XANTEN. Kunst – Nippes – Deko? – Diese Frage stellt sich nicht bei der Sonderausstellung „Fromme Sachen”, die seit gestern bis zum 28. März im Stiftsmuseum Xanten zu sehen ist. Gezeigt werden religöse Kultgegenstände aus niederrheinischen Privathäusern.

Die stellvertretende Museumsleiterin Elisabeth Maas erläutert einige Ausstellungsgegenstände NN-Foto: L. Christian
Die stellvertretende Museumsleiterin Elisabeth Maas erläutert einige Ausstellungsgegenstände NN-Foto: L. Christian

Die stellvertretende Museumsleiterin Elisabeth Maas erklärt: „Diese Leihgaben erhalten ihren Wert durch die Geschichte, die die Menschen mit diesen Objekten verbinden. Sie sind sozusagen als Museum im Museum inte­griert, dadurch schaffen wir Brücken von den sakralen Kultgegenständen der Dauerausstellung zu den individuellen frommen Sachen der Leihgeber “

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Diplom Restauratorin Claudia Kienzle, die mit weiteren Kollegen an der Realisation der Ausstellung gearbeitet hat, ergänzt: „Dieses sentimentale Museum der Frömmigkeit zeigt biografische Daten unserer Region und ermöglicht den Blick auf die Geschichte.”

Dem Aufruf des Stiftsmuseums folgen rund 100 Menschen aus Xanten und der Region – 130 der abgegebenen Objekte sind zu besichtigen: Kreuze, Heiligenbilder, Weihwasserkessel, Rosenkränze, Krippen, Kommuniongeschenke. Dabei entstanden sehr unterschiedliche Dialoge mit der Ideengeberin Elisabeth Maas. Sie berichtet: „Viele Gegenstände lagerten im Keller oder auf dem Speicher, sie wurden aufbewahrt in Erinnerung an die ehemaligen Besitzer, wie Großeltern oder Paten oder aus Respekt, weil ,ein Heiligenbild kann man doch nicht einfach wegschmeißen‘. Andere wiederum leben auch heute noch im Alltag mit diesen frommen Gegenständen, geben die Leihgabe, um sie einer größeren Öffentlichkeit zu zeigen und warten darauf, die Glaubenszeugnisse wieder an die gewohnte Stelle zu platzieren.”

Werte sind nicht unbedingt in Geld zu ermessen, wobei selbst Kunsthistoriker mit Respekt die sogenannten Devotionalien einschätzen. Der eigentliche Schatz liegt in der Liebe und Aufmerksamkeit, die der Besitzer seinen Dingen widmet. Daher ist es besonders erkenntnisreich, dass die Leihgeber nicht anonym bleiben, sondern ihre Geschichte zu den Objekten erzählen, nachzulesen in dem sehr interessanten Begleitbuch zur Ausstellung (4 Euro). Auf 100 Seiten sind alle Gegenstände abgebildet und erläutert und der Leser erfährt, welche Bedeutung gerade dieses Teil für seinen Besitzer hat.

Sehr gelungen ist die Präsentation der Ausstellung in 13 unterschiedlichen Stationen – geordnet nach Themen, eingebettet im Wohninterieur – wie man es von Zuhause kennt. Dazu hat die Klever Künstlerin Maren Rombold großformatige Bühnenbilder gezeichnet, um die entsprechende Kulisse zu schaffen. Hing doch das Heiligenbild im vorigen Jahrhundert fast in jedem Schlafzimmer, hinter dem aufgehängten Kreuz befestigten die Katholiken Palmzweige. Und es gibt Besonderheiten: Maria Cöhnen aus Rheurdt, ehemalige Lehrerin der Grundschule, stellte die Sammlung „Arma Christi” (Gegenstände der Passion wie Geißel, Rute, Dornenkrone) zur Verfügung. Diese ließ 1910 Lehrerin „Fräulein Hegger” anfertigen und wurden bis 1956 bei der Fronleichnamsprozession von den Schülern getragen. Eine Niederländerin stellte einen „Spiel-Altar” zur Verfügung mit diversen liturgischen Utensilien, mit denen Kinder früher Messe spielten und Jungen sich bereits aufs Priesteramt vorbereiten konnten. Beim Rundgang gibt es viel Spannendes zu entdecken.

 

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