Judith Schouten, Mitarbeiterin des Stadtarchivs, mit dem Wegweiser zu den Stolpersteinen in Goch. Auch die Mahntafel am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge auf der Herzogenstraße 8 wird darin aufgeführt. NN-Foto: CDS

GOCH. Platziert sind sie vor dem letzten frei gewählten Wohnort der jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die vor dem nationalsozialistischen Terror fliehen mussten oder ihm zum Opfer fielen – die Stolpersteine, die ins Straßenpflaster eingelassen sind und so an die Menschen erinnern.

Verlegt werden die Stolpersteine vom Künstler Gunter Demnig, der mit diesem Projekt inzwischen das weltweit größte, dezentrale Mahnmal für alle Verfolgten des Nazi-Regimes geschaffen hat. Rund 120 sind es in Goch. Ein Stolperstein erinnert an Franz Schneider, der als KPD-Mitglied 1933 wegen seiner politischen Gesinnung ermordet wurde – als einziger Gocher Bürger. Nun ist ein „Wegweiser zu den Stolpersteinen“ erschienen. Herausgeber ist die Initiative Gocher Stolpersteine; Judith Schouten, Mitarbeiterin des Stadtarchivs, hat die Informationen zu den einzelnen Personen aus den Beständen des Archivs zusammengetragen. „Der Wegweiser soll einen Anreiz bieten, sich zu informieren“, erklärt sie. Wer einen bestimmten Stolperstein sucht, der kann dazu den Lageplan nutzen.

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Ins Straßenpflaster eingelassen, erinnern die Stolpersteine an die Mitbürger und Mitbügerinnen aus Goch, die Opfer des nationalsozialistischen Terrors wurden. NN-Foto: CDS

Erschienen ist der Wegweiser, mit einem Vorwort von Bürgermeister Ulrich Knickrehm, in einer Auflage von 1.000 Stück und er ist in den Buchhandlungen für 9,90 Euro erhältlich. „Der Wegweiser ist absolut kein Gegenmodell zum Buch ,Wider das Vergessen‘ von Ruth Warrener“, betont Fachbereichsleiter Dr. Stephan Mann. Ruth Warrener, Lehrerin an der Gesamtschule Mittelkreis und Mitglied der Gocher Stolperstein-Ini­tiative, hat darin die Lebenswege jüdischer Familien aus Goch ausführlich recherchiert – mit Interviews, Berichten und Fotos (die NN berichteten im November 2017).

Als ein Zeichen, gerade in der heutigen politischen Situation, in der die Erinnerungskultur in Deutschland plötzlich wieder hinterfragt werde, möchte Dr. Mann den Wegweiser verstanden wissen: „Es geht nicht um Schuld, es geht darum, die Würde der Opfer zu bewahren.“ Erinnern und berühren, das sei die Intention. So ist auf dem Titelbild der Urenkel zu sehen, der den Stolperstein für seinen Urgroßvater berührt. Die Verlegung eines Stolpersteins sei immer ein bewegender Augenblick gewesen, erinnert sich Dr. Mann, der den ersten Kontakt mit Gunter Demnig herstellte: „Dann wird Geschichte für einen Augenblick lebendig.“ Und er freut sich über das bürgerschaftliche Engagement, das mit Spenden die Verlegung der Stolpersteine möglich gemacht hat. Nicht zu vergessen der Anteil, den die Kommunalbetriebe der Stadt Goch an den jeweiligen Stolperstein-Verlegungen hatten. „Das musste alles im Vorfeld organisiert werden; es war ein wunderbares Miteinander-Projekt von Bürgern und Verwaltung“, unterstreicht Dr. Mann.

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