RHEINBERG. Eine Seniorenbegegnungsstätte mitten in der Innenstadt zu bauen, ist ein Vorhaben, das allgemeine Zustimmung findet. Die AWO hat zu diesem Zweck ein Teilgrundstück an der ehemaligen Maria-Montessori-Schule (Kurfürstenstraße) von der Stadt Rheinberg gekauft und will möglichst im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen. Mit Erstaunen nehmen Anwohner nun zur Kenntnis, dass die Begegnungsstätte integriert ist in einem viergeschossigen Verwaltungsgebäude und lediglich 112 Quadratmeter von insgesamt 2.500 Quadratmetern ausmacht.

 

Sieben wertvolle alte Bäume müssen weichen, wenn die AWO ihr Verwaltungsgebäude an der ehemaligen Montessori-Schule baut Foto: nno.de
Sieben wertvolle alte Bäume müssen weichen, wenn die AWO ihr Verwaltungsgebäude an der ehemaligen Montessori-Schule baut Foto: nno.de

Sie gehen auf die Barrikaden gegen dieses ihrer Meinung nach überdimensionierte Bauwerk und gründen eine Bürgerinitiative, um das Bauvorhaben in dieser Form möglichst zu verhindern. Sie sind empört über die mangelnde Information durch Stadtverwaltung und Politiker und fordern Bürgerbeteiligung. „Das Grundanliegen der AWO ist gut, eine zentral gelegene Begegnungsstätte zu schaffen, aber muss denn zwingend hier auch das Verwaltungsgebäude entstehen”, fragt Michaelea Vervoort, eine der Initiatorinnen des Protests und will nichts unversucht lassen, das historische Rheinberg zu erhalten.

-Anzeige-

Unverständnis herrscht auch bei den anderen Initiatoren der Bürgerinitiative Viktor Vervoort, Bettina Raendchen und Ralf Winstroth und sie bitten ihre Mitbürger um Unterstützung ihres Protests. Sie sind der Meinung, dass die Freizeiteinrichtungen auf dem Gelände schon heute der Öffentlichkeit (z.Bsp. der Spielplatz) dienen und deshalb erhalten werden sollten – das gleiche gilt für den wertvollen Baumbestand auf dem Schulgelände, der der Baumaßnahme zum Opfer fiele. Vor allem zweifeln sie an, wie die Verkehrssicherheit gewährleistet werden kann. „Die Straßen sind sehr eng, es muss gewährleistet werden, dass Rettungsfahrzeuge durchkommen können und der Bauherr muss die erforderlichen Parkplätze schaffen, denn jetzt herrscht bereits extreme Stellplatzknappheit”, fordert Michaela Vervoort.

So sieht der Vorentwurf zum Neubau aus.Foto: nno.de
So sieht der Vorentwurf zum Neubau aus.Foto: nno.de

 

„Wir haben nichts gegen die AWO, nur gegen den riesigen Verwaltungsbau an dieser Stelle”

Michaela Vervoort, Initiatorin der zu
gründenden Bürgerinitiative

Der 1. Beigeordnete der Stadt Rheinberg Dieter Paus stellt klar: „Der AWO Kreisverband hat dieses Grundstück erworben zu dem Zweck ein Verwaltungsgebäude mit integrierter Begegnungsstätte zu erbauen. Da die bisherigen Räumlichkeiten zu klein sind, haben wir nach einem passenden Grundstück gesucht, weil wir gerne die AWO in Rheinberg behalten wollen und Arbeitsplätze sichern und schaffen wollen. Der Verkauf dieses städtischen Grundstücks ist im Sinne des Haushaltssicherungskonzeptes und dient zur Haushaltskonsilidierung. Der Vertrag beinhaltet, dass die Stadt vorerst die ehemalige Montessori-Schule nutzen kann, um dort eine Jahrgangsstufe der Europa-Schule zu unterrichten. Die Europaschule muss erweitert werden, doch bis dahin werden weitere fünf bis sieben Jahre vergehen. Die genauen Vertragsbedingungen sind vertraulich zu behandeln und nicht öffentlich. Über den Verkauf selbst wussten einige Nachbarn Bescheid. Da bisher nur ein Vorentwurf zur Planung vorliegt, kann ich nur sagen, dass sich die geschlossene Bauweise ins Stadtbild einfügt. Alle Details sind erst spruchreif, wenn ein Bauantrag vorliegt. Da der Standort im Denkmalbereich liegt, sind selbstverständlich die entsprechenden Bedingungen zu erfüllen. Im zweiten Schritt wird die AWO dort betreutes Wohnen für Senioren anbieten, dazu liegt natürlich das Grundstück in der Innenstadt ideal.”

Ralf Winstroth hat sich im Namen der Initiatoren an den neuen Bürgermeister Tatzel gewandt in der Hoffnung, dass dieser Dialogbereitschaft und Verständnis für die besorgten Rheinberger zeige, doch die Antwort von Tatzel ist eindeutig: „Es ist vorgesehen, dass nach der erteilten Baugenehmigung eine Informationsveranstaltung für die Anlieger durchzuführen.” Auch Dieter Paus stellt in Aussicht: „Wir werden eine Informationsveranstaltung gemeinsam mit der AWO durchführen, wenn die Baugenehmigung erteilt wird.” – Also 2016 – kurz vor Baubeginn – Bürgernähe und Tatzels Wahlspruch „Unser Rheinberg kann mehr” hatten die Initiatoren sich anders vorgestellt.

 

 

Vorheriger ArtikelRunder Tisch Flüchtlinge Kevelaer lädt für Montag, 16. November, ein
Nächster ArtikelOffener runder Tisch zur Naturwaldruhestätte bei Schloss Haag