigen Zeugen aus Goch brachte den entscheidenden Hinweis: Er hörte  aus seiner Souterrain-Wohnung verdächtige Geräusche in der darüber liegenden Wohnung seiner Eltern und rief sofort den Notruf an, der die Polizeileitstelle verständigte. „Durch seine vorbildliche Reaktion, kurz nachzusehen und dann sofort die Polizei zu rufen, ist der Idealfall eingetroffen“, erzählt Steinke-Schmickler weiter. Nur wenige Minuten später, es war so gegen 20.10 Uhr und es dämmerte bereits, traf die Polizei auf dem Katharinenweg in Goch ein. „Ganz undramatisch trafen wir auf dem Bürgersteig in Richtung des Tatortes zwei junge Männer an, die wir sofort überprüften“, erinnert sich Peter Baumgarten, Technischer Berater und Opferschützer.
Schnell wurde klar, dass es sich bei den Beiden, einem 21 und einem 22 Jahre alten Mann mit albanischen Wurzeln, die in einem Asylbewerberheim in Issum untergebracht sind, um die Täter handeln musste. „Die beiden Verdächtigten hatten an diesem Tag bereits vier Einbrüche verübt, wie sich später herausstellte“, berichtet er.  Die weiteren Ermittlungen der EK Wohnung in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Kleve und der EK Wohnung der KPB Wesel ergaben, dass die beiden insgesamt 85 Einbrüche verübt hatten, davon allein 40 Taten in Goch. Im „Perlenketten-Prinzip“ ging es auch nach Weeze (5), nach Bedburg-Hau (3), nach Aldekerk (4), in den Kreis Wesel (33) und ins Stadtgebiet Krefeld (1), zählt der Leiter der EK Wohnung auf. „Die Arbeitsweise der beiden Täter war schnell deutlich: Sie nutzten den Bus und den Zug, um zum Tatort zu kommen.  Zu Fuß durchstreiften sie Wohngebiete und wenn sie irgendwo erfolgreich waren, kamen sie immer wieder zurück“, äußert Steinke-Schmickler. „Ungewöhnlich war, dass sie Äste zum Fixieren von Rolläden nutzen. Diese Art und Weise ist uns bereits in Wesel aufgefallen. So kamen wir auch auf den Verdacht, dass sie auch dort eingebrochen hatten.“ Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kleve erließ der Haftrichter gegen die beiden aus Albanien stammenden Beschuldigten Untersuchungshaftbefehle.
„Der eine gestand noch vor Ort die drei Straftaten am Festnahmetag. Der andere Täter schwieg“, erzählt er. „Zudem gaben beide selbst zu, kokainabhängig zu sein.“ So sei der 22-Jährige bereits in mehreren Fällen vorbestraft gewesen, weil er einer Minderjährigen Kokain gegeben hat. Beide warten jetzt in einer Justizvollzugsanstalt auf das Gerichtsverfahren. Die Schadenssumme beläuft sich auf insgesamt 180.000 Euro.

Die 80-jährige Ursula Peters aus Goch ist ebenfalls Opfer eines Wohnungseinbrüches geworden. Bis heute habe sie Angst, alleine vor die Tür zu gehen, erzählt sie.
Die 80-jährige Ursula Peters aus Goch ist ebenfalls Opfer eines Wohnungseinbrüches geworden. Bis heute habe sie Angst, alleine vor die Tür zu gehen, erzählt sie.

Opfer erzählt

Eine der Geschädigten ist die 80-jährige Ursula Peters aus Goch. „Es war ein Schock für mich und meine neunjährige Enkelin“, erinnert sie sich. „Die Haustür war überraschenderweise mit einem Vorhängeschloss gesichert und die Terrassentür stand weit offen. Die Wohnung war verwüstet, alle Schränke waren auf und überall lagen Scherben. Die Kleine hat nur geschrien.“ Normalerweise habe die Gocherin keine Angst, auch abends vor die Tür zu gehen. Mit dem Einbruch habe sich alles verändert. „Mein Vertrauen ist weg und ich bin viel misstrauischer geworden. Das ist schade“, erzählt sie. „Selbst jetzt habe ich immer noch diese Hemmungen.“

Opferschutz

Abhilfe dabei möchte die Polizei leisten. Neben der Straftatenaufklärung ist für die Polizei auch die Opfersituation ein wichtiges Themenfeld. „Die Reaktionen auf Wohnungseinbrüche bei den Betroffenen sind unterschiedlich. Sie reichen von einem Schreck, einem Schock über viel Nachgrübeln bis hin zu Traumata“, erklärt der Opferschützer. „Wir bieten Opferschutz daher nicht nur nach Verkehrsunfällen, sondern auch bei Wohnungseinbrüchen an. Hier können sich die Geschädigten eine kostenlose Beratung einholen und müssen sich nicht mehr lange quälen“, sagt Baumgarten. Wer sich gegen Wohnungseinbrüche absichern will, dem empfiehlt Baumgarten, Fenster und Türen mit abschließbaren Griffen und einwurfhemmendem Glas zu sichern.

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