GINDERICH. Was ist ganz typisch für Ginderich, was sind Traditionen, die überliefert werden sollten, welche besonderen Berufe gab und gibt es? Was ist im Dorf passiert, das man auch noch gerne seinen Enkeln erzählen würde? Und gibt es bestimmte Sitten und Bräuche, die nirgendwo sonst gepflegt werden? Diese und viele andere Fragen soll ein Buch beantworten, das unter dem Titel „Heimatbuch Ginderich. Gestern und heute” im nächsten Jahr erscheinen soll.

Alte Fotos, Postkarten, Spekulatius-Modeln und vor allem viele Geschichten haben die Mitglieder des Heimatvereins Ginderich schon gesammelt. Nun hoffen sie darauf, dass die Dorfbewohner noch möglichst viel Material für ihr Heimatbuch zusammentragen. NN-Foto: Ingeborg Maas
Alte Fotos, Postkarten, Spekulatius-Modeln und vor allem viele Geschichten haben die Mitglieder des Heimatvereins Ginderich schon gesammelt. Nun hoffen sie darauf, dass die Dorfbewohner noch möglichst viel Material für ihr Heimatbuch zusammentragen.
NN-Foto: Ingeborg Maas

„Es gibt so vieles, was wir im Laufe der Jahre schon zusammengetragen haben” erläutert Nicole Lohmann, die Vorsitzende des Heimatvereins Ginderich. „Geschichten, Zeitungsartikel, Dokumente, Fotos und vieles mehr. Aber alles besteht mehr oder weniger aus einer losen ‚Blattsammlung‘. Wir hatten schon lange die Idee, das alles mal in Buchform zu veröffentlichen, wussten aber nicht, wie wir das am besten machen.”

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Doch dann hörte Nicole Lohmann von Tim Michalak und nahm Kontakt mit ihm auf. Als Historiker und Germanist hat Michalak seit 1995 zahlreiche Werke zu geschichtlichen Themen veröffentlicht. Neben seiner Tätigkeit als Lektor und Autor unterstützt er den Anno-Verlag maßgeblich bei neuen Projekten. Durchaus bestätigten Gerüchten zufolge ist Tim Michalak für „seine” Autoren beinahe rund um die Uhr erreichbar. Und so war er sofort Feuer und Flamme, als er von dem Gindericher Projekt erfuhr. „Es soll ein Buch sein, in das jeder gerne mal reinschaut” so der in Xanten lebende Autor. „Da muss dann aus dem ganzen vorliegenden Material entschieden werden: Was ist lesenswert und was interessiert die Menschen hier.” Erfahrung hat er mit solchen Sammlungen bereits in Xanten gemacht, dort erschien sein Buch „Du mein Xanten”. Michalak hofft, dass die Dorfbewohner ihn unterstützen und ihm „ihre” Geschichten erzählen oder Erinnerungsstücke zur Verfügung stellen.

Dann werden sich in dem Buch sicher so einzigartige Bräuche und damit verbundene Ereignisse wiederfinden wie beispielsweise das „Semmen”, eine ureigene Gindericher Tradition. „Das war früher ganz schön heftig” erzählt Franz Christians, Mitbegründer und ehemaliger Vorsitzender des Heimatvereins. „Wenn Mitglieder des Junggesellen-Schützenvereins heiraten, müssen sie einen Obolus bezahlen, wenn sie dann den Verein verlassen. Vergessen sie das, wird bei ihnen gesemmt. Das heißt, dass man ihnen Schrott, Scherben und manchmal Schlimmeres in den Hof kippt, dabei waren die Junggesellen nicht immer zimperlich!”

Christians hat einen dicken Ordner mit Material aus der Geschichte des Dorfes zusammengetragen, den Michalak nun sichten wird. Aber alle hoffen darauf, dass von den Bewohnern der Region – dazu gehört natürlich auch Werrich, Perrich, Poll, Gest und die Bislicher Insel – noch mehr zur Verfügung gestellt wird. Dass solche Erinnerungen auch für die Jugend interessant sind, bestätigt Nicole Lohmann: „Wilhelm Claeßen, ein Kuhhirte aus Werrich, hat früher ganz viele Spekulatius-Modeln geschnitzt. Die benutzen viele Gindericher heute noch. Ich backe auch jedes Jahr Spekulatius. Das Rezept für den Teig habe ich von meiner Schwiegermutter und es wird gehütet wie ein Augapfel.”

Wer zu dem geplanten Buch, das nächstes Jahr zu Weihnachten erscheinen soll, noch etwas beitaragen will, der kann sich an Nicole Lohmann wenden, Telefon 02803/8370 oder per mail an: heimatverein.ginderich@web.de

 

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