René Schneider, MdL, (l.) moderierte und Polizeidirektor Utz Schmidt (r.) argumentierte beim Diskussionsabend zur Polizeiwache Xanten .NN-Foto: Lorelies Christian

XANTEN. Ungefähr 50 Xantener folgten der Einladung vom Landtagsabgeordneten René Schneider zum Diskussionsabend mit Polizeidirektor Utz Schmidt über die Xantener Wache. Im Vorfeld hatten sich besorgte Bürger ihren Unmut geäußert, als sie von der Planung erfuhren, die Polizeiwache in Xanten nachts von 22 bis 7 Uhr zu schließen.

René Schneider moderierte, Utz Schmidt als Leitender Polizeidirektor der Kreispolizei Wesel stellte die Situation und die Planungen vor, nachdem Propst Klaus Wittke als Hausherr der Marienschule die Gäste in der Mensa begrüßte.

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René Schneider, MdL, (l.) moderierte und Polizeidirektor Utz Schmidt (r.) argumentierte beim Diskussionsabend zur Polizeiwache Xanten .NN-Foto: Lorelies Christian
René Schneider, MdL, (l.) moderierte und Polizeidirektor Utz Schmidt (r.) argumentierte beim Diskussionsabend zur Polizeiwache Xanten .NN-Foto: Lorelies Christian

Der 61-jährige Utz Schmidt verwies bei seiner Vorstellung auf 45 Jahre Polizeiarbeit als Indiz, dass er wisse, wovon er spreche. Er machte deutlich, dass Xanten ein sehr sicherer Ort sei und auch in Zukunft bleiben werde. Da sich das Verhalten der Bürger in den letzten Jahren sehr geändert habe, sieht er nicht die Notwendigkeit, die Wache nachts zu besetzen, da im Gegensatz zu früher, die Menschen nicht mehr Hilfe suchend zur Wache laufen, sondern stattdessen direkt die 110 anrufen. „Wenn etwas passiert, haben wir oftmals 30 Anrufe für den gleichen Vorfall, weil die Leute heute immer ihr Handy dabei haben”, untermauerte er seine Argumentation. Gleichzeitig forderte er nachdrücklich dazu auf, diese Notrufnummer 110 zu wählen, um rasche Hilfe von der Polizei zu bekommen.

Hilfesuchende wählen 110

Ganz deutlich beschrieb er die Aufgabe des im Volksmund „Wachhabenden”, der in Polizeisprache abgekürzt AP heißt und für Anzeigen und Publikumsverkehr zuständig ist: „Der AP bleibt in seinem Büro und darf nicht raus. Er fordert die Streife an und muss warten, bis ein Kollege kommt. Er kann nicht selbst eingreifen.” Auf Nachfrage bestätigte Schmidt, dass ihm kein einziger Fall bekannt sei, in dem ein Opfer einer Gewalttat Zuflucht in der Xantener Wache gesucht habe. Zuständig ist und bleiben die Polizeibeamten, die mit ihren Streifenwagen im Einsatz sind. „Diese Streifen geben durch die Präsenz vor Ort den Bürgern Sicherheit”, ist die feste Überzeugung des Polizeidirektors und der Grund dafür, dass er diese verstärken möchte. Statt einen AP nachts am Schreibtisch zu binden (wo er in der Testphase eines ganzen Monates nur zwei Anzeigen aufgenommen hat), möchte er diese „Nachtschicht” einsparen, um weitere Kräfte im Streifendienst einsetzen zu können.

Konkret sollen Bürger, die sich nachts an der Polizeiwache Xanten einfinden, über die Hausklingel Kontakt zur Dienststelle in Kamp-Lintfort nehmen und ihre Anliegen vortragen. Entsprechend wird dann der Streifenwagen angefordert und ist im Normalfall innerhalb der nächsten zwölf Minuten vor Ort (laut Statistik liegt der Kreis Wesel an dritter Stelle im Landesvergleich von 47 Behörden bei der Einsatzreaktionszeit).

