Der Tod trägt leuchtend gelbe Blüten

Das extrem giftige Jakobskreuz hat sich am Niederrhein rasant ausgebreitet.

XANTEN. Sie sind nicht zu übersehen: Die leuchtend gelben, den Margeriten ähnelnden Blüten, die zur Zeit an Straßenrändern, auf Brachflächen und auf stark beweideten Wiesen munter gedeihen. Währen Imker sich im allgemeinen über Blüten freuen, ist bei diesen Pflanzen das Gegenteil der Fall. Denn die gelbe Blütenpracht mit dem Namen Jakobskreuzkraut (JKK) ist extrem giftig, gefährdet Mensch und Tier und wirkt – selbst in gar nicht mal so großen Mengen – absolut tödlich.

Das Jakobskreuzkraut in gelber Blütenpracht Foto: nno.de
Das Jakobskreuzkraut in gelber Blütenpracht Foto: nno.de

Da die auch Greiskraut genannte Pflanze sich in den vergangenen Jahren extrem stark ausgebreitet hat, ruft nun der Imkerverein Xanten alle Landwirte, Straßenbaulastträger, die für das Mähen der Straßenränder zuständig sind, und auch alle Privatleute dazu auf, den Kampf gegen die Ausbreitung der Giftpflanze aufzunehmen. „Für die Bienen selbst ist das JKK nicht gefährlich und sie meiden es auch, so lange es geht. Bedingt durch immer weniger blühende Alternativen gehen die Bienen aber, wenn sie hungrig sind, auch an diese Blüten. Dadurch gelangt das Gift in den Honig” erläutert Herman Josef Fricke, der Vorsitzende des Imkervereins.

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Jürgen Wagenknecht, ebenfalls Imker, erklärt die Gefährlichkeit des Krautes: „Es enthält sogenannte Pyrrolizidin-Alkaloide (PA), die nicht vom Körper abgebaut werden können und sich in der Leber einlagern. Symp­tome wie Abmagerung, Koliken, Durchfälle zeigen sich erst, wenn eine gewisse ‚Schadschwelle‘ überschritten wurde. Aber dann ist nichts mehr zu machen. Die PA bleiben auch dann giftig, wenn das Kraut getrocknet ins Heufutter gelangt oder in die Silage.”

Der Bienenzuchtverein Alpen-Rheinberg-Sonsbeck wehrt sich jedoch gegen den Zusammenhang von Jakobskreuzkraut (Foto) und Gift im Honig. Dazu Vorstandsmitglied Marion Fuß: „Wenn das Jakobskreuzkraut seine Hauptblütezeit hat, also Mitte Juli bis September, dann ist der Honig meist abgeschleudert. Die Bienen finden hier am Nieder­rhein außerdem genügend Alternativen, sie müssen nicht an das Kraut gehen, das sie zum einen nicht mögen und das auch wenig ertragreich für Bienen ist. Es besteht also nicht der geringste Anlass, vor Gift im Honig Angst zu haben.” Der Bienenzuchtverein weist auf Informationen des NABU Schleswig-Holstein hin, der bestätigt, dass für Imker absolut keinerlei Gefahr von dem giftigen Kraut ausgehe. (Mehr dazu unter www.schleswig-holstein-nabu.de). Auch der Imkerverein Xanten betont, dass er keineswegs den Eindruck erwecken möchte, vom Honig gehe eine Gefahr aus, sondern man wolle nur die Bevölkerung für die Gefahr des Jakobskreuzkrautes für einige Tierarten wie Pferde und Rinder sensibilisieren.

Besonders stark reagieren Pferde auf das Gift, aber gerade auf stark abgeweideten Pferdewiesen mit kahlen Trittstellen breitet sich das JKK immer mehr aus, wenn die Landwirte es nicht bekämpfen. Auch bei der Landwirtschaftskammer ist man sich des Problems bewusst, doch nach Auskunft der Pressestelle gibt es keine gesetzliche Pflicht zur Beseitigung des Krautes. Auch das Landesamt für Umwelt- und Naturschutz weiß um die Problematik, wie Hans-Jürgen Thiele, Mitglied des Imkervereins, bei einem Anruf erfuhr. „Aber gezielte Bekämpfungs-Aktionen gibt es nicht” so Thiele. „Es gibt Broschüren, Flyer und Seiten im Internet, auf denen man sich informieren kann. Aber letztendlich hilft nur Aufklärung, damit die breite Bevölkerung sich der Gefahr bewusst wird und sie jeweils im eigenen Umfeld bekämpft.”

Zwischen Juni und September ist die Hauptblütezeit des Krautes. Will man es wirksam bekämpfen, muss man die zweijährige Pflanze blühend mähen, bevor sie Samen bildet und verteilt. Wo kleinere Flächen befallen sind, kann man sie auch ausstechen. Dabei sollte man aber Handschuhe tragen, das Gift wird auch über die Haut aufgenommen.

Der Imkerverein hofft, die Menschen für das Problem sensibilisieren zu können und will den Kampf gegen das Kraut gerne unterstützen. Infos erteilt Thiele unter 02804/1060.

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