„Jetzt schnurrt sie wieder!“: Erstes Repair Café Goch gestartet

Veranstaltung unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“) im Evangelischen Gemeindehaus war gut besucht

GOCH. Die Premiere ist mehr als gelungen: Zum Auftakt des Repair Cafés Goch kamen zahlreiche Interessierte ins evangelischen Gemeindehaus um ihre defekten elektrischen Geräte von Fachleuten und Tüftlern unter die Lupe nehmen zu lassen. Gegen einen Spende konnte manches repariert und bei anderem die Ursache des Defekts bestimmt werden, und einige Stücke können ihre Besitzer getrost entsorgen. Sie haben nun die Gewissheit, dass „nichts mehr zu machen” ist.

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An der Repair-Station „Mechanik“: (v.l.) Wolfgang Pohl, Wolfgang Seipke und Uwe Poppinga inspizieren das „Innenleben“ einer defekten elektrischen Handsäge .NN-Foto: Marjana Križnik

So wie bei der Handsäge von Heinz Knurr. „Meinem ‚Baby‘ war nicht mehr zu helfen, ich kann die Säge nun beruhigt in den Müll schmeißen”, sagt der Gocher und klingt trotzdem irgendwie zufrieden. Er hat nun Gewissheit. Pragmatisch packt er die Kleinteile des defekten Geräts wieder in dessen Behälter. Aber erst nachdem Wolfgang Pohl das Netzkabel abgeknipst hatte: „Das können wir vielleicht noch für eine Bohrmaschine gebrauchen”, befindet er. Zuvor hatte Uwe Poppinga das elektrische Werkzeug inspiziert. Der Elektronikfachmann im Ruhestand hatte sich hierfür das „Innenleben” der Handsäge genauestens angeschaut und sehr schnell entdeckt: „Da ist Plastik weggeschmolzen, das ist ein Totalschaden!”

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Beim ersten Gocher Repair Café ist jedenfalls schwer was los: An mehrere Stationen widmen sich Fachleute für Elektro, Mechanik, Spielzeug, Holz und Textil den Sorgenkindern der Besucher. Bei einigen Geräten genügt ein wenig Öl oder aber eine Reinigung einzelner Komponenten, um sie wieder flott zu machen. So wie bei einer Nähmaschine, die die Gocherin Ute vom Hofe mitgebracht hat. „Jetzt schnurrt sie wieder” freut sich sich nach der Überholung ihrer Maschine. Klaus Schlimm hat seinen Dual-Plattenspieler mitgebracht, bei dem die Mechanik des Arms nicht mehr richtig funktioniert. Wolfgang Seipke nimmt sich des Problems an und nach ein wenig Reinigen und einem Schuss Öl schwingt der Arm wieder einwandfrei. Klaus Schlimm freut sich: „Ich finde die Idee mit dem Repair Café großartig!”

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Untersuchen einen reperaturbedürftigen CD-Player: Theo Jacobs (li.I und Franz Douteil (re.) NN-Foto: Marjana Križnik

An einer anderen Station untersucht Franz Douteil, stellvertretender Obermeister der Elektriker-Innung, das Innere eines etwas in die Jahre gekommenen CD-Spielers. Das CD-Fach öffnet nicht. „Der Antriebsmotor geht, versucht zu schieben, aber da ist eine Blockade”, lautet sein Urteil, aber er gibt noch nicht auf. „Wir sehen das positiv, das entlastet das Elektro-Handwerk”, so seine Meinung zum Repair-Café. Bei Hildegard Nitsch, Schneidermeisterin im Ruhestand, können Besucher aufgerissene Nähte, defekte Reisverschlüsse und andere Dinge aus Stoff in Stand setzen lassen. Einen Tisch weiter konnte in Zusammenhang mit einem defekten Elektrorasierer Theo Janssen dessen Besitzer Bernhard Weiss nach Begutachtung mitteilen, das der Akku „hinüber” ist und nicht der Motor, was der Gocher erfreut vernimmt. Denn einen Akku kann man ja durchaus neu kaufen. Auch die Kleverin Ursula Meyers – einen Kaffeevollautomaten in einem Wäschekorb tragend – zeigt sich begeistert: „Es war toll – die Maschine funktioniert wieder und während der Reparatur konnte ich gemütlich Kaffeetrinken und ein Stück Kuchen essen.” Heinz van de Linde, einer der drei Initiatoren der Veranstaltung, freut sich: „Wir sind mit klopfendem Herzen gestartet und sind überwältigt von der tollen Resonanz.” Die Idee sei gewesen, etwas gegen das Wegwerfen zu tun. Nach einer Vorlaufzeit von einem Jahr sei es gelungen, Handwerker und Hobbytüftler für das Projekt zu gewinnen. Van de Linde: „Wir waren erstaunt, wie schnell wir ein Dutzend zusammen bekommen haben. Drei Interessierte wollten sich das heute anschauen, insofern ist der Auftakt auch eine Rekrutierungsbörse.” „Die Teilnehmenden sind außerdem zufrieden, dass sie etwas zu Wege bringen können und Bestätigung finden.” Kleines „Bonbon” am Rande: „Wir tun auch was, damit die Menschen in Kontakt kommen”, so van de Linde.

Infos zum Repair Café:

Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe” öffnet das Repair Café Goch jeden zweiten Freitag im Monat von 10 bis 14 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus seine Pforten. Handwerkliche Spezialisten nehmen sich defekter (tragbare) Haushaltsgeräte, Kleinmöbel, Spielzeug und Textilien an. Auch hereinschauen bei Kaffee und Kuchen willkommen.

 

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