Karla Verfers war 16 Jahre lang Presbyterin in Goch. Sie kandidiert nun nicht mehr. Foto: privat

GOCH. In den sechs Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Kleve sowie wie in der gesamten rheinischen Kirche, finden am morgigen Sonntag, 14. Februar, die Presbyteriumswahlen statt.
Das Presbyterium ist das Leitungsgremium einer evangelischen Kirchengemeinde. Es beschließt in allen wichtigen Angelegenheiten, die eine Gemeinde betreffen. Im Kirchenkreis wählen die Kirchengemeinden Goch, Kerken, Kervenheim, Pfalzdorf, Uedem und Xanten.

Karla Verfers war in der Kirchengemeinde Goch 16 Jahre Presbyterin und kandidiert nun nicht mehr erneut. Die 52-Jährige interessierte sich bei der Arbeit vor allem für die Themen Kinder und Jugend, auch weil sie selbst vier Kinder hat, die in der Gemeinde aktiv waren. Verfers interessierten zudem die Themen Frauenfragen und der Ausschuss für Gottesdienst, Liturgie und Kirchenmusik. „Ich wollte einfach mehr wissen, wollte an Veränderungen mitwirken“, sagt sie. „Wie werden in unserer Gemeinde Taufe oder Trauungen gestaltet, wie die Abendmahlliturgie“, waren dort Fragen. Oder auch, ob und wann die Glocke auf dem Friedhof läutet, wurde in dem Ausschuss überlegt und später im Presbyterium diskutiert. Wenn Karla Verfers auf die Zeit zurückblickt, findet sie „dass sie einfach viel dort erlebt hat“, unter anderem brachte sie den Weihnachtszauber mit auf den Weg: „Schön für mich war es, wenn neue Angebote von der Gemeinde angenommen wurden“.

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Nicht jede der monatlichen Presbyteriumssitzungen war für Verfers von Anfang bis Ende angenehm. Bis eine Entscheidung stand, wurde bisweilen lange und kontrovers diskutiert. „Sachlich bleiben, ohne persönlich zu werden“, das findet Verfers wichtig. Überrascht hat sie bei der Kirche, wie viel Bürokratie und Verwaltungsarbeiten dazugehören. „Gerade deswegen ist es wichtig, dass eine Gemeinde die Seelsorge als Thema nicht aus dem Blick verliert“, findet die scheidende Presbyterin. „Während der 16 Jahre bin ich im Presbyterium vielen netten Menschen begegnet, mit denen ich mich auf den christlichen Weg begeben konnte“, erzählt die Gocherin. Nebenbei hat sie auch kaufmännisch einiges gelernt und eben, wie Kirche so tickt.

Für Verfers ist das Presbyteramt ein geistliches Leitungsamt: „Als Presbyterium orientieren wir unsere Entscheidungen am christlichen Glauben und dem Gebot der Nächstenliebe. Beispiele für solche Entscheidungen sind unter anderem die Einrichtung oder das Engagement bei der Kleiderkammer, der Tafel und der Arche in Goch.“ Verfers findet das Presbyteramt wichtig, weil „wir in der rheinischen Kirche von unten nach oben entscheiden“, und das funktioniere eben nur, wenn es die Basis, ein „unten“ gibt.
Karla Verfers geht am Sonntag zur Wahl, weil sie es wichtig findet, „dass wir ein gutes und ein gewähltes Presbyterium bekommen“. Eben Menschen, die engagiert sind für ihre Gemeinde. „Ich habe es ja selbst einmal erlebt, dass eine Wahl nicht zustande kam und alle automatisch gewählt waren. Das fand ich komisch. Gewählt sein heißt für mich auch: bestätigt und ermutigt zu sein durch die Gemeinde.“
Presbyterien hier oder dort sind durchaus unterschiedlich. Sie variieren im Kirchenkreis in ihrer Mitgliedergröße, die aus zwischen vier und 18 Mitgliedern bestehen. Manche Gemeinden haben durch den Betrieb einer Kindertagesstätte, eines Jugendgästehauses oder von Seniorenwohnanlagen besondere Aufgaben.

In Kervenheim hatte sich das Presbyterium dazu entschlossen, eine allgemeine Briefwahl durchzuführen. Das heißt, alle Gemeindeglieder bekamen vollständige Wahlunterlagen zugeschickt. Diese können bis einschließlich des Wahltages abgeben werden. Die Kirchengemeinde Kranenburg beantragte, die Wahl auf 2017 zu verschieben. Dort fehlen bislang zwei Kandidaten. Neben der Verschiebung in Kranenburg  beschloss der Kreissynodalvorstand die Ausnahmeregelung, dass in den verbleibenden zwölf Gemeinden die Kandidaten als gewählt gelten. In den Gemeinden, in denen nicht die erforderliche Anzahl an Kandidaten vorhanden ist, kann das Presbyterium Menschen nachberufen.

Wahlberechtigt sind alle Mitglieder einer Kirchengemeinde, die dort ihren Hauptwohnsitz haben, die konfirmiert oder mindestens 16 Jahre alt sind. Insgesamt zur Wahl aufgerufen sind in den sechs Gemeinden 13.155 Wahlberechtigte.

Von den 64 Kandidatinnen und Kandidaten werden 52 in das Amt gewählt. In 18 Gemeinden des Kirchenkreises (ohne Kranenburg) sind 69 männliche und 91 weibliche Kandidatinnen und Kandidaten zu verzeichnen. In Issum stehen ausschließlich Frauen auf der Vorschlagsliste. Die älteste Kandidatin in Gel-
dern ist Jahrgang 1941, der jüngste Kandidat in Kevelaer wurde 1993 geboren. In der rheinischen Kirche dürfen Menschen bis zu ihrem 75. Lebensjahr ein Leitungsamt ausüben.

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