Die Wirtschaftsförderung Emmerich hat mit dem verkaufsoffenen Sonntag zur Autoshow erst einen verkaufsoffenen Sonntag für dieses Jahr beantragt. Warum?

Sascha Terörde: Es ist so, dass die Werbegemeinschaft zusammen mit uns, dem Stadtmarketing, immer die verkaufsoffenen Sonntage beantragt. Wir haben jetzt erstmal den verkaufsoffenen Sonntag zur Autoshow am 8. April beantragt vor dem Hintergrund, dass das Entfesselungspaket der Landesregierung, wo auch die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten am verkaufsoffenen Sonntag geregelt sind, noch immer in der Schwebe ist.

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Was soll das Entfesselungspaket bewirken?

Terörde: Es soll in diesem Zuge Erleichterungen für die Kommunen geben, dass solche verkaufsoffenen Sonntage leichter und eventuell sogar mehr Verkaufsoffene genehmigt werden können – bis zu acht war mal im Gespräch. Außerdem soll der Anlassbezug gelockert werden. Aktuell muss man nachweisen, dass der Anlass – bei uns zum Beispiel die Autoshow – eine entsprechende Größe hat und dass dieser Anlass mehr Publikum anzieht, als die Geschäfte alleine anziehen würden. Zudem muss der räumliche Bezug zur Innenstadt gegeben sein, in der Regel sind das – je nach Kommune – 500 bis 700 Meter rund um die Veranstaltung. Diese ganzen Rahmenbedingungen sollen aufgeweicht werden, damit man nicht Statistiken führen muss, zum Beispiel wie viel kommen wirklich in die Geschäfte und wie viel kommen zur Veranstaltung. Dieser bürokratische Aufwand für die Beantragung soll reduziert werden

Das Ganze ist zurzeit aber nur in der Planung.

Terörde: Aktuell hat sich in der Landesregierung leider nichts weiterbewegt, so dass sich da aktuell nichts ändern wird. Deshalb haben wir erstmal nur den einen verkaufsoffenen Sonntag beantragt. Wir werden in den nächsten Wochen aber die nächsten beiden Anträge einreichen.

Welche beiden wären das?

Terörde: Einmal zu Emmerich im Lichterglanz am 29. Juli und zum Stadtfest am 2. September. Das sind die beiden verkaufsoffenen Sonntage, die auch in den vergangenen Jahren immer beantragt und genehmigt wurden.

Der verkaufsoffene Sonntag zum Weihnachtsmarkt würde damit also erneut entfallen?

Terörde: Den lassen wir noch offen, weil im letzten Jahr die Gewerkschaft ver.di ganz klar gesagt hat: Wenn ihr ihn so beantragt, wie in der Vergangenheit, dann klagen wir. Wenn der Anlassbezug aufgeweicht wird und der bürokratische Aufwand geringer wird, dann könnte es sein, dass wir erneut einen verkaufsoffenen Sonntag mit Weihnachtsmarkt beantragen.

Jan-Frens Bergman: Im vergangenen Jahr haben wir – statt des verkaufsoffenen Sonntages – ja einen langen Samstag organisiert. Dabei sind wir rumgegangen und man muss sagen, dass sehr viele Leute in der Stadt waren. Das heißt: Das Interesse und der Bedarf ist da.

Ist ein verkaufsoffener Sonntag für die Stadt Emmerich generell wichtig?

Terörde: Ja, gerade der verkaufsoffene Sonntag in der Adventszeit ist für den Einzelhandel immens wichtig, weil dann eben auch Familien mit Kindern gemeinsam einkaufen gehen können, was unter der Woche oft nicht möglich ist. Die Arbeitszeiten sind einfach vielfach anders und viele pendeln zu ihren Arbeitsstätten, so dass sie erst spät nach Hause kommen, so dass sie dann gar nicht mehr als Familie einkaufen gehen können.

Was sagen die Geschäftsleute?

Terörde: Dass wir den verkaufsoffenen Sonntag im vergangenen Jahr nicht beantragen konnten, schmerzte wirklich. Es tat ihnen weh und deshalb hat die Werbegemeinschaft auch versucht eine Alternative mit dem langen Samstag zu finden, um den Verlust eines verkaufsoffenen Sonntages etwas abzufedern und trotzdem die Möglichkeit zu geben, länger offen zu haben.

Bergman: Die Einzelhändler haben uns berichtet, dass sie gut verkauft haben und der lange Samstag echt gut gewesen sei.

Wäre er deshalb auch für 2018 eine Alternative?

