Neumarkt: „Eine Schande“

Bürgergemeinschaft Emmerich hat Reaktionen aus der Bevölkerung auf das Bauprojekt gesammelt

EMMERICH. „Dauerbaustelle!“ Joachim Sigmund muss nicht lange überlegen, welches Wort ihm in Bezug auf den Emmericher Neumarkt zuerst einfällt. Damit gibt sich der 1. Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) sehr zurückhaltend – ganz im Gegensatz zu vielen Bürgern, die sich jüngst am Info-Stand der BGE vor dem Rheincenter einfanden und dort ihrem Unmut Luft machen. „So viel Andrang hatten wir noch nie an unserem Stand“, sagt Sigmund, „das zeigt, wie sehr das Thema die Menschen beschäftigt.

BGE-Vorsitzender Joachim Sigmund zeigt einige der Karten, auf denen Emmericher ihre Meinung zum Thema Neumarkt festgehalten haben.
NN-Foto: MB

Die BGE hatten die Emmericher aufgrufen, ihre Meinung, aber auch ihre Ideen und Vorschläge zum Neumarkt auf Zetteln festzuhalten. Eines fällt sofort auf: Investor Josef Schoofs kommt dabei nicht gut weg – ganz im Gegenteil. Er sei „total unglaubwürdigt“ und „kein Investor, sondern Spekulant“. Die Stadt sollte das Projekt „sofort stoppen“, „radikal Schluss machen“ und „Schoofs auszahlen“. Oder, wie es ein Bürger formuliert: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als eine Schrecken ohne Ende.“ Denn schon jetzt sei der Neumarkt „eine Schande“. Für BGE-Chef Sigmund stellt sich vor allem eine Frage: „Kann und will der Investor das Projekt überhaupt noch umsetzen?“ So habe die BGE gehört, dass Schoofs noch immer keinen Ankermieter unter Vertrag habe, „und ohne diesen wird Schoofs Finanzierungsprobleme bekommen“, weiß Sigmund. Zumal Schoofs im Grunde kein Investor, sondern ein Projektentwickler sei. So habe er auch das Projekt Neumarkt entwickelt, doch schon die Suche nach einem Generalunternehmer sei gescheitert: „Er hat keinen gefunden, die Kosten sind ihm weggelaufen.“

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Nun herrscht auf der Baustelle Stillstand – die Arbeiten, die zuletzt dort stattfanden (die NN berichteten), sind für Sigmund „kein Baubeginn“. Für die BGE hat Schoofs jegliche Glaubwürdigkeit verloren, nicht zuletzt, als er vor zwei Jahren gegenüber Fraktionsvertretern den Emmericher Neumarkt laut Sigmund als „toten Hund“ bezeichnete. Für die BGE und ihren 1. Vorsitzenden gibt es nur noch ein mögliches Szenario: „Parteien und Verwaltung müssen an einem Strang ziehen, sich mit Schoofs zusammensetzen und klären, wie man die Sache regeln kann. Man muss sich einvernehmlich einigen – und am Ende wird die Stadt zahlen müssen.“ Persönlich sehe er „keine Chance, dass Schoofs das Projekt noch realisiert“, sagt Sigmund. „Die Bürger wollen es auch nicht mehr.“

Nach der Sommerpause wird die Verwaltung das Prüfergebnis zum CDU-Antrag bezüglich eines Bauzeitplans und eines möglichen Ausstiegs präsentieren. Dann muss laut Sigmund die Politik aktiv werden, „denn der öfentliche Druck ist da“. Hinzu komme, dass sowohl das ISEK als auch das Einzelhandelskonzept komplett auf den Neumarkt zugeschnitten seien. „Dadurch steht in Emmerich vieles still“, kritisiert Sigmund und bemängelt gleichzeitig, dass sich „zwei Bürgermeister von Schoofs haben hinhalten lassen“.

Bleibt die Frage, wie es nach einem möglichen Ausstieg aus dem Vertrag mit Schoofs weitergeht. Die Emmericher haben am Stand der BGE bereits einige Vorschläge hinterlassen. Diese reichen von attraktiven Grünflächen („Begegnungspark“) über Parkplätze und Veranstaltungsflächen (etwa „freistehende Bühne“) bis zu „bezahlbaren“ und „altengerechten Wohnungen“. Die BGE würde sich laut Sigmund eine Bürgerwerkstatt wünschen, um die Ideen aus der Bevölkerung zu sammeln, und betont: „Die BGE-Wünsche sind deckungsgleich mit den Vorstellungen der Bürger.“

Schoofs selbst scheint sich derzeit zum Thema Neumarkt nicht äußern zu wollen, Anfragen – auch seitens der NN – blieben unbeantwortet. Einige mögen es als bezeichnend ansehen, dass der Emmericher Neumarkt auf der Firmen-Homepage nicht in der Liste der Projekte auftaucht. Wie auch immer es ausgeht, in einem Punkt ist sich Joachim Sigmund sicher: „Die Folgen müssen die Emmericher tragen.“

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