„Wir brauchen das alle, uns im Grünen aufzuhalten“

GELDERN. Erlebnisse in der Natur tun allen Menschen gut: ob klein, groß, ohne oder mit einer Behinderung. Naturerlebnisse lassen sich bereits mit wenigen Mitteln, Zeit und Platz umsetzen. Das veranschaulicht eine neue Broschüre des NABU-Naturschutzzentrums Geldern („Natur erleben? Natürlich nah!”) mit vielen Tipps und Anregungen.

Stellten die Broschüre vor: (v.l.)Nadine Schwarz, Helga Kaczmarek, Monika Hertel und Hans-Dieter Kitzerow im Kräutergarten des Parks der Klosteranlage St. Bernardin NN-Foto:  Marjana Križnik
Stellten die Broschüre vor: (v.l.)Nadine Schwarz, Helga Kaczmarek, Monika Hertel und Hans-Dieter Kitzerow im Kräutergarten des Parks der Klosteranlage St. Bernardin
NN-Foto: Marjana Križnik

Der vom LVR unterstützte Ratgeber möchte Impulse setzen und Mut machen, dass möglichst viele Einrichtungen Naturerlebnisse schaffen. Er richtet sich auch an Privatpersonen, aber insbesondere „an Einrichtungen, wo sich Menschen aufhalten, die keinen großen Bewegungsradius haben. Jede Einrichtung hat irgendwo Freiflächen”, so Initiatorin Helga Kaczmarek. Sie ergänzt: „Die Broschüre ist das Ergebnis und eine logische Fortführung aufeinander aufbauender Projekte.” Hintergrund: Die Gartenarchitektin, die beim NABU Gelderland für den Bereich Umweltbildung verantwortlich ist, hatte im Jahre 2008 die Idee, einen Kräutergarten im Park der alten Klosteranlage St. Bernardin anzulegen. „Das schlug damals wie eine Bombe ein”, erinnert sich Kaczmarek schmunzelnd. „Wir wollten damals was abreißen und Frau Kaczmarek hat‘s gerettet”, bringt es Hans-Dieter Kitzerow, Leiter der Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) St. Bernardin für Menschen mit Behinderung, auf den Punkt. Hierbei griff man auch historische Arten der Beetgestaltung der einst dort wirtschaftenden Ordensfrauen, wie Frühbeete oder alte Gemüsesorten, auf. „Viele mussten erst lernen, dass Garten auch Spaß machen kann” schmunzelt Kitzerow. Helga Kaczmarek berichtet: „Mittwochs trifft sich in unserem Kräuter- und Blumengarten eine kleine, verlässliche Gartengruppe.” Das Gartenprojekt habe einer Bewohnerin über eine kritische Phase geholfen, erinnert sich Kaczmarek. Die Aussicht, bald wieder „gärtnern” zu können, hat einer Bewohnerin neue Lebensfreude gegeben. Aber auch viele Besucher aus den Kreisen Kleve und Wesel schauen vorbei. Kaczmarek: „Die Besucher sind begeistert. Sie studieren die Schilder, sitzen da oder genießen einfach die Atmosphäre und begegnen sich.” Helga Kaczmarek verbindet in ihren barrierefreien Projekten stets den sozialen Faktor: „Naturschutz in Verbindung mit den Menschen und zwar zu allen Menschen. Das muss nicht das fachliche Wissen, das können auch die emotionale Berührung sein”, sagt Kaczmarek. Hans-Dieter Kitzerow freut sich: „Der Garten wird von viel mehr Menschen besucht als vor acht Jahren, als er totes Gelände war. Wir brauchen das alle, uns im Grünen aufzuhalten.” Im Rahmen des Parkprojekts sind zudem ein Bienenhotel und Nisthilfen auf der Obstwiese entstanden, und es finden Lesungen und Führungen statt. „Da ist aber noch mehr möglich”, sagt Kaczmarek. Die Broschüre bietet viele praktische Ideen für Jung und Alt. „Man kann etwa auch vor der eigenen Haustür oder auf einem kleinen Schulhof mit wenig Mitteln und Aufwand kleine Erlebnisflächen schaffen” erzählt Helga Kaczmarek. Und „Problemen” setzt die Broschüre praktische Umsetzungstipps entgegen: kein Platz, kein Geld, keine Ahnung, keine Leute oder keine Zeit sind keine Hürden. Bereits ein Quadratmeter Fläche genügt etwa für ein Hochbeet, einen Schnupper-, Tast-, Gemüse- oder Färbergarten oder eine Blumenwiese. Einfach umzusetzende Tipps für den Alltag (unter anderem „Spazierengehen mal anders”), eine Gehölzliste und vieles mehr runden den Ratgeber ab. Ganz simpel umzusetzen: Im Herbst nicht alles wegschneiden. Und: „Eine unaufgeräumte Ecke im Garten ist für Igel und andere Kleintiere wunderbar”, weiss Monika Hertel vom NABU-Kreisverband Kleve. Helga Kaczmarek möchte mit ihren Projekten: „Selbstverständlichkeit in das Thema Naturerlebnis bringen, es gehört zum Leben dazu.” Nadine Schwarz Mitarbeiterin des LVR: „Diese Projekte vereinen die Bereiche Inklusion, Umweltbildung und Naturerlebnis. Das fördern wir gerne.” Übrigens: Interessierte können Parzellenteile des Bauerngartens pachten, um etwa „Bio”-Gemüse zu ziehen.

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Broschüre und mehr:

– Die Broschüre, die an 150 Einrichtungen (unter anderem Schulen, Kindergärten, Seniorenheime, Kliniken, Reha-Einrichtungen, Wohnanlagen für Menschen mit Behinderung) verschickt wurde, steht auch zum Download unter www. nz-gelderland.de (Link „Veröffentlichungen) bereit, liegt beim Naturschutzzentrum Gelderland aus und ist gegen eine Gebühr (1,45 Euro in Briefmarken) per Post zu beziehen. Ab Frühjahr gibt es für Einrichtungen aus dem Gelderner Nahbereich eine Vor-Ort-Beratung sowie Tagesseminare in der Parkanlage von St. Bernardin. Infos und Vormerkungen unter Telefon 02838/96544

– Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) fördert als drittes Projekt und im achten Jahr die Kooperationsarbeit zwischen der NABU-Einrichtung und dem Caritas-Haus das Projekt „Naturerlebnis und Umweltbildung – barrierefrei! Mit den biologischen Stationen im Rheinland”. Nächstes Umweltbildungs-Projekt in der Klosteranlage: Erschließung des Parks der Klosteranlage.

 

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