HALDERN. Manchmal müssen Feierlichkeiten „aus gegebenem Anlass“ verschoben werden, ein ander Mal wird ein Zwischenstopp eingelegt, wenn die Gesamtstrecke zu lang wird. Die Rede ist von Halderner Dorfjubiläen. Längst ist im Lindendorf die Tausendermarke in Sicht. Im Jahre 1040 gründete die Aspeler Gräfin Irmgardis das Marienstift mit der Stiftskirche in Rees und einer Filialkirche in … Haldern. 1940, 900 Jahre später also, war Feiern nicht das Gebot der Stunde: Es herrschte Krieg. Der Geburtstag wurde 1949 „nachgefeiert“. Just in time wurde 1990 der 950. Geburtstag begangen. Am Schluss die Devise: Nächste Feier im Jahr 2040. Dann gibt‘s die 1 mit drei Nullen. Nun ja – es kommt anders: Ein Zwischenstopp wird eingelegt: 1040+975 =2015. Das passt.

Gefeiert werden soll im September, Kernzeit: 18. bis 20. September. Bernhard Uebbing, Vorsitzender des Heimatvereins: „Eigentlich wurden die Haldern-Jubiläen immer im Oktober gefeiert, aber da sind Ferien und Ende September wird in Rees Kirmes gefeiert. Da wäre es eine schlechte Idee gewesen, parallel dazu in Haldern das Jubiläum zu terminieren.“ Was sind schließlich zwei Wochen gemessen an 975 Jahren?

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Zum Jubiläum wird es einen Bildband geben. Clemens Reinders, Spezialist in Sachen Halderner Geschichte (in Bildern) hat gesammelt, sortiert und ausgewählt. An die 250 Bilder wird das Buch enthalten. Bernhard Uebbing: „Die Jubiläumsschrift zum 950. Geburtstag setzte primär auf Text – jetzt wird es umgekehrt sein.“ Clemens Reinders: „Natürlich wird es zu den einzelnen Bildern ausführliche Untertitel geben.“ Im Buch wird es um Architektur, Dorfleben, Landwirtschaft und all das gehen, was ein Dorf ausmacht.

Was die Fotos angeht, würde sich Reinders noch mehr Schnappschüsse aus den 60er und 70er Jahren wünschen. Reinders ist auf der Suche nach „privaten Fotos“ – nach Schnappschüssen also. „Wenn die Leute dir ein Album zeigen, bekommst du viel gestellte Bilder zu sehen. Und dann kommt die Stelle, an der sie weiterblättern und sagen: ‚Das ist jetzt eher privat.‘ Genau das interessiert mich.“ Eine Woche bleibt Reinders bis zum selbst festgesetzten Redaktionsschluss. Bis dahin kann sich jeder, der über Bilder verfügt unter Telefon 02850/5737 bei Reinders melden.

[quote_left]„Ein Kaiserschießen im Rahmen des Jubiläums wäre organisatorisch schwer möglich gewesen.“[/quote_left]

Zum 950. Geburtstag wurde in Haldern ein Dorfkaiser ermittelt. Das soll auch diesmal wieder der Fall sein. Das Dorfkaiserschießen findet allerdings nicht parallel zur Jubiläumsfeier im September statt, sondern wird ins Halderner Schützenfest am 11. Juli integriert. Manfred Daleske, 1. Brudermeister der Schützenbruderschaft St. Josef Haldern 1593: „Ein Kaiserschießen im Rahmen des Jubiläums wäre organisatorisch schwer möglich gewesen.“

So werden denn am 11. Juli alle noch lebenden Könige der Schützenvereine Haldern, Helderloh sowie Wittenhorst-Töven-Sonsfeld zum gemeinsamen Kaiserschießen antreten. Mit dabei: Leo Fischer. Zweimal regierte er die Halderner Schützen. Als 1948 das erste Schützenfest nach dem Krieg ausgetragen wurde, schoss Fischer den Vogel ab – seinerzeit noch nach Wilhelm-Tell-Manier mit der Armbrust. 30 Jahre später errang Fischer – diesmal mit dem Gewehr – zum zweiten Mal die Königswürde.

Manfred Daleske: „Nicht alle noch lebenden Könige – es sind insgesamt 121 – können am Umzug teilnehmen. Manche sind gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage. Wir rechnen aber mit über 100 Teilnehmern.“ Die Majestäten werden vor dem zum 16 Uhr beginnenden Schießen zunächst um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen empfangen und dann durchs Dorf ziehen. Manfred Daleske betont: „Eine Kleiderordnung wird es dabei nicht geben, aber eine Zugordnung schon.“

Die Könige aus Helderloh werden den Festumzug anführen, da der bisher einzige Dorfkaiser aus Helderloh stammte. Es folgen die Könige aus Wittenhorst-Töven-Sonsfeld und am Schluss die Halderner Könige. Was die Organisation des Kaiserschießens angeht, erklärt Manfred Daleske: „Das haben die drei teilnehmenden Vereine gemeinschaftlich gemacht.“

Von Heiner Frost

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