Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben: Mit so einem Vorsprung hat Peter Hinze nicht gerechnet. Vor allem nicht mit doppelt so vielen Stimmen in Elten wie sein Gegenkandidat Johannes Diks. NN-Foto: Anastasia Borstnik

EMMERICH. Das Bild, dass sich im Europasaal des Emmericher Rathauses am Sonntagabend zeigte, glich der Ruhe vor dem Sturm. Das erste Ergebnis aus dem Schlösschen Borghees um 18:15 Uhr stimmte dem amtierenden Bürgermeister Johannes Diks (CDU) noch milde. Doch dann kam der Umschwung und Peter Hinze (SPD) blieb bis zum Endergebnis auf der Überholspur. Joachim Sigmund (BGE) holte 27,08 Prozent, während David Krüger (BSD.NRW) es auf 3,20 Prozent schaffte. Nun geht es  am Sonntag, 27. September, in Runde zwei: zur Stichwahl.

Als das erste Ergebnis per Projektion an die Wand geworfen wurden, war der Europasaal bis auf die wenigen Personen an den Aufstelltischen relativ leer. Einige Neugierige blieben sogar an den Tischen vor dem Saal stehen. Die Gespräche glichen einem monotonen Gemurmel. Das erste Ergebnis wurde von den Teilnehmenden kaum wahrgenommen. Einige blickten auch nur mäßig interessiert, als dieses an die Wand geklebt wurden – da, wo die Ergebnisse aller 23 Wahlbezirke im Laufe des Abends ihren Platz finden sollten. Noch war keine Überraschung auszumachen: Diks lag mit 40,38 Prozent vorne, ihm folgten Hinze und Sigmund mit jeweils 28,85 Prozent und das Schlusslicht bildete Krüger mit 1,92 Prozent.

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Deutlich auf der Überholspur: SPD-Kandidat Peter Hinze (m.) kann kaum von der Ergebnisliste wegschauen.
Deutlich auf der Überholspur: SPD-Kandidat Peter Hinze (m.) kann kaum von der Ergebnisliste wegschauen.

Aber bereits beim zweiten Wahlbezirk, Johanneszentrum, lag der Sozialdemokrat plötzlich mit über sieben Prozent vor dem Christdemokraten. Und das hielt an, bis kurz nach 19 Uhr. Denn dann kam das Ergebnis aus dem Wahlbezirk 10, Feuerwehrgerätehaus Elten: 58,17 Prozent für den SPD-Kandidaten (im Vergleich: für Diks gerade einmal 25,50 Prozent)! Das hielt Hinze kaum an seinem Platz und er packte, als er das Ergebnis sah, einfach die Person neben sich und rief glücklich aus: „Hammerhart! Ich ziehe nach Elten!“
So viele Gefühlsregungen waren bei den anderen Kandidaten während des gesamten Abends nicht auszumachen: Ein scheinbar müdes Lächeln kam vom Sigmund; Krüger blieb gleich im Türrahmen stehen und Diks war kurze Zeit nicht auszumachen.
Ob Peter Hinzes kleine Fahrradtour am Morgen den Schwung in die Sache gebracht hat, bleibt fraglich, aber mit viel Elan nahm er das Gesamtergebnis, dass um 19:31 Uhr fiel, an: 37,57 Prozent für Hinze und 32, 15 Prozent für Diks – ein deutlicher Unterschied von 5,42 Prozent.
Bereits vor der offiziellen Verkündung des Endergebnisses konnte der SPD-Kandidat seine Überraschung kaum in Worte fassen: „Ich bin mehr als erfreut. Ich habe mit einer Stichwahl gerechnet, aber nicht mit so einem deutlichen Ergebnis. So sind aus vier Kandidaten mal eben zwei geworden!“ Dafür war dem amtierenden Bürgermeister Johannes Diks die Enttäuschung deutlich anzusehen: „Es ist schade, dass nach elf Amtsjahren nur die fünf Dinge hängen bleiben, die nicht gut gelaufen sind. Ich war eigentlich der Meinung, dass ich sehr nah am Bürger gewesen bin. Dem war aber anscheinend nicht so.“

Peter Hinze (l.) und Johannes Diks treten erneut bei der Stichwahl am 27. September gegeneinander an.
Peter Hinze (l.) und Johannes Diks treten erneut bei der Stichwahl am 27. September gegeneinander an.

Der BGE-Kandidat Joachim Sigmund war mit seinem Ergebnis wiederrum „sehr zufrieden“ und Gerd Bartels von der BGE fügte hinzu: „Für einen Durchstarter wie ihn ist es ein sehr gutes Ergebnis. Damit zeigt er, dass er auch auf Augenhöhe mit den anderen Kandidaten auftreten kann. Das liefert neue Ansatzpunkte für unsere weitere Arbeit.“ Jetzt freue man sich aber vor allem darauf, dass nach dem langen Wahlkampf so etwas wie „Normalität“ einstellen kann. „Ich habe fünf Monate lang Wahlkampf betrieben und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Schließlich entscheidet der Wähler, wen er als Bürgermeister haben will“, sagt Sigmund. Und wer das sein wird, soll sich bei der Stichwahl am Sonntag, 27. September, zeigen.
Bis dahin freut sich Hinze über den Wahlsieg am gestrigen Abends: „Das Ergebnis kam für mich völlig unerwartet. Aber es ist die Bestätigung dafür, dass wir den richtigen Wahlkampf betrieben haben. Nach diesem Ergebnis will ich erst recht Bürgermeister werden!“

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