Klever Berufskolleg hat zwei internationale Förderklassen

Schulleiter Wolters stellt die Arbeit mit jugendlichen Flüchtlingen vor.

KLEVE. Flüchtlinge – das sind längst nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche und die unterliegen der Schulpflicht. Klingt logisch. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Es gibt Unterschiede. Es gibt Flüchtlinge mit und ohne Status – solche also, die bereits erfasst sind und solche, die gerade erst von irgendwoher eingetroffen und bestenfalls anwesend, keinesfalls aber voll erfasst sind.

Am Klever Berufskolleg werden jetzt in zwei sogenannten internationalen Förderklassen insgesamt 25 Schüler unterrichtet. Fünfzehn von ihnen sind als sogenannte „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ nach Deutschland gekommen und werden hier vom Caritasverband beziehungsweise vom Annastift betreut.
Notwendigkeit besteht

-Anzeige-

Schulleiter Peter Wolters: „Die Notwendigkeit eines Angebotes für Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte ergab sich aus zahlreichen Beratungsgesprächen am Berufskolleg, bei denen junge Geflüchtete bis zum Alter von 23 Jahren mit ihren ehrenamtlichen Betreuern schulische Bildungswege nachfragten. Bedauerlicherweise kann das Berufskolleg in die Internationalen Förderklassen nur junge Menschen aufnehmen, die maximal im laufenden Schuljahr das achtzehnte Lebensjahr vollenden.“ Da stellt die Schulleitung vor logistische Herausforderungen, denn es werden zusätzliche Lehrkräfte gebraucht. Das Land, so Wolters, habe reagiert und der Schule vier weitere Stellen bewilligt, die nun besetzt werden können. Wolters: „Bei der Besetzung sehe ich keine Probleme, denn vor allem junge Lehrer sind sich der Chance bewusst, die in dieser Situation liegt. Ich bin sehr optimisisch.“ Der Unterricht sei in der Anfangspgase „konsequent auf das Erlernen der deutschen Sprache ausgerichtet, verknüpft mit einfachen Praxiserfahrungen“, so Wolters. „Das berufsbezogene Arbeiten wird mit den fortschreitenden Deutschkenntnissen ausgedehnt.“ Ebenso verhalte es sich mit dem Unterricht in Mathematik und Englisch.
Die Unterrichtssituation ist aufgrund der unterschiedlichen Vorgeschichten und -bildung der Jugendlichen äußerst komplex.

Wolters: „Grundkenntnisse der deutschen Sprache erwarben einige der Jugendlichen bereits an der Hauptschule in Goch-Pfalzdorf. Viele haben, abhängig vom Verlauf der Flucht, seit längerer Zeit keine Schule besucht. Hieraus und aus den Erfahrungen der Flucht, die jeden der Jugendlichen in unterschiedlicher Weise belasten, leitet sich der Anspruch des Berufskollegs ab, den Klassenraum als ‚sicheren Ort‘ anzubieten, mit klaren Strukturen aber auch möglichst verlässlichen Perspektiven für die Zukunft.“

Das Ziel der pädagogischen Arbeit heißt vor allem Integration. Allerdings ist es mit Unterricht allein nicht getan. Derzeit verfügt die Schule über nur eine Sozialarbeiterstelle. Wolters hofft darauf, dass das nicht so bleiben wird. „Das ist definitiv zu wenig.“  Wolters sieht eine vor allem in Praktika und möglichen Ausbildungen eine „besondere Dringlichkeit für eine erfolgreiche Integration“. Außerdem gehe es aus seiner Sicht, um den Aufbau eines gut funktionierenden Netzwerks zur Flüchtlingsintegration. „Beteiligte in diesem Zusammenhang sind beziheungsweise können neben dem Berufskolleg Kleve die Einrichtungen der Jugendhilfe der Stadt und des Kreises Kleve, das Anna-Stift, die Kisters-Stiftung, die Caritas, das Theodor-Brauer-Haus, die Kreishandwerkerschaft mit ihren Innungen sowie die Industrie- und Handelskammer sein.“

Eine „koordinierende Stelle für Bildungsangebote“ sei erforderlich. Eine solche Stelle sei idealerweise beim Kreis angesiedelt. Man müsse „so gut es geht reagieren“. Derzeit stammen die Jugendlichen in den Förderklassen unter anderem aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Albanien und verschiedenen afrikanischen Staaten.

Vorheriger ArtikelTöpfer- und Handwerkermarkt in Sevelen
Nächster ArtikelHeimat Museum