Ergreifendes Zeugnis für ein ganze Generation

Sonderveranstaltungen mit der ehemaligen DDR- Bürgerrechtlerin Freya Klier am 10. und 11. September

GELDERN. Freya Klier, ehemalige Bürgerrechtlerin und Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung kommt anlässlich des bevorstehenden 25. Jahrestages der Deutschen Einheit auf Einladung der Volkshochschule Gelderland nach Geldern. 70 Jahre nach Kriegsende stellt sie am Donnerstag, 10. September, UM 19.30 Uhr ihr ergreifendes Buch „Wir letzten Kinder Ostpreußens – Zeugen einer vergessenen Generation” vor.

Freya Klier, Schriftstellerin, Autorin, Berlin 2010
Freya Klier, Schriftstellerin, Autorin, Berlin 2010

Die Lesung beziehungsweise ein sich anschließender Vortrag zum Buch findet in der VHS, Kapuzinerstraße 34, Geldern, statt. Beide Sonderveranstaltungen werden in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt. In ihrem bewegenden und aufwühlenden Buch zeichnet Freya Klier Flucht und Vertreibung von sieben Kindern aus Ostpreußen nach. Nach Jahrzehnten des Schweigens erhalten sie endlich die Gelegenheit, ihre Kindheitsgeschichte zu erzählen, beginnend mit dem Sommer 1944 bis hinein in unsere Gegenwart. Im Kriegs- und Nachkriegsgeschehen verloren Kinder oft Eltern und Geschwister, im nördlichen Ostpreußen blieben sie zusätzlich eingeschlossen. Stellvertretend für Tausende, werden im Buch die Schicksale von sieben Kindern beleuchtet: Einem Jungen gelang auf dramatische Weise die Flucht, ein Mädchen wurde kurz vor dem Hungertod von einer Estin nach Tallinn geschmuggelt und dort mit einer neuen Identität versehen. Die anderen fünf – darunter ein Junge, der zuvor nur knapp dem Holocaust entronnen war – blieben drei Jahre eingeschlossen in Kaliningrad, sie gehörten zu den wenigen Überlebenden, die man 1948 schließlich in die SBZ transportierte. Das Buch ist ein ergreifendes Zeugnis für eine ganze Generation – und deren Nachkommen. Ein Buchtisch der Buchhandlung Keuck bietet aktuelle Werke der Autorin.

-Anzeige-

Die Sonderveranstaltung „25 Jahre Deutsche Einheit – aus der Sicht der ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier” wird am folgenden Tag ausschließlich für Schüler ab Klasse zehn der weiterführenden Schulen (Geldern, Straelen) in der Aula im Gelderner Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) angeboten. Es gibt bisher schon rund 500 angemeldete Teilnehmer. Wenn es um die Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR, die Friedliche Revolution, die Chancen und Probleme der politischen Wende sowie die gesellschaftliche Bedeutung der 25-jährigen Deutschen Einheit geht, dann gehört gerade die Autorin, Regisseurin und Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung Freya Klier zu den Menschen, die wissen, wovon sie sprechen.

Freya Klier wurde 1950 in Dresden geboren. Nachdem sie zu 16-monatiger Haft wegen „Republikfluchtversuch” verurteilt wurde, arbeitete die ausgebildete Maschinenbauzeichnerin nach vorzeitiger Haftentlassung unter anderem als Postangestellte und Kellnerin. Nach ihrem Schauspiel- und Regiestudium wurde sie 1980 Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung. Neben gemeinsamen Auftritten mit dem Bürgerrechtler und Liedermacher Stephan Krawczyk in evangelischen Kirchen schrieb sie an ihrem Buch „Jugend und Erziehungswesen in der DDR” und wurde zunehmend verfolgt, ihre Manuskripte beschlagnahmt. Sie arbeitete nach ihrer unfreiwilligen Ausbürgerung 1988 als Autorin und Dokumentarfilmerin in West-Berlin. Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen und ihre Engagement zur Deutschen Geschichte in Schulen wurden von vielfältigen Ehrungen und Auszeichnungen begleitet: „Botschafterin für Demokratie und Toleranz” (2009), „Einheitspreis 2009″ der Bundeszentrale für politische Bildung, Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag der Deutschen Einheit 2012. Freya Klier würdigte 2014 in ihrer Festtagsrede zum „Mauerfall” im Sächsischen Landtag die „Wende-Opposition” und zeichnete ein ungeschminktes Bild der DDR als Unrechtsstaat und zweite deutsche Diktatur. Sie erhielt stehende Ovationen.

Für die Lesung „Wir letzten Kinder Ostpreußens” ist eine telefonische Anmeldung/Kartenreservierung unter 02831/93750 erforderlich. Eintrittskarte sind an der Abendkasse für 5 Euro erhältlich. Anmeldungen für die Sonderveranstaltung im LMG erhält die VHS direkt von den betreffenden Schulen. Weitere Infos bei der VHS, Telefon 02831/937515.

 

 

Vorheriger ArtikelWallfahrt von Kevelaer nach Kranenburg
Nächster ArtikelEnge Verbundenheit mit Kunden und örtlichen Vereinen