Stolpersteine für Kleve –
Gedenken muss konkret sein

Veranstaltung „Kleve gedenkt des Holocausts“ am heutigen Mittwochabend im VHS-Haus.

KLEVE. Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2005 den 27. Januar, den Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. „Nur eine weitere moralische Sonntagspredigt hilft aber nicht, die haben wir alle schon oft genug gehört“, weiß Thomas Ruffmann von der VHS Kleve. „Gedenken sollte konkret sein.“

Daher lädt die VHS gemeinsam mit der AG „Geschichte im Haus Mifgash“ am heutigen Mittwoch, ab 19.30 Uhr, in ihr Haus an der Hagschen Poort 22 zur Veranstaltung „Kleve gedenkt des Holocausts“ ein. Dabei geht es auch um die Verlegung von Stolpersteinen.

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[pull_quote_left]Es ist keine abgeschlossene Geschichte, es ist für die Lebenden[/pull_quote_left]Seit vielen Jahren gestaltet in Kleve eine Schule oder Bildungseinrichtung den 27. Januar für das eigene Haus und die Öffentlichkeit, erinnert damit an die getöteten und vertriebenen jüdischen Menschen aus Kleve. Nun ist es die VHS, die heute Abend einlädt. „Stolpersteine verlegen – Erinnerungen wachhalten“, so ist die Veranstaltung überschrieben. Beiträge gibt es von Ron Manheim (Die historische Bedeutung des 27. Januars 1945), Helga Ullrich-Scheyda (Forschung konkret: Das Beispiel der Klever Familie Leffmann) und Edmund Verbeet (Erinnerung konkret: Das Projekt Stolpersteine in Kleve); Kaliana Rahel Asare singt dazu Lieder aus der jüdischen Tradition. Im Dezember segnete der Klever Rat das Projekt Stolpersteine ab.

„Endlich“ ist seitdem ein Wort, das Helga Ullrich-Scheyda­ oft gehört hat, erzählt die Historikerin und Stadtführerin. Und die Frage: „Warum erst jetzt?“ Doch Ullrich-Scheyda und Ruffmann sind erst mal froh, dass das Projekt nun anlaufen kann. „Gedenken funktioniert am besten mit konkreten Beispielen“, sagt Ruffmann – genau das ermöglichen die vom Kölner Künstler Gunter Demnig seit 1992 verlegten „Stolpersteine“. Ullrich-Scheyda ergänzt: „Wichtig ist, dass Erinnerung und Gedenken an den Orten passiert, wo die jüdischem Menschen gelebt haben.“ Zwar gebe es eine Gedenktafel am Synagogenplatz mit den Namen der Getöteten, „bei den Stolpersteinen aber stehen die Namen dort, wo sie zuletzt frei gelebt haben. So holt man die einzelne Person in die Stadt zurück.“

[quote_box_left]Stolpersteine
In der zweiten Jahreshälfte sollen die ersten Stolpersteine in Kleve verlegt werden. Mögliche Standorte sind an der Kavarinerstraße/Tiergartenstraße.
Für das Projekt sucht der Verein „Haus der Begegnung – Beth Hamifgash“ nun Paten, um die Umsetzung realisieren zu können. Ein Stolperstein kostet 120 Euro.
Informationen und Kontakt per e-Mail an info@hdb-kleve.de und www.mifgash.de.[/quote_box_left]Und sie werde wieder Teil des Alltags, fügt Ruffmann hinzu. Die Stolpersteine liefern Namen und Daten, dabei dürfe es jedoch nicht bleiben, betont Ullrich-Scheyda: „Wir müssen die Geschichte der Menschen zurückholen. Was haben sie in und für Kleve bewirkt?“ Antworten darauf gibt sie bereits während ihrer Führungen durch die Schwanenstadt, die Stolpersteine aber bieten nun die Gelegenheit, dies zu intensivieren.

Heute Abend will Ullrich-Scheyda den Gästen im VHS-Haus anhand des Beispiels der Familie Leffmann erzählen, was die Begegnung mit der jüdischen Geschichte in Kleve „bei mir in Bewegung gesetzt hat“. Sie sei in Kontakt mit Nachfahren des Händlers Emil Leffmann in Israel und Australien getreten; „dadurch haben sich mir Welten geöffnet“. Für sie ist es ein Beispiel dafür, dass das Stolpersteine-Projekt nicht nur eine Erinnerung an die Verstorbenen ist, sondern auch einen Kontakt zu den Lebenden herstellt. Was Ullrich-Scheyda über die Familie Leffmann erfahren und von Emil Leffmanns Urenkeln gehört hat, bestärkt sie in ihrer Ansicht über die jüdische Geschichte von Kleve: „Es ist keine abgeschlossene Geschichte, es ist für die Lebenden.“

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