Einem schwierigen Thema zu
mehr Anerkennung verhelfen

Ehemalige Pfarrerin Elke Spörkel gründet Selbsthilfegruppe „Trans (l)eben“

HALDERN. „Es ist eine sehr einschneidende Sache. Alles, war bisher war, steht zur Disposition.“ Elke Spörkel spricht heute offen über ihre Transidentität und das Thema Geschlechtsangleichung, sie vollzog 2010 die Personenstandsänderung – aus Hans-Gerd, evangelischer Pfarrer und Vater von sieben Kindern, wurde Elke Spörkel. Mit ihrer Erfahrung will sie gleichbetroffenen Menschen helfen.

Aufgrund der Anfragen in den vergangenen Jahren, vor allem von jungen Menschen zwischen Anfang und Mitte 20, bezüglich einer Beratung weiß Elke Spörkel: Auch am Niederrhein gibt es viele transidente Menschen, die sich mit ihren Problemen allein gelassen fühlen; die ihr von Spießrutenläufen zu Ärzten oder im Ort erzählen und von Eltern, die damit drohen, den Kontakt zum eigenen Kind abzubrechen.

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Spörkel selbst hat viele Jahre lang damit gerungen, den Schritt zu vollziehen und zur Frau zu werden. Zwei besonders schwierige Phasen habe sie durchlebt, in denen sie kurz davor stand aufzugeben. „Aber ich habe mich für das Leben mit all seinen Schwierigkeiten entschieden.“ Eine Konsequenz: „Die eigene Rolle muss neu definiert werden. Das geht ans Eingemachte.“

[quote_box_left]Transidentität
Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) haben seit In­kraft­tre­ten des „Transsexuellengesetztes“ in Deutschland 1981 etwa 25.000 Menschen eine Personenstandsänderung in Anspruch genommen. Die tatsächliche Zahl transidenter Menschen schätzt die dgti auf weit mehr als 200.000.
Alle Beratungsstellen sind unter www.dgti.org/beratungsstellen zu finden.[/quote_box_left]Ihre Erfahrung will die ehemalige Pfarrerin, die als Krankenhausseelsorgerin in Emmerich und in den evangelischen Altenheimen in Wesel tätig ist, nun in einer Selbsthilfegruppe weitergeben. Zwei Ziele verfolge sie dabei insbesondere: Das Thema Trans­identität mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und ihm zu mehr Anerkennung zu verhelfen, und die Hemmschwelle bei Gleichbetroffenen senken, sich Hilfe zu holen beziehungsweise beraten zu lassen. Elke Spörkel ist offizielle Beraterin der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti), ihre Frau, Kirstin Hänisch, Ansprechpartnerin für Angehörige.

Die Treffen der neuen Selbsthilfegruppe „Trans (l)eben“ finden ab 29. Januar immer am letzten Montag im Monat statt, ab 19.30 Uhr in den Räumen des Jugendreferats im Kirchenkreis, Baustraße 1, in Wesel. „Wir wollen damit den gesamten Niederrhein abdecken“, sagt Spörkel, die weiterhin auch individuelle und persönliche Beratungen anbietet. Die Abende werden moderiert und sollen die Möglichkeit zum Austausch bieten, auch für Angehörige und Partner. Jedes Treffen hat ein anderes Thema.

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