Stiftskirche des Hl. Viktor erbaut für alle Ewigkeit

Interdisziplinäres Wissenschaftswerk gibt neue Einblicke zur Domgeschichte

XANTEN. „Xantener Dom  – 750 Jahre Gotik“ lautete das Motto zur Jubiläumsfeier im Jahr 2013.  Zahlreiche Menschen ließen sich  inspirieren zur Teilnahme an den mannigfaltigen Veranstaltungen.   Die Resonanz war so überwältigend, dass die Impulse, die aus den Beiträgen hervorgingen,     nachwirken. Ein Beispiel dafür ist das nun erschienene Buch „Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten“.

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Buchvorstellung „Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten“: (v.l.): Mareike Rader-Lieven, Johannes Schubert, Propst Klaus Wittke, Jens Lieven und Elisabeth Maas. NN-Foto: Lorelies Christian

Unter Federführung von Jens Lieven, Dozent für die Geschichte des frühen und hohen Mittelalters an der Uni Bochum, entstand ein Werk mit Beiträgen von Archäologen, Historikern, Kunsthistorikern und Theologen. Vielen Xantenern sind diese Experten bekannt aus den Vorträgen im Jubiläumsjahr oder von einer Tagung, die 2013 im Xantener Rathaus stattfand.

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Lieven erläutert die Schwerpunkte des 309 Seiten starken Buches: „Ein Themenkomplex beschäftigt sich mit dem mittelalterlichen Totengedenken, das bisher noch nicht so systematisch erforscht war; ein weiterer mit der Vorstellungsgeschichte der Kanoniker – welche Idee hatten sie von sich selbst und von ihrer Geschichte und ein dritter behandelt bisher nicht erschlossene Quellen, wie zum Beispiel Baurechnungen zum Bau des Gotischen Doms.” Beim Wort „Baukosten” schmunzelt Propst Klaus Wittke. Er erinnert sich an den Vortrag von Barbara Schock-Werner, in dem sie zusammenfasste: „Gebaut wurde nur, wenn Geld da war!” – Die Zeiten ändern sich …

Propst Wittke empfiehlt die Lektüre: „Die sehr eigenen Sichtweisen der Autoren sind erfrischend und erhellend und bieten allen mit dem Dom Verbundenen eine sehr gute Ergänzung zu ihrem bisherigen Wissen.” Dies ist ein Stichwort für Elisabeth Maas, stellvertretende Leiterin des Stiftsmuseums. „ Es ist nahezu einmalig, dass der Ort der Nutzung mit dem Dom und seinem Ensemble und die dokumentarischen Quellen so nah beieinander liegen”, verweist sie auf die vielen Schriftstücke im Stiftsmuseum, die geradezu zum weiteren Studium auffordern.

Dies ist auch die Hoffnung von Jens Lieven, der bestätigt, dass mit den neuen Beiträgen ältere Forschungsergebnisse modifiziert werden konnten und sich beim Buch auch Nachwuchswissenschaftler eingebracht haben.

Das Buch ist im renommierten Boehlau-Verlag erschienen und überall im Handel erhältlich zum Preis von 34,95 Euro. Die ersten drei Autoren Sebastian Ristow, Ulrich Nonn und Jens Lieven beschreiben die Anfänge des Stifts, Elizabeth den Hartog und Barbara Schock-Werner erläutern die Skulpturen, Dieter Scheler dokumentiert die Finanzierung über 280 Jahre Bauzeit des Doms, ohne Verschuldung des Stifts; Mareike Roder erzählt vom Leben der Kanonikerfamilie de Platea, während Saski Werth die Xantener Riswick-Teppiche näher betrachtet. Klara Katharina Petzel lässt den Leser den Hochaltar mit neuen Augen sehen. Paul Ley misst den Monumenten des Totengedenkens im Kreuzgang aus dem 16. Jahrhundert Bedeutung zu. Udo Mainzer stellt die Frage: „Carl Cuno – ein Teil des Xantener Doms?” Stefan Kraus beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau, bei dem Walter Bader eine große Rolle spielte. Doch ein Dom hat nicht nur Geschichte, sie zu bewahren ist Aufgabe der Dombauhütte. Dombauhütten-Meister Johannes Schubert fügt Arbeitsberichte aus den letzten zwei Jahrzehnten an und könnte sicherlich die Fortsetzung schreiben.

Darüber sind sich alle einig: Es gibt schon etliche Bücher und es wird weitere geben, da die Themenvielfalt, die die Stiftskirche bietet, unerschöpflich ist.

Möglich wurde die Veröffentlichung dank großzügiger Zuwendungen durch die Propsteigemeinde St. Viktor, dem Landschaftsverband Rheinland, der Stadt Xanten und des Instituts für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung an der Universität Duisburg-Essen.

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