Friederike wütete über
dem gesamten Niederrhein

Über 500 Mal mussten Feuerwehr und Polizei am Niederrhein ausrücken / ein Toter in Emmerich

NIEDERRHEIN. Am Morgen war es noch verhältnismäßig ruhig. Die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm, der dann aber ab 10 Uhr über dem gesamten Niederrhein hinwegfegte und vielerorts, wie auf unserem Bild in Geldern, ein Bild der Zerstörung hinterließ.

Die Telefone von Feuerwehr und Polizei liefen am Donnerstagmorgen heiß. Bereits nach einigen Minuten ertönten die ersten Sirenen: Umgestürzte Bäume sorgten für Straßensperrungen und Behinderungen im Bahnverkehr. Die NIAG, Niederrheinischen Verkehrsbetriebe AG, twitterten daraufhin, dass es im gesamten Kreis Kleve zu großen Verspätungen komme. „Unsere Busse werden in diesen Bereichen umgeleitet. Besonders betroffen sind die Bereiche Kleve, Bedburg-Hau, Emmerich, Kranenburg.”

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Aber auch die Polizei des Kreises Kleve und des Kreises Wesel meldeten schon frühzeitig die ersten Einsätze. Die Rheinbrücken in Emmerich und Rees wurden gesperrt. Die Deutsche Bahn verkündete kurze Zeit später, dass der gesamte Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen aufgrund des Sturms eingestellt werde. Vielerorts konnten Pendler nichts anderes tun, als auf Taxen umzusteigen oder schlicht zu warten. Auch der Bahnverkehr zwischen Krefeld und Kleve war von der Sperrung betroffen.

Die Kraft des Sturmtiefs „Friederike“ zeigte sich am Nachmittag nach dem Sturm überall im Kreis. NN-Fotos: Theo Leie

Vielerorts beklagten Bürger sich über den ausgefallenen Storm. Die innogy SE meldete Versorgungsunterbrechungen aufgrund der starken Orkanböen: „Gegen 12 Uhr waren im Gebiet am Niederrhein rund 50.000 Einwohner ohne Strom.” Nicht nur ohne Strom, sondern auch ohne Wasser waren die Reeser. Hier sorgten entwurzelte Bäume auf der Halderner Straße in Richtung Empel für einen Rohrbruch, wodurch es zu einem Abfall des Wasserdrucks bei den Wasserwerken Wittenhorst kam.

Aufgrund der Vielzahl der Notrufe kam es zu Wartezeiten bei der Polizei und der Feuerwehr. Erst gegen 14 Uhr entspannte sich die Lage am Niederrhein und hinterließ ein Bild der Zerstörung.

Im Kreis Kleve verzeichnete die Polizei rund 170 witterungsbedingte Einsätze. Dabei erhielt die Leitstelle der Polizei etwa 130 Anrufe, in denen Gefahrenstellen durch umgestürzte Bäume und Strommasten gemeldet wurden.

Gegen 12 Uhr kam es am Wildweg, auf dem Privatgrundstück eines Campingplatzes, zu einem tödlichen Unglücksfall. Ein Baum stürzte auf einen 59-jährigen Mann aus Emmerich. Der Emmericher erlag noch am Unglücksort seinen Verletzungen. Die Angehörigen werden durch den polizeilichen Opferschutz betreut.

Bei drei Verkehrsunfällen verletzte sich eine Person schwer und drei weitere leicht. In Kervenheim an der Straße Et Grotendonk überschlug sich ein Skoda Fabia, nachdem er von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum fuhr. Die 47-jährige Fahrerin aus Uedem musste durch die Feuerwehr befreit werden. Sie verletzte sich schwer und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

In Kevelaer an der Bury St. Edmunds-Straße drohte die Dachverkleidung eines Discounters auf einen Parkplatz zu stürzen. Als die freiwillige Feuerwehr das Dach sicherte, wurde sie von einem unbekannten Mann beleidigt. Der Mann konnte aufgrund des laufenden Feuerwehreinsatzes nicht auf seinem „Stammplatz” parken. Als die Polizei eintraf, war der Mann bereits weggefahren. Die Beamten leiteten ein Strafverfahren gegen den Unbekannten ein.

Auch in Sonsbeck wütete der Sturm.

In Emmerich auf der Rheinbrücke, im Uedem an der Straße Am Kirchenhecken, in Niedermoermter in der Auffahrt zur Rheinbrücke Rees und in Straelen an der Broekhuysener Straße kippten witterungsbedingt LKW um. Ein LKW-Fahrer verletzte sich in Straelen leicht.

Die Freiwillige Feuerwehr Bedburg-Hau meldete, dass zahlreiche Bäume die Schienen und Bahnübergänge auf dem Gemeindegebiet Bedburg-Hau blockierten.Auf dem Uedemer Straße in Schneppenbaum stürzte ein Baum auf ein Mehrfamilienhaus. Das Dachgeschoßss ist unbewohnbar. Verletzt wurde hier niemand. In diesem Bereich war die Uedemer Straße aktuell für den Verkehr gesperrt.

Aber auch im Kreis Wesel sorgte Sturmtief Friederike für einigen Wirbel. Bis 14 Uhr löste Friederike im gesamten Kreisgebiet mindestens 297 Einsätze aus. In den meisten Fällen mussten Polizeibeamte für umgestürzte Bäume und Strommasten ausrücken, aber auch herunterfallende Dachziegel, abgerissene Stromkabel und ausgefallene Ampeln gehörten zum Einsatzrepertoire am Donnerstag.

In Alpen musste die Xantener Straße in Höhe der Leucht wegen mehrerer umgestürzter Bäume zeitweise voll gesperrt werden und die Ampelanlage Xantener Straße / Weseler Straße fiel aufgrund des Sturms komplett aus. Ein Kindergarten musste evakuiert werden, da die Fotovoltaikanlage drohte vom Dach zu stürzen.

Im nahe gelegenen Xanten- Birten waren mehrere Bäume in eine Stromleitung gefallen und lösten so einen weiträumigen Stromausfall im Bereich der Schulstraße aus und eine Stromleitung brannte.

In Rheinberg pfiff Friederike derart heftig um die Spitze eines Turms an der Kamper Straße, dass die Fensterscheiben zerbrachen und auf die Straße fielen. Glücklicherweise verletzte sich niemand.

Auch am Freitag dauerten die Aufräumarbeiten nach Friederike noch an und der Bahnverkehr konnte erst langsam wieder Fahrt aufnehmen.

 

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