„Tote Vorgärten lassen Biene Hummel und Co. verhungern“

Herman-Josef Windeln setzt sich für den Erhalt heimischer Insektenarten ein

„Tote” Vorgärten trügen zum Rückgang heimischer Insektenarten bei, sorgt sich Herman-Josef Windeln von der NABU-Ortsgruppe Geldern. Aus der einstigen „Steinschotterwüste” im Vorgarten seines Nachbarn hat er eine blühende Oase geschaffen: Mit wenigen Mitteln und heimischen Pflanzen. „Hier blüht es für Bienen, Hummeln und Co.” informiert dort eine Tafel.

Herman-Josef Windeln hat den Vorgarten seines Nachbarn aufblühen lassen NN-Foto: Marjana Križnik
Herman-Josef Windeln hat den Vorgarten seines Nachbarn aufblühen lassen
NN-Foto: Marjana Križnik

Inmitten der violetten Blüten der Malvenstauden hat sich die Zitronenmelisse „durchgeschmuggelt”. Hinten rechts lugt die Flockenblume hervor. „Sie bringt hübsche lila Blüten in Form einer Kornblume hervor”, erzählt Herman-Josef Windeln, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Geldern. In einer anderen Ecke des Vorgartens seines Nachbarn blüht nun der Thymian, und ein sattgrüner Teppich aus Mauerpfeffer bedeckt fast vollständig den vormaligen Untergrund aus grauem Schottergestein. „Ich möchte gerne Werbung machen für etwas, was wenig Arbeit macht und heimische Insekten nicht verhungern lässt”, sagt er und fährt fort: „Ende April habe ich hier Ur-Kompost aufgebracht und Mauerpfeffer-Sprossen darüber gestreut”. Mauerpfeffer käme auf steinigen Flächen vor, sei unempfindlich, und ginge praktisch nicht kaputt. „Im Sommer wird er dann rot vor Ärger”, sagt Windeln augenzwinkernd. Das sähe dann hübsch aus. Im Kompost, den er im Vorgarten seines Nachbarn aufgebracht hatte, waren zahlreiche Wildpflanzen enthalten. Malven seien zufällig darin enthalten gewesen, erzählt Windeln. „Diese habe ich hier später als Stauden ausgehoben und im hinteren Bereich wieder eingesetzt, damit sie die niedrigeren Pflanzen nicht überragen und es optisch ansprechender aussieht.” Im hinteren Bereich wächst auch eine einjährige Königskerze. „Diese bildet im ersten Jahr eine prächtige Rosette, wird zwei Meter hoch und bildet eine gelbe Blütenkerze,” berichtet Windeln.

-Anzeige-
Zwei Kotwespen kämpfen miteinander
Zwei Kotwespen kämpfen
miteinander Foto: privat

Überhaupt: Die „Einjährigen” seien ganz besonders fleißig, denn sie blühten ausnehmend hübsch. Der Hauswurz – ebenfalls hier vertreten – sei eine Felspflanze. „Diesen habe ich wild nur in den Alpen gesehen”, freut sich Windeln. Außerdem müsse wohl eine japanische Blumenmischung in seinem Kompost enthalten gewesen sein: „Diese bringt viel Nektar für die Fliegen”, freut sich Windeln. Weitere „große Arbeit” mache der Vorgarten nun nicht mehr. „Fortan muss ich nur noch ‚Sachen‘ entfernen, die zuviel sind”, sagt Windeln. Gärten seien heutzutage oftmals „wahre Wohnzimmer, in denen der Roboter durchläuft”. Gemäß dem Motto „tolle Optik, wenig Arbeit” würde vielfach alles „mit Chemie platt gemacht”. Dies schädige nicht nur die Umwelt, sondern auch den Insektenbestand: „Viele Gartenpflanzen sind per se ‚tot‘, sprich: Da geht kein Tier dran, wie etwa Geranien. Diese haben eine Schaublüte ohne Nektar und Pollen,” erklärt Windeln. Sie ließen einheimische Insekte praktisch verhungern, sagt Herman-Josef Windeln. Übrigens. Dem Nachbarn gefällt sein neues Paradies für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. „Und er ist froh, dass er nicht mehr viel machen muss”, freut sich Windeln. Übrigens: Schotterflächen begrünen sich mit der Zeit auch und machen mehr Arbeit als Wiesen und Rasen.

Info:

70 bis 80 Prozent der heimischen Insektenarten sind seit den vergangenen 30 Jahren rückläufig. Von 28 Hummelarten gibt es am Niederrhein in Naturschutzgebieten noch 11 und in privaten Gärten 1 bis 5. Ausgestorben: 53 Bienenarten, 34 Tagfalterarten und 21 Vogelarten. Hummeln sind die einzigen Bestäuber bei kaltem Wetter im Frühjahr. Wilde Wiesen im (Vor-) garten kosten wenig und sind nicht pflegeaufwändig. Regionales Saatgut einsetzen, Insekten sind auf heimische Arten spezialisiert.

 

Vorheriger ArtikelDBX-Chef freigestellt – Sondersitzung am 3. November
Nächster ArtikelZiel, Ängste und Vorurteile abzubauen, wurde errreicht