Ein Atrium für Millingen

Neue Lösung für Gleis-Unterführung in der Reeser Ortschaft – Ratsbeschluss ist jedoch notwendig

REES. Christoph Gerwers blickt auf die Grafik an der Wand. „Für mich ist die neue Variante die wesentlich attraktivere Lösung“, betont der Reeser Bürgermeister. Es geht um die Unterführungen für Radfahrer und Fußgänger in den Ortsteilen Millingen und Empel im Zuge des Ausbaus der Betuwe-Linie, die die Verwaltung nun der Presse im Rathaus vorgestellt hat. Diese unterscheiden sich deutlich von den ursprünglichen Vorhaben – und machen in Fall von Millingen einen Ratsbeschluss notwendig.

Über eine gewendelte Rampe werden Rad- und Rollstuhlfahrer in Millingen zur Unterführung geleitet; für Fußgänger gibt es eine Treppe, die direkt zur Hauptstraße beziehungsweise Anholter Straße führt.

Im Februar 2015 hatte der Rat die so genannte Konsons-Entscheidung getroffen. Inhalt war, dass es für Millingen und Empel zwar keine Pkw-Unterführungen statt der heutigen Bahnübergänge geben solle, dafür aber städtebaulich attraktive Lösungen für Fußgänger und Radfahrer – vor allem aber wurde sichergestellt, dass trotz der aufwendigen Umbaumaßnahmen an der Betuwe-Strecke keine finanziellen Belastungen auf die Stadt zukommen.

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Ursprünglich war vorgesehen, dass die Unterführung sowohl in Millingen als auch in Empel auf der heutigen Straßenachse verläuft. Fußgänger hätte diesen Weg direkt nutzen können, Rad- und Rollstuhlfahrer wären mit ohrenförmigen Rampen zur Unterführung geleitet worden. Doch bei der weiteren Planung dieser Variante, die die Reeser Stadtverwaltung zusammen mit der Politik entwickelt und beschlossen hatte, stieß das Kölner Ingenieursbüro Schüssler Plan auf eine massive Probleme. „Wir haben in Millingen und Empel sehr hohe Grundwasserstände, daher muss die ganze Konstruktion als wasserdichte Wanne gebaut werden“, erläutert Bauamtsleiterin Elke Strede. Die Folge: Die Rampen für Rad- und Rollstuhlfahrer hätten im Verlauf des Abstiegs mit bis zu 4,50 Meter hohen Betonwänden versehen werden müssen. „Das wäre wie ein Tunnel ohne Decke“, veranschaulicht Christoph Gerwers, „und würde auch nicht unserem Ziel entsprechen, Angsträume zu vermeiden.“

Die Unterführungen sollen hell ausgeleuchtet sein, auch um “Angsträume zu vermeiden”, wie die Verwaltung betont.

Aus diesen Grund entwickelte das Planungsbüro gleich eine zweite Variante, die eine Art Atrium beiderseits des Gleisbetts vorsieht. „Dadurch wird nicht nur weniger Fläche benötigt, das ganze Bauwerk wird auch heller und freundlicher“, sagt Gerwers und zieht den Vergleich mit der Unterführung am Gelderner Bahnhof, für den Schüssler Plan ebenfalls verantwortlich zeichnet. Demnach werden die Rad- und Rollstuhlfahrer über eine gewendelte Rampe zur Unterführung geleitet, für Fußgänger gibt es eine Treppenanlage. Allerdings: Während in Empel die Fußgänger weiterhin den direkten Weg auf der alten Sichtachse der Reeser Straße nehmen können (die Treppenstufen durchbrechen die gewendelte Rampe), verläuft die Unterführung in Millingen aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht entlang der heutigen Achse von Hauptstraße/Anholter Straße. Letzteres war aber bei der Konsens-Entscheidung beschlossen worden, weshalb im Fall Millingen nun noch einmal der Rat am 27. Februar entscheiden muss. Zuvor befasst sich der Planungsausschuss in seiner Sitzung am 1. Februar mit dem Thema.

Rund sechs Prozent beträgt die Steigung der Rampen und ist damit behindertengerecht konstruiert.

Gerwers ist zuversichtlich, dass die Politik sich ebenfalls mit der Atrium-Variante für Millingen anfreunden kann. „Es ist die schönere Variante“, wirbt der Bürgermeister für die auch von der Deutschen Bahn bevorzugte Lösung, bei der zudem die Unterführung in Millingen deutlich kürzer (21 statt 35 Meter) ausfällt. Der Heimatverein ist bereits informiert. Er hätte zwar die Unterführung entlang der Straßenachse bevorzugt, „aber man hat verstanden, dass die neue Variante die einzig sinnvolle Lösung ist“, berichtet Gerwers. „Der Heimatverein trägt sie mit.“ Ein für Millingen ebenfalls wichtiger Punkt: Die Bahnübergänge an der Haupt- und der Bruchstraße sollen erst geschlossen werden, wenn die Umfahrung für Pkw fertig ist. „Die Pläne sind ganz konkret, es sieht gut aus“, sagt Gerwers; 2020/2021 könnte die Umgehungsstraße gebaut werden. Für die Unterführungen dürfte es länger dauern: Gerwers und Strede rechnen mit einer Fertigstellung bis 2024/2025.

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