Umweltbildung mit allen Sinnen

Der Wahrsmannshof in Rees blickt auf sein zweitbestes Jahr zurück – Zertifizierung nach BNE steht in diesem Jahr noch an.

REES. Klimawandel und Klimaschutz sind zwei Themen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. „Dazu würden wir auch gerne neue Programmpunkte anbieten, aber uns fehlt einfach die Zeit. Dazu müssten wir personell aufstocken“, sagt Tuve von Bremen, Projektleiter am Wahrsmannshof in Rees, dem Umweltbildungszentrum des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve. „Wir sind erst einmal froh, wenn wir mit unseren Mitteln die bestehenden Angebote halten können.“ Und die sind am Wahrsmannshof sehr gefragt – selbst aus dem Köln-Bonner Raum kommen Schulklassen und Gruppen nach Rees.

Der Blindenverein Köln nutzte mit einer Gruppe das neue Angebot des Wahrsmannshofes für Menschen mit Sehbehinderung; auf dem Forschungsboot „Wilde Gans“ erkundeten die Teilnehmer die Tier- und Pflanzenwelt eines Gewässers. Foto: privat
Der Blindenverein Köln nutzte mit einer Gruppe das neue Angebot des Wahrsmannshofes für Menschen mit Sehbehinderung; auf dem Forschungsboot „Wilde Gans“ erkundeten die Teilnehmer die Tier- und Pflanzenwelt eines Gewässers.
Foto: privat

Das vergangene Jahr war das zweitbeste im Bildungszentrums seit den Anfängen 2010. Insgesamt 97 Gruppen und Schulklassen nahmen an den 91 Veranstaltungen teil, die von Bremen (halbe Stelle) mit seiner Kollegin Sylke Döringhoff (Honorarkraft auf Stundenbasis) angeboten haben. „Wir haben ein gutes Niveau erreicht, daran wollen wir anknüpfen. Unser Schwerpunkt sind dabei klar die Grundschul- und Oberstufenklassen“, sagt von Bremen. Während die Grundschüler den Teich am Wahrsmannshof erkunden, untersuchen die Oberstufenschüler die Ökologie eines Baggersees an Bord des Forschungsbootes „Wilde Gans“. Auch für das laufende Jahr 2016 gibt es bereits wieder mehr als 70 Anfragen zu Veranstaltungen.

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Zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres zählte neben Floßbau und Floßfahrt am Reeser Meer sowie der Nacht der Fledermäuse ein neues Projekt: die Naturerlebnisangebote für Menschen mit Sehbehinderung. Über die Wasserburg Rindern nahm von Bremen Kontakt zu Gruppen auf, um gemeinsam herauszuarbeiten, wie man die Veranstaltungen am Wahrsmannshof für Menschen mit Sehbehinderungen optimieren kann. Das Ergebnis: „Die Teilnehmer müssen viel in die Hand nehmen können, dazu müssen wir viele verschiedene Objekte mit aufs Boot nehmen“, erläutert von Bremen. Auf der „Wilden Gans“ wurden mit verschiedenen Pflanzen, Kunststoffmodellen von Fröschen und Kröten sowie auch dem Modell einer Biberburg spannende Aktionen und Versuche durchgeführt. „Es ist super gelaufen, alle waren total begeistert“, erzählt von Bremen. Die Teilnehmer waren vor allem davon angetan, nicht nur zuhören, sondern auch selbst aktiv werden zu können. „Diese Angebote werden wir so in unser Programm aufnehmen“, kündigt von Bremen nach dem erfolgreichen „Testlauf“ an.

[quote_box_left]Kontakt
Der Wahrsmannshof, Bergswick 19, liegt in unmittelbarer Nähe zum Reeser Meer. Seit 2010 finden dort Bildungsveranstaltungen statt.
Anfragen an das Projektbüro im Naturschutzzentrum im Kreis Kleve, Niederstraße 3, in Rees-Bienen; Telefon 02851/96330.[/quote_box_left]Für 2016 steht nun unter anderem die Zertifizierung des Wahrsmannshofes nach BNE an. Bei der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ handelt es sich um eine Konzept der UN, bei dem es darum geht, Probleme zu erkennen und nachhaltig zu lösen. „Die Probleme sollen dabei aber nicht nur aus einem Blickwinkel betrachtet werden“, betont von Bremen, „beispielsweise nicht nur aus dem Blickwinkel des Naturschutzes, sondern etwa auch aus dem Blickwinkel der Wirtschaft oder aus sozialer Sicht.“ Das BNE-Siegel soll es Lehrpersonen erleichtern, bei der Planung ihrer Exkursionen qualitativ gute Veranstaltungen und Einrichtungen für ihre Gruppe zu finden. Der Wahrsmannshof als außerschulische Bildungseinrichtung nahm an der Modellphase teil und durchläuft bis Mitte des Jahres nun die Zertifizierungsphase. „Das Siegel gibt uns hoffentlich noch einmal einen Schub bei den Anfragen zu unseren Veranstaltungen, gerade von Schulen“, sagt von Bremen.

Weiter laufen die Planungen für den Jugendaktionstag am 4. Juni, der in diesem Jahr nachmittags und abends wieder stattfindet – diesmal im Stadtbad in Rees, wo sich alles rund um das Thema Wasser dreht. Der Wahrsmannshof beteilgt sich mit Aktionen zu Fledermäusen an diesem Tag, „immerhin haben diese Tiere ihren Lebensraum an Gewässern“, erläuert von Bremen.

Neben einem Flechtkursus für Weidenkörbe am 11. Juni – „auch das geht in Richtung BNE, immerhin werden dabei heimische Produkte, nämlich das Schnittgut von Kopfbäumen, genutzt“, sagt von Bremen – stehen in den Sommerferien zwei Tagesveranstaltungen unter dem Motto „Ohrendschungel“ an. Die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 hat dieses Projekt entwickelt, bei dem Technik und Natur zusammengebracht werden sollen. „Kinder zwischen zehn und 13 Jahren nehmen Geräusche in der Natur auf, bearbeiten diese am PC und schneiden sie zu Collagen zusammen“, verrät von Bremen. Verbunden wird dies mit Tierrätseln und anderen Aktionen. Tuve von Bremen ist von der Idee mehr als angetan: „Die Kinder bekommen durch die Technik einen unmittelbaren Zugang zur Natur.“

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