Präsenz der Streife verstärken

Bange Fragen, ob denn ein Streifenwagen für das gesamte Gebiet ausreichend sei, ob es nun eine Verdoppelung gäbe und was passiert, wenn mehrere Einsätze gleichzeitig erforderlich sind, konnte Utz Schmidt ausräumen: „Wir haben viele Wagen im Einsatz. Die Bürger sehen immer nur den Streifenwagen, doch es sind auch weitere unterwegs, zum Teil in Zivil, die Sie nicht erkennen. Außerdem tauschen wir uns mit den Nachbarkreisen aus, bei uns gibt es keine kommunalen Grenzen, wir leisten gegenseitig Unterstützung bei größeren Einsätzen oder wenn unsere Leute an einem Ort gebunden sind.”

Will das Land NRW sparen?

Das wollten die Zuhörer nicht recht glauben, zumal sie gerade aus der Presse erfahren hatten, dass das Land bei den Dienstfahrzeugen der Polizei einsparen will. Utz Schmidt stellte richtig: „Es sollen zwar Streifenwagen abgeschafft werden, doch stattdessen erhalten wir mehr Bullys, die wir auch sehr gut brauchen können. Es ist geplant, dass wir 38 Streifenwagen und 14 Busse einsetzen können, 2013 hatten wir 54 Streifenwagen im Einsatz, also zwei mehr. Reduzierungen wird es bei den Fahrzeugen für Ermittler geben, da diese Fahrzeuge aus Kostengründen reduziert werden, weil sie nur wenige Kilometer gefahren wurden.”

Eine besorgte Bürgerin wollte wissen, ob es nun erst einmal um die Abschaffung des Nachtdienstes ginge, um dann später die ganze Wache zu schließen. Das verneinte Schmidt vehement. „Wir leisten uns im Kreis Wesel 10 Wachen, von denen drei nachts geschlossen sind. Dort klappt das übrigens hervorragend. Im Kreis Kleve gibt es beispielsweise insgesamt nur fünf Wachen. In Xanten haben wir gerade die Wache komplett renoviert, in Neukirchen-Vluyn wird sogar eine neu gebaut. Wir wollen daran festhalten, flächendeckend präsent zu sein, daher müssen wir das Personal so einsetzen, wo es gebraucht wird.” Und er beruhigt: „Zu besonderen Anlässen wie Kirmes oder Oktoberfest wollen wir auch nachts die Wache besetzen. Im übrigen sind zwei Polizeibeamte der Streifenwagen auch nicht pausenlos im Einsatz, auch sie sind nachts zwischenzeitlich vor Ort in der Wache, um schriftliche Arbeiten zu verrichten oder Anrufe zu tätigen.” Tobias Fuß, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Sicherheit bei der Stadt Xanten, übte scharfe Kritik an der beabsichtigten nächtlichen Schließung und verglich die Präsenz der Polizei mit der der Feuerwehr, die für die Stadt Xanten ehrenamtlich tätig sei. Utz Schmidt konterte: „Auch Ihre Feuerwehrhäuser sind nicht personell besetzt. Die Leute wissen, dass sie im Notfall die 112 anrufen müssen.”

„Ort der Glückseligkeit”

Mit bewundernswerter Geduld und Sachlichkeit argumentierte Polizeidirektor Schmidt über zwei Stunden, warum Xanten nachts keinen persönlichen Ansprechpartner in der Wache braucht, doch ein Argument konnte er nicht ausräumen: Das des „subjektiven „Sicherheitsempfindens”, das scheinbar angesichts medialer Gewaltpräsenz sehr ausgeprägt scheint, obwohl Xanten objektiv gesehen ein „Ort der Glückseligkeit” ist, wie CDU-Mann Kai van Meegen, selbst Polizist, es ausdrückte.

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