Das Gemeindehaus wird geschlossen, teilte nun Helmut Schwerdt­feger, Vorsitzender der evangelischen Kirchengemeinde Sonsbeck, mit. NN-Foto: Anastasia Borstnik

KAPELLEN. Der Abschied fällt ihm sichtlich schwer. „Viele Jahre war unser Gemeindezentrum im Gelderner Stadtteil Kapellen ein wichtiger Treffpunkt der Gemeinde. Und nicht nur das, für viele Kinder und Jugendliche und deren Eltern war es ein Mittelpunkt ihres Lebens im Dorf. Nun heißt es leider Abschied nehmen“, sagt Helmut Schwerdt­feger, Vorsitzender der evangelischen Kirchengemeinde Sonsbeck, über die Schließung.

Von außen wirkt das Gemeindezentrum aus den 1960er Jahren noch gepflegt und gut erhalten. Doch nachdem die evangelische Landeskirche empfohlen hat, eine Gebäudestrukturanalyse durchzuführen und diese Ende letzten Jahres dann auch vorgenommen wurde, steht klar: Das Gebäude weist erhebliche Mängel auf. Die Sanierungskosten von knapp 400.000 Euro könne die Gemeinde jedoch nicht tragen, so das nebenamtliche Mitglied der rheinischen Kirchenleitung. Dafür werde es zu selten genutzt und die laufenden Kosten lassen keine andere Möglichkeit zu, als zu verkaufen. Schwerdtfeger weiter: „Ehemals war das Gemeindeleben hier rege, unter anderem mit regelmäßigen Gottesdiensten, Konfirmation und Krabbelgruppen. Im Laufe der Jahre ist es aber weniger geworden und wir mussten uns fragen: Ist es sinnvoll, das Gemeindehaus noch zu unterhalten?“ Vor allem nach der Entwidmung vor acht Jahren sei der Verkauf des Hauses nur noch die letzte Konsequenz. Deshalb gebe es auch keinen Protest aus der Kapellener Bevölkerung, sagt er.
„Das Thema Gebäudestrukturanalyse beschäftigt in der Tat einige unserer Gemeinden. Zumindest kurzfristig, also in den nächsten ein bis zwei Jahren, ist mir nicht bekannt, dass ein weiteres Gebäude im Kirchenkreis Kleve entwidmet oder aufgegeben wird“, äußert Stefan Schmelting vom Evangelischen Kirchenkreis Kleve auf Anfrage der NN, „wenn eine solche Analyse abgeschlossen ist, braucht es zudem Zeit in den Presbyterien, diese Ergebnisse zu bewerten und entsprechende Folgeentscheidungen zu treffen. Somit sind es dann auch die Kirchengemeinden, die diese Entscheidungen als erste kommunizieren.“
Eine gute Nachrichte gibt es dennoch: Die Gebäude, sprich das Gemeindehaus und das Wohnhaus des Küsters in Kapellen, werden nicht abgerissen sondern in ihrer äußeren Form wesentlich erhalten und durch einen Gelderner Eigentümer zu einem Mehrgenerationenhaus umgebaut. „Das Gebäude wird auch nach dem Verkauf als Kirchraum wahrnehmbar bleiben, weil es eine große Bedeutung für uns hat“, erzählt Schwerdtfeger und betont: „Die Schließung des Gemeindezentrums ist aber kein Aus für das evangelische Leben hier.“ Einmal im Monat, am ersten Sonntag, findet ein Gottesdienst um 9.30 Uhr in der St. Bernardin-Kapelle in Sonsbeck statt. Der erste ist am Sonntag, 3. April.
„Die evangelische Gemeinde schrumpft nicht sondern wird sogar größer, aber hier gibt es einen Sanierungsstau, der nicht zu stemmen ist“, sagt das Gemeindemitglied. So zählt die Sonsbecker Kirchengemeinde momentan rund 2.300 Mitglieder; 400 bis 500 von ihnen kommen aus Kapellen. Weil Kirchen wie die Evangelische Kirche in Sonsbeck (eingeweiht 1660) geschichtsträchtiger und bedeutender seien, habe die Sanierung einer alten Kirche gegenüber eines knapp 50-jährigen Gemeindehauses Vorrang, ergänzt er.
Um sich aber „würdig“ vom Gemeindehaus zu verabschieden, findet am Sonntag, 13. März, um 11 Uhr der letzte Gottesdienst mit gastlichen Empfang statt. In diesem Rahmen wird auch das alte Presbyterium entpflichten und das neue in sein Amt eingeführt. „Dieser Tag ist etwas Besonderes, nicht nur wegen des Einschnitts in unser Gemeindeleben“, sagt er zum Schluss.

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