NIEUKERK. Der Historische Verein für Geldern und Umgegend hat den vierten Band seiner Reihe „Vorträge zum Karl-Heinz-Tekath-Förderpreis“ heraus gebracht. Die Publikation in einer Auflage von 2.000 Exemplaren enthält auf 61 Seiten neben vielen Abbildungen die beiden Vorträge der Siegerinnen des 2015 zum fünften Mal vergebenen Förderpreises.

Tekath-Preis
Stellten die Publikation vor: (v.l.)Gerd Halmanns, Kreisarchivarin und Mitherausgeberin Dr. Beate Sturm, Anna Janina Bannach und Prof. Dr. Gauillaume van Gemert (Universität Nimwegen) NN-Foto: Marjana Križnik

„Es ist ein kleines Werk mit großem Inhalt“, freut sich Gerd Halmanns, Vorsitzender des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend. Prof. Dr. Guillaume van Gemert von der Universität Nimwegen ergänzt als einer der fünf Jurymitglieder: „Die herausragende Qualität der beiden Arbeiten hat uns überzeugt, und wir freuen uns, dass diesmal zwei kunsthistorische Arbeiten ausgezeichnet wurden, sowie dass eine der Preisträgerinnen aus dem alten Gelderland, den Niederlanden, kommt.“  Anna Janina Bannach als eine der Ausgezeichneten hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Studium der Restaurierung an der Technischen Hochschule Köln eine Holzskulptur des Künstlers Dries Holthuys untersucht. Dieser bedeutsame Holzschnitzer war zwischen 1480 und 1510 in Kleve tätig. Akribisch, in wahrer Detektivarbeit und mit modernsten Untersuchungsmethoden hat die Restauratorin die Darstellung der Anna Selbdritt der Sankt-Hermes- Pfarrei Werbeyen erforscht.
Die farbig gefasste Figurengruppe aus dem 15 Jahrhundert stellt die Heilge Anna, Maria und das Jesuskind dar. Auch ihre Arbeit sprengte den üblichen Rahmen einer Masterarbeit, wie van Gemert hervorhob. „Für die Untersuchung der Vergleichsobjekte – unter anderem in Kellen und Werbeyen – bin ich gut drei Jahre in Kirchen auf Leitern geklettert, musste etwa schauen, wie ich an die Oberseite und die Rückseite der Skulptur komme,“ erinnert sich Bannach. Neben der kunstgeschichtlichen Einordnung war es ihr „ein persönliches Anliegen, zu zeigen, welche Techniken der Künstler angewandt hat und wie die Hilfsmittel, etwa die Werkbank ausgesehen haben könnten.“ Ihre Erkenntnisse können nun für weiterführende Forschung verwendet werden. Bannach: „In Vergleich mit anderen Werkstätten kann man Rückschlüsse ziehen, wie sich die Technik weiter entwickelt hat.“ „Dries Holthuys hat den schweren Eichenholzblock mit großer Lebendigkeit und Detailverliebtheit bearbeitet“, so die Restauratorin, die derzeit unter anderem für das Museum Kunstpalast in Düseldorf tätig ist. Holthuys konnte bereits Pupillen, Fingernägel und Blickwinkel der Figuren schnitzerisch darstellen. Bannach: „In der Kunstgeschichte ist Dries Holthuys zwar unter stilistischen Gesichtspunkten erwähnt, aber mir war wichtig, mit kunsttechnologischen Methoden Nachweise zu erbringen.“ So konnte die junge Wissenschaftlerin etwa nachweisen, dass Holthuys bis ins Detail ausgeklügelte Techniken angewandt hat. „Eine Besonderheit habe ich entdeckt: Ich konnte kleine Stecknadeln finden, die als Zierapplikationstechnik verwendet wurden“, freut sich die Kölnerin. Auch dadurch gelangte sie zu der Erkenntnis, dass Bildschnitzer und Maler, die die Farbe auf Skulpturen auftrugen, seinerzeit eng zusammen gearbeitet haben müssen.

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„Das Wichtigste war, nachzuweisen, wie die Zuordnung in diese Bildschnitzerwerkstatt möglich ist, welche charakteristischen Züge das Objekt hat und ob es Parallelen zu anderen Werkstätten gibt“, erzählt Bannach. Ihre Untersuchungen liefern für künftige Restaurierungskonzepte wertvolle Erkenntnisse. Die zweite Preisträgerin Nienke de Jong aus Groningen hat im Rahmen ihrer Masterarbeit in Geschichte die Schreibschule des Arnheimer Klosters Bethanien erforscht. Sie konnte nachweisen, dass diese ein Produktionszentrum von Handschriften für einen geldrisch-niederrheinischen Markt war. Hierfür hat sie sogenannte Stundenbücher von Ordensschwestern erforscht. Halmanns: „Frau de Jong hat sehr spannend deutlich gemacht, welche Bedeutung diese Handschriften für diesen Kulturraum im späten Mittelalter gehabt haben.“ Er ergänzt: „Handschriften der Nonnen aus dem Kloster Bethanien tauchen auch hier am Niederrhein auf und das hat Frau de Jong sehr spannend ermittelt.“  Der Preis sei diesmal grenzüberschreitend, so Halmanns. Er hebt hervor: „Das Gebiet gehörte einst zusammen. Bis vor über 200 Jahren war dies eine Zeit des intensiven kulturellen Austauschs. So findet man Figuren von Dries Holthuys auf beiden Seiten der Grenze, und auch die Handschriften aus Arnheim findet man auf beiden Seiten der Grenze. “

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