Bergman: Wir werden uns bis Mitte des Jahres offenhalten, wie und was wir machen, in der Hoffnung, dass sich die Landesgesetzgebung etwas lockert. Es ist aber schon eine Option zu sagen: Okay, wir machen nicht den verkaufsoffenen Sonntag, aber den Samstag in Kombination mit dem Sonntag, so wie wir das 2017 auch hatten, als die Kirche ihren Adventsmarkt am Sonntag organisiert hatte. Wir hatten an dem Tag davor den langen Samstag, so dass man die beiden Dinge miteinander kombinieren und dem Kunden etwas bieten kann. Was die Zukunft bringt, ob wir den Weihnachtsmarkt eventuell auch ausbauen, müssen wir schauen.

Den Weihnachtsmarkt auszubauen, wäre aber schwierig. Warum?

Terörde: Wir sind gerade dabei zu fragen, wer Interesse an einem mehrtägigen Weihnachtsmarkt hätte, weil man ja Beschicker braucht. Aber es ist ein Unterschied, ob man für einen Tag jemanden akquiriert oder für mehrere Tage. Ich weiß, der Wunsch ist von vielen da, einen Weihnachtsmarkt mehrtägig im Rheinpark zu machen. Aber dafür muss man schon eine gewisse Anzahl von Beschickern haben und die Organisation ist ein nicht unerheblicher Aufwand. Denn man braucht zum Beispiel Hütten, Beschicker und Sicherheitspersonal und das ist mit nicht wenigen Kosten verbunden.

Bei der Planung für die verkaufsoffenen Sonntage hängt viel daran, was die Landesregierung beschließt. Was würden Sie sich wünschen?

Terörde: Wünschenswert wäre, wenn der bürokratische Aufwand geringer ist. Die Rahmenbedingung, dass ein verkaufsoffener Sonntag Anlass bezogen sein muss, ist gar nicht so verkehrt. Denn das Kaufverhalten hat sich sowieso insgesamt so verändert, dass das Publikum ein gewisses Unterhaltungsprogramm für sonntags erwartet. Es gehen zwar immer noch viele Familien an einem verkaufsoffenen Sonntag in die Stadt, aber es sind nicht mehr so viele wie früher. Es muss eine Veranstaltung, ein Anlass oder ein Rahmenprogramm da sein, mit dem man das Einkaufen kombiniert. Rein verkaufsoffen ist zwar nett, aber es ist heute zu wenig.

Bergman: Die Leute müssen abends nach Hause gehen und sagen: Ja es war nett und es war gemütlich. Es war Musik dabei oder dies oder das.

Wie viele verkaufsoffene Sonntag soll es im Jahr in Emmerich geben?

Terörde: Für uns wären vier wünschenswert, die wir auch sofort beantragen würden. Damit hätte man rein rechnerisch in jedem Quartal einen. Wir würden allerdings im Juli und im September einen machen. Jedoch könnte man, wenn die Landesgesetzgebung da ist, auch überlegen, noch weitere zu beantragen. Aber das müsste dann auch wiederum mit den Händlern abgesprochen werden, ob dieser Wunsch überhaupt da ist, denn man braucht ja zum Beispiel auch Personal dafür.

In den Niederlanden sind die Ladenöffnungszeiten sonntags lockerer geregelt. Dort öffnen viele Geschäfte und Innenstädte regelmäßig am siebten Tag der Woche. Blicken Sie da neidisch über die Grenze?

Bergman: Dadurch rennen uns viele Leute weg. Durch die Grenzlage ist bei uns die Situation extrem. Gerade an Sonntagen sind die Grenzverkehre deutlich zu erkennen. In den Grenzregionen ist es so, dass Lebensmitteleinkäufe sonntags auf niederländischer Seite getätigt werden, weil dort Supermärkte aufhaben. Dieses Angebot wird von vielen Deutschen genutzt.

Deutsche Supermärkte, Discounter oder Baumärkte, die außerhalb der Innenstädte liegen, dürfen aktuell in Deutschland auch an einem verkaufsoffenen Sonntag in den Innenstädten nicht öffnen, weil der räumliche Bezug zur Innenstadt fehlt. Ist das ein weiteres Problem?

Terörde: Das ist zweischneidig. Zum einen wird dadurch die Innenstadt gestärkt, weil die dortigen Geschäfte dadurch profitieren, dass die Leute in die Innenstadt kommen. Zum anderen ist das aber auch eine Wettbewerbsverzerrung für die Einzelhändler, die eben außerhalb dieser Region liegen, da sie dadurch benachteiligt werden. Schön wäre es, wenn die Kommunen selber regeln dürften, ob ein verkaufsoffener Sonntag räumlich begrenzt werden soll oder nicht. Gerade in einer Stadt wie Emmerich wäre es ja denkbar einfach zu sagen: Wir machen die ganze Stadt auf und dehnen den räumlichen Bezug auf 1.500 bis 2.000 Meter statt der bisher üblichen 500 bis 700 Meter aus. Dann hätten wir schon fast die ganze Stadt in dem Radius drin.

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