KREIS KLEVE. Schon was vor nach der Schule? Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein sozialer Freiwilligendienst für Jugendliche und junge Erwachsene bis zum 27. Lebensjahr und wird von verschiedenen Einrichtungen angeboten. Zugelassen sind Wohlfahrtsverbände, Religionsgemeinschaften sowie Bund, Länder und Gemeinden. Auch der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist ein anerkannter Träger. „Ich würde es sofort wieder machen“, empfiehlt Pia Arts (20) das freiwillige Engagement gern weiter. „Und wir könnten noch einige Stellen besetzen“, sagt Viktor Kämmerer, Geschäftsführer des Kreisverbands.

Pia Arts steht noch bis zum 31. August in Diensten der Awo.  Ihr Einsatzbereich ist der Offene Ganztag an der Gocher St. Georg-Schule. Dort kümmert sie sich vormittags um einen Schüler aus dem Kosovo, der noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hat. Mittags begleitet sie die Kinder beim Essen und anschließend beim freien Spiel. „Ab 15 Uhr machen wir Hausaufgabenbetreuung“, erklärt die junge Frau. Um 16 Uhr ist Feierabend. Dass sich das Freiwillige Jahr für sie gelohnt hat, davon ist Pia Arts überzeugt. „Ich weiß jetzt, dass ich gut mit Kindern arbeiten kann und dass ich auch beruflich diesen Weg einschlagen möchte“, sagt sie. In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, ob und wo sie einen Studienplatz ergattern konnte. „Es wird in jedem Fall ein Lehramtsstudium im Bereich Sonderpädagogische Förderung und Grundschule“, hat sie für sich entschieden.

-Anzeige-

Das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus. Nach dem Abitur an der Gelderner Liebfrauenschule hat es im ersten Anlauf nicht mit der Aufnahme bei der Polizei geklappt. Deshalb galt es zum einen, ein Jahr Wartezeit zu überbrücken, zum anderen stand der Wunsch, im sozialen Bereich zu arbeiten, irgendwie immer ganz oben auf der Liste. Außerdem stand fest, dass sie nach der Schule eine Lernpause einlegen wollte. „Also habe ich damals einfach mal im Internet recherchiert und bin so bei der Awo gelandet“, blickt die 20-Jährige zurück.
Angefangen hat es bei der Awo mit dem Wegfall des Zivildienstes. Seit 2011 bietet der Kreisverband deshalb in seinen Einrichtungen sowohl das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) als auch den Bundesfreiwilligendienst (BDF) an. Nachfrage steigend. Im ersten Jahr waren vier Stellen mit FSJlern besetzt, vier weitere mit „Bufdis“. In 2014 waren es 21 FSJler und fünf „Bufdis“. Aktuell sind noch neun Stellen zu vergeben. „Und wir könnten noch mehr anbieten“, weiß Kämmerer das Engagement der Freiwilligen zu schätzen. „Wir kümmern uns in sieben Kommunen von Kleve bis Wachtendonk um den Offenen Ganztag, betreuen die Jugendheime in Rheurdt und Schaephuysen und stellen Integrationshilfen für Schüler mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen im gesamten Kreisgebiet“, zählt er mögliche Einsatzbereiche auf. Auch das Internationale Zentrum für Integration und Freizeitgestaltung (Izif) in Emmerich, eine Anlauf- und Kontaktstelle für Ausländer, befindet sich in Trägerschaft der Kreis Klever Awo. „Ohne die Unterstützung der Freiwilligen könnten wir vieles gar nicht leisten“, weiß Kämmerer. Er hofft, dass die freien Stellen zum 1. August (oder später) wieder besetzt werden können.

Zeugnisnoten spielen beim FSJ ausnahmsweise mal überhaupt keine Rolle, die Schulpflicht muss allerdings erfüllt sein. Es können sich also durchaus aus Jugendliche bewerben, die gerade ihren Haupt- oder Realschulabschluss gemacht haben. „Man sollte Interesse mitbringen und bereit sein, sich zu engagieren“, sagt Kämmerer und betont: „Das ist ein richtiger Vollzeitjob und das sollte man nicht unterschätzen.“ Sprich: Es gibt geregelte Arbeitszeiten mit Anspruch auf Urlaubstage, ein Taschengeld (330 Euro im Monat), man ist sozialversichert und nimmt an sogenannten „persönlichkeitsbildenden Maßnahmen“ in Form von Seminaren (insgesamt 25 Tage) teil. Das ist gesetzlich geregelt.

Wer sich mit diesem Prinzip anfreunden kann, wird gern zum Vorstellungsgespräch eingeladen. „Wir finden dann gemeinsam heraus, welcher Bereich und welche Stelle am besten passt“, sagt Kämmerer. Manchmal finden diese Gespräche auch im Beisein der Eltern statt. Kämmerer: „Es gibt auf den Arbeitsverträgen auch das Feld für die Unterschrift der Eltern – nur sollten die jungen Leute aus eigenem Antrieb kommen und es wirklich freiwillig machen.“ Schlechte Erfahrungen habe man in den vergangenen vier Jahren nicht gemacht. „Man merkt schnell, wenn es doch nicht klappt“, hat Kämmerer festgestellt. Mit Pia Arts jedenfalls hat alles bestens funktioniert. „Die Schule ist sehr zufrieden mit ihr“, weiß der Awo-Chef und ist sich sicher, dass die junge Frau eine gute Lehrerin wird.

Infos zum FSJ beim Awo-Kreisverband gibt es bei Marion Kurth unter Telefon 02821/ 8993937, persönlich in der Geschäftsstelle an der Thaerstraße 21 in Kleve und per Mail an info@awo-kreiskleve.de.

Verena Schade

Vorheriger ArtikelBehaglichkeit lässt sich planen
Nächster ArtikelSommer-Musik Xanten