ALPEN. Wer kann schon von sich behaupten, einen selbst geschmiedeten Schlüsselanhänger zu besitzen? Normalerweise kaum jemand, aber in Alpen dürfen das nun zu Recht 44 Kinder sagen. Bei einer Ferienaktion des Kinderschutzbundes (KSB) Alpen in der Dorfschmiede Menzelen entstanden die kleinen Kunstwerke.

Unter der fachkundigen Anleitung von Paul Voss schmiedet sich Julian seinen Schlüsselanhänger. Irmgrad Gräven (hinten) freut sich, dass die Kinder mit so großem Eifer bei der Sache sind und dass sich so viele gemeldet haben. Die Aktionen des Kinderschutzbundes Alpen stehen allen Alpener Kindern offen. NN-Foto: Ingeborg Maas
Unter der fachkundigen Anleitung von Paul Voss schmiedet sich Julian seinen Schlüsselanhänger. Irmgrad Gräven (hinten) freut sich, dass die Kinder mit so großem Eifer bei der Sache sind und dass sich so viele gemeldet haben. Die Aktionen des Kinderschutzbundes Alpen stehen allen Alpener Kindern offen.
NN-Foto: Ingeborg Maas

Bereits in den Sommerferien hatte der KSB eine solche Aktion in der Dorfschmiede durchgeführt. Der Andrang dazu war so groß, dass sich die KSB-Vorsitzende Irmgard Gräven entschloss, das Angebot für die Kinder zu wiederholen, die sich bereits im Sommer gemeldet hatten, aber nicht berücksichtigt werden konnten.

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Und so griffen nun 44 kleine Handwerker zum Hammer und schmiedeten das Eisen, so lange es heiß war. Allerdings nicht immer alle auf einmal, sondern immer nur zwei Kinder gleichzeitig konnten an die Ambosse treten. Die anderen verkürzten sich die Wartezeit mit Bastel- und Malarbeiten, wobei sie von Vorstandsmitgliedern des Kinderschutzbundes unterstützt wurden.

Wie das Schmieden funktioniert erklärten den Kindern die beiden niederländischen Schmiedemeister Cees Pronk und Paul Voss. „Schon vor der Renovierung der alten Schmiede hat der Verein für Geschichte und Brauchtum eine Partnerschaft mit der Euregio Rhein Waal geschlossen” erläutert Irmgard Gräven den Hintergrund des Projektes. „In den Niederlanden ist das Schmiedehandwerk noch viel mehr verbreitet als hier, wo es kaum noch Schmiede gibt. Und im Rahmen der Partnerschaft ist die Schmiedewerkstattt von Cees Pronk in Ulft unsere Partnerschmiede. Die Familie Pronk kommt öfter hierher und führt solche und ähnliche Aktionen durch.”

Nicht nur der Schmied selber, sondern auch seine Frau Janny Huisman ist im Einsatz, sie kleidet die Kinder mit der entsprechenden Arbeits- und Schutzkleidung ein, damit nichts passiert. Und auch die Tochter der Familie, die ebenfalls das Schmiedehandwerk erlernt, ist in der Dorfschmiede Menzelen mit dabei.

Jeweils zwei Kinder legen die dicke Lederschürze an, setzen die Schutzbrille auf und schlüpfen in die dicken Handschuhe. Und dann dürfen sie einen Eisenstab so lange in den Schmiedeofen halten, bis er glüht. Das geht schnell, denn im Inneren des Ofens herrschen bis zu 1.200 Grad. Das glühende Eisen wandert dann auf den Amboss, wo die Kinder es mit Hilfe der Schmiede zu einer Spirale formen und schön gleichmäßig flach hämmern. Danach wird es in einem Eimer mit kaltem Wasser abgekühlt – und schon ist das Kunstwerk fertig.

„Ich finde das toll, dass man hier was mit seinen eigenen Händen machen und dann auch noch mit nach Hause nehmen kann” sagt Max, der schon zum zweiten Mal dabei ist, weil ihn diese alte Handwerkskunst so fasziniert.

Damit demnächst auch noch mehr Interessierte in der alten Dorfschmiede Einblick in dieses so selten gewordene Handwerk bekommen können, will der Verein für Geschichte und Brauchtum Menschen, die selber mal Schmieden gelernt haben, in der Partnerwerkstatt ausbilden lassen, damit sie dann in Menzelen solche Projekte durchführen können. „Es haben sich schon einige gemeldet, die das machen wollen” freut sich Irmgard Gräven. Sie hofft auf weitere Interessenten, die dann in der Dorfschmiede ihr Wissen wieder weitergeben und so dazu beitragen, dieses schöne alte Handwerk auf für nachfolgende Generationen zu erhalten.

 

 

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