KRANENBURG. Ein zünftiger Rathaussturm ist unverzichtbarer Teil des Karnevals. Die Regeln stehen vorher fest: Närrische Hoheiten (mit unterschiedlichen Titeln) treten zum Sturm auf das jeweils heimische Rathaus an, um dann Schlüssel und Herrschaft zu übernehmen und beides erst am Aschermittwoch wieder abzugeben.
So geschehen auch in Kranenburg. Längst bevor Prinz Daniel, der Feurige mit Funkenmariechen Melli und Großhofstaat vor dem Rathaus eintraf (pünktlicher Aufmarsch um 11.11 Uhr), zeigte ein Banner an der oberen Rathauskante, was zu tun sein würde: „Willst du in das Rathaus rein, müssen es drei Treffer sein.“ Vor dem Haupteingang war dementsprechend eine Torwand mehr oder weniger fest installiert.
Es folgte: Die Närrische Übernahme in mehreren Akten. Hauptbeteiligte: Zwei redegewandtschlagfertige Herren (Prinz und Bürgermeister), die sich – rein rhethorisch und also theoretisch – einiges an den Kopf zu werfen hatten. Prinz: „Wir haben beschlossen, aus dem Kreis Kleve den Kreis Kranenburg zu machen, lieber Günter. Somit bin ich als Oberhaupt des Kreises nun auch dein Vorgesetzter und fordere dich auf, mich ins Rathaus zu lassen. Streng genommen brauch ich nicht einmal den Schlüssel.“

Drei Mal daneben – dann zog der Prinz den Gardejoker und siegte mit drei Treffern seiner besten Jungs im Kampf um den Rathausschlüssel. Immerhin: Wäre das schief gegangen, hatte der Prinz noch einen echten Sprengmeister „in der Mannschaft“. NN-Foto: HF
Drei Mal daneben – dann zog der Prinz den Gardejoker und siegte mit drei Treffern seiner besten Jungs im Kampf um den Rathausschlüssel. Immerhin: Wäre das schief gegangen, hatte der Prinz noch einen echten Sprengmeister „in der Mannschaft“. NN-Foto: HF

„Der Günter“ allerdings bestand auf Ausführung eines sechsschüssigen Antragsverfahrens in Sachen Schlüsselübernahme. Der Prinz versemmelte die ersten drei Versuche, zog dann aber den Gardistenjoker und die drei prinzenangeordneten Schützen lochten unter dem Jubel der Menge ein. „Du weißt aber schon“, so der Prinz zum Günter, „dass ich als Einsatzleiter der Feuerwehr ohnehin ins Rathaus kommen würde?“
Längst konnte man Qualm aus dem Rathaus aufsteigen sehen.(Günter Steins: „So sehen wir auch mal weißen Rauch über unserem Rathaus.”) Der Prinz forderte dementsprechend einen sofortigen Brandeinsatz und tatsächlich rückte ein Löschtrupp mit Atemgeräten an, machte den Prinzen mittels gelber Weste kurzerhand zum Prinzeinsatzleiter und animierte den Bürgermeister zu der launigen Bemerkung „Ich habe gerade gesehen, dass auf euren Sauerstoffflaschen ‚Lachgas‘ draufsteht.“
Vorher hatten Gardisten und eine „Feuerwehrantikabteilung“ bereits mit Kamelle und einer historischen Feuerwehrspritze, aus der Bierähnlichflüssiges in Eimer gefüllt wurde, das Löschen versucht. Schließlich kapitulierten Bürgermeister und Gefolge und der Prinz nahm unter dem lautstarken Jubel seiner Anhängerschaft aus den Händen der Ortsvorsteherin den Rathausschlüssel entgegen – nicht ohne zuvor elf närrische Gebote verkündet zu haben. Heiner Frost

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Mal sehen, ob das Loch in der Torwand auch groß genug ist. Schließlich wird nicht mit Prinzenbällchen geworfen, sondern mit einem Ball geschossen. Prinz Daniel und seine Hilfsschützen gingen später auf Nummer sicher und entschieden sich für „rechts unten“.NN-Foto: HF
Mal sehen, ob das Loch in der Torwand auch groß genug ist. Schließlich wird nicht mit Prinzenbällchen geworfen, sondern mit einem Ball geschossen. Prinz Daniel und seine Hilfsschützen gingen später auf Nummer sicher und entschieden sich für „rechts unten“.NN-Foto: HF